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Als die Tiere den Wald verließen

Als die Tiere den Wald verließen

Titel: Als die Tiere den Wald verließen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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überreden, es sich noch einmal anders zu überlegen. »Du bist sehr freundlich, Dachs«, sagte sie. »Aber ich weiß, im Innern deines Herzens ist dir klar, daß wir recht haben.« Der Dachs senkte den Kopf und nickte schwach. »Nun, ich nehme an, du hast recht«, gab er zu. »Aber ich hoffe, daß sonst niemand hierbleiben will?« Keines der anderen Tiere schien im mindesten geneigt, die Reise schon hier abzubrechen. »Gut«, sagte der Fuchs. »Und damit wir uns vom ersten Teil unserer Reise völlig ausruhen, schlage ich vor, daß wir noch einen Tag hierbleiben. Dann, wenn wir ganz und gar ausgeruht sind, können wir mit Unterstützung der Kröte beschließen, was unser nächstes Ziel sein soll. Irgendwelche Einwände?«
Da niemand Einspruch erhob, wurde die Sitzung beendet. Das Eingreifen der Eidechse hatte allerdings dazu geführt, daß kein richtiger Plan über die zukünftige Reisegeschwindigkeit der Tiere gemacht worden war. Die Tiere blieben im Stechginsterdickicht, bis es völlig dunkel war. Dann begannen ein paar von ihnen den Turmfalken und den Waldkauz nach dem Wasserloch im Sumpf zu befragen, und schließlich entschloß man sich, daß der Waldkauz ihnen den Weg zeigen würde. Aber zuerst wollten sie noch ein Weilchen schlafen. Der Fasan, seine Gefährtin und der Turmfalke kehrten auf ihre Plätze zurück, und auch die anderen Tiere suchten sich bequeme Schlafstellen. Der Maulwurf faßte den Entschluß, sich ein Stück in die Erde einzugraben, wo er, wie er sagte, besser schlafen könne. Die Eichhörnchen kletterten in eine kleine Eiche. Der Waldkauz, der nachts eigentlich erst richtig zum Leben erwachte und sich in der Dunkelheit völlig sicher fühlte, setzte sich auf das Geländer. Der Fuchs und der Dachs, die ebenfalls meist im Dunkeln unterwegs waren, wollten ihm ein Weilchen Gesellschaft leisten, da ihnen zuviel im Kopf herumging, als daß sie hätten schlafen können.
Sie setzten sich unter einen der Metallpfosten. Eine Zeitlang sagte keiner von den dreien etwas, da jeder seinen eigenen Gedanken nachhing. Schließlich brach der Fuchs das Schweigen. Er schien die Gedanken der anderen beiden auszusprechen, als er sagte: »Ich frage nicht, wie unsere Chancen stehen, daß wir mit dieser Sache Erfolg haben.«
»Nun«, sagte der Dachs, »wenn wir vorsichtig sind...« »Ich mache mir Sorgen wegen der Kröte«, fuhr der Fuchs fort, gerade als ein leichter Wind begann, ihm tröstlich ums Fell zu streichen. »Alles hängt von der Kröte ab, und sie hat sich schon beim ersten Abschnitt völlig verausgabt.«
»Sie hat die Strecke bereits einmal zurückgelegt«, erinnerte der Dachs.
»Das ist es ja gerade.« Der Fuchs schüttelte den Kopf. »Zweimal eine so lange Strecke, das ist vielleicht zu viel für sie. Eigentlich habe ich an sie gedacht, als ich vorschlug, wir sollten noch einen Tag hierbleiben.« »Man darf sie nicht mehr zu Fuß gehen lassen«, sagte der Dachs. »Sie muß reiten, genau wie der Maulwurf.« »Ich hatte den gleichen Gedanken«, sagte der Fuchs. »Ich werde sie gern tragen. Aber abgesehen davon - als sie die Reise das erstemal machte, mußte sie nur an sich selbst denken. Sie ist so schnell marschiert, wie sie eben konnte. Doch uns obliegt eine viel größere Verantwortung.«
»Ach komm, Fuchs, wir stehen erst ganz am Anfang«, warf der Waldkauz ein. »Es sieht dir eigentlich nicht ähnlich, so pessimistisch zu sein.«
»Ich versuche, realistisch zu sein«, gab der Fuchs ein wenig barsch zurück. »Aber du hast recht, Kauz«, fügte er hinzu. »Wir müssen optimistisch sein, und... na ja, vorsichtig.« Sie blieben noch ein paar Minuten sitzen und atmeten dankbar den kühlen Lufthauch ein. Dann kehrten der Fuchs und der Dachs zu den anderen Tieren zurück.
    Der Waldkauz verbrachte einige Zeit damit, lautlos von Baum zu Baum zu schweben und die Einsamkeit und die Dunkelheit zu genießen. Gelegentlich stieß er mit seiner früheren Zuversicht, so wie in den Zeiten, als der Farthing-Wald noch in Ordnung gewesen war, seine Rufe aus. Schließlich war er der Meinung, daß die Tiere lang genug geschlafen hatten, und so glitt er in elegantem Bogen von einem hohen Ulmenzweig und landete beim Stechginstergebüsch. Dort schrie er noch einmal. »Wenn jemand trinken möchte, dann soll er jetzt mitkommen!« verkündete er.
    Fast sofort schien es so, als gäbe es unter ihm ein kleines Erdbeben. Der Boden begann zu zittern, und die Erde gab nach. Der Waldkauz flatterte erschrocken auf und sah dann, wie an

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