Als die Tiere den Wald verließen
der Stelle, wo er gesessen hatte, die Nase des Maulwurfs aus einem Loch in der Erde auftauchte.
»Guten Abend, Waldkauz«, sagte der Maulwurf. »Ich habe phantastisch geschlafen. Ich habe fast die ganzen Würmer weggeschlafen, die ich gefressen habe.« »Du mußt einen guten Magen haben«, erwiderte der Waldkauz ein wenig kühl. Er war verärgert, weil der Maulwurf - ein Tier, dem er seiner Meinung nach ganz deutlich überlegen war - gesehen hatte, wie sehr er erschrocken war.
»O ja«, sagte der Maulwurf munter. »Ich könnte ohne weiteres noch einmal von vorne anfangen und doppelt soviel fressen. Oh, ich kann es nicht erwarten, bis wir zu dem Sumpf kommen. Wo ist der Dachs?« »Hinter dir«, sagte der Waldkauz trocken. Der Maulwurf fuhr ein wenig zusammen. »G .. .guten Tag... Dachs«, sagte er.
»Der Waldkauz bringt uns jetzt zum Wasser, und Würmer werden keine mehr gesucht!« sagte der Dachs. Der Maulwurf sah ganz niedergeschlagen aus. »Ich wußte nicht, daß du zuhörst«, sagte er leise. Der freundliche Dachs bekam ein bißchen Mitleid. »Na ja, vielleicht haben wir für einen oder zwei Zeit«, sagte er. Dann drehte er sich um und rief: »Kommt alle her! Der Waldkauz wartet!«
Die Tiere versammelten sich. Sie redeten von der Trockenheit und davon, wie man wohl während der Reise Wasser finden würde. Die Kröte war immer noch zu müde, um sich zu ihnen zu gesellen, und nach ihrem Erlebnis im Wasser am vorherigen Tag war auch die Schlange nicht geneigt, sich den anderen anzuschließen.
So kamen die Tiere diesmal schneller voran, und mit dem Waldkauz an der Spitze, der wie ein grauer Geist durch die Luft flatterte, bewegten sie sich durch das trockene Farnkraut und das ausgedörrte Gras. Jeder Grashalm, jeder Farnwedel schien aus Wassermangel den Kopf hängen zu lassen. Die Grasstengel waren trocken und brüchig und sahen aus wie Stroh, und alles, selbst die tiefhängenden Blätter an den vereinzelten Bäumen, war staubbedeckt und gierte nach Wasser. Der Maulwurf, der sich verbissen an dem gestreiften Fell auf dem Rücken des Dachses festhielt, dachte an nichts als an das zweite Festmahl, das er sich genehmigen würde, wenn sie am Sumpf anlangten. Der Boden fühlte sich unter den Füßen der Tiere steinhart an, und trotz der leichten Brise, die jetzt wehte, schien er viel von der Hitze des Tages gespeichert zu haben. Aber nachdem sie eine Weile schweigend dahingezogen waren, wurde die Erde weicher. Sie fühlte sich elastisch an, und an den überall herumstehenden ausgetrockneten Schilfbüscheln konnten die Tiere sehen, daß sie den Rand des Sumpfes erreicht hatten. Allerdings war dieser Teil ausgetrocknet. Von da an gingen sie vorsichtiger.
Der Fuchs lief an der Spitze. Er sah, wie der Waldkauz vorausflatterte und sich dann ungeschickt auf einem Schilfbüschel niederließ, da es in der Nähe keine Bäume gab. Als die Tiere bei ihm ankamen, sagte er: »Ich kann jetzt nicht mehr weiter. Das Wasser ist gleich da vorne. Paßt auf, wo ihr hintretet! Der Untergrund ist sehr feucht hier.«
Der Fuchs nickte und ging langsam weiter. Er hob vorsichtig die Pfoten und prüfte vor jedem Schritt sorgfältig den Grund. So gingen sie noch zwanzig Meter. Dann rief der Fuchs nach hinten: »Ich kann jetzt das Wasser sehen. Bleibt stehen, dann gehe ich voraus und suche einen ungefährlichen Weg!«
Die Tiere hielten den Atem an, als ihr Anführer langsam Schritt für Schritt weiterging. Nach etwa dreißig Schritten hielt er an und senkte den Kopf. Dann drehte er sich um. »Alles in Ordnung!« rief er ihnen zu. »Kommt hintereinander geradeaus hierher, aber ohne zu rennen! Es kann nichts passieren. Das Wasser ist kalt, aber sehr bitter«, fügte er hinzu. Nacheinander folgten die Tiere vorsichtig auf dem Pfad, den der Fuchs eingeschlagen hatte. Der Maulwurf glitt vom Rücken des Dachses und erbot sich mutig, den Abschluß der Reihe zu bilden.
Jetzt, wo er ganz hinten ging und ihn weder der Fuchs noch der Dachs sehen konnten, fühlte sich der Maulwurf frei, seinen eigenen Geschäften nachzugehen. Mit seinen kurzsichtigen Augen konnte er gerade noch den Fuchs sehen, der am Wasser stand und die anderen beim Trinken beaufsichtigte. Der Dachs stand zusammen mit den anderen in der Schlange. Der Maulwurf trat ein paar Schritte zurück. Die Erde unter seinen Füßen fühlte sich hier vielversprechend schwammig an.
Rasch begann er zu graben, denn sein unersättlicher Appetit wartete darauf, gestillt zu werden. Würmer! Vor seinem
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