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Als die Uhr dreizehn schlug

Titel: Als die Uhr dreizehn schlug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Pearce
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sprudelte sie emsig Geheimnisse und Geschichten hervor, als ob sie Angst hätte, dass Tom ihr nicht mehr lange Gesellschaft leisten würde. Wenn sie des Spielens im Garten müde waren, führte sie Tom hinüber zum Sommerhaus. Sie gingen die Treppe hoch und Hatty öffnete die Tür für sie. Von hinten im Haus brachte sie zwei verschlungene eiserne Gartenstühle heraus und stellte sie unter den Türbogen. Da saßen sie dann und sahen über den ovalen Teich und beobachteten die springenden Fische, während Hatty erzählte.
    Eines Tages fand Edgar sie dort sitzen. Sie hatten nicht bemerkt, dass er schon eine Weile dagestanden und sie angestarrt und belauscht hatte, bis er plötzlich – von der einen Seite des Teichs aus – Hatty zurief: »Was treibst du da eigentlich, Hatty?«
    »Ich ›treib‹ gar nichts, Vetter Edgar.«
    »Seit fünf Minuten redest du und nickst und lächelst und hörst zu, und das alles ganz allein.«
    »Ich bin nicht allein. Ich unterhalte mich mit einem Freund.«
    »Wo ist er?«
    »Auf diesem Stuhl hier natürlich.«
    Edgar brach in recht verächtliches Lachen aus. »Wirklich, Kusine Hatty, die Leute werden denken, du bist nicht ganz richtig im Kopf – früher waren es Elfen, aber das war einfach nur albern; und heute ist es jemand, der gar nicht da ist!« Lachend ging er davon.
    Hatty zitterte, als sie sich wieder Tom zuwandte. »Und jetzt geht er und sagt es den andern und sie werden mich auslachen und Tante Grace wird sagen, es zeigt, das ich immer noch nicht so weit bin, mit anderen Kindern irgendwohin zu gehen, nach draußen, ins Dorf.«
    »Nun ja«, sagte Tom, »warum hast du dann Edgar von mir erzählt?«
    Sie sah ihn mit weit auf gerissenen Augen an: »Aber man muss doch die Wahrheit sagen, oder nicht?«
    Von ihrem Platz aus sahen sie oft Abel unten im Garten bei der Arbeit. Manchmal hielt er inne und sah hinüber zum Sommerhaus, und dann winkte ihm Hatty nach Art einer Prinzessin.
    »Das ist so traurig mit Abel«, sagte Hatty geheimnisvoll.
    »Traurig?«
    »Die ganze Familie ist traurig. Aber du musst mir versprechen, nichts zu sagen, wenn ich es dir erzähle.«
    Tom sagte nichts und Hatty fuhr munter fort.
    »Er hatte nur einen Bruder und sie waren eines Tages draußen auf dem Feld – kurz bevor Abel hier Gärtner wurde. Sein Bruder war sehr eifersüchtig auf ihn und an diesem Tag kämpften sie miteinander. Nun, eigentlich hat der Bruder Abel einfach angegriffen – mit einer Waffe – und wollte ihn umbringen.«
    »Erzähl weiter.«
    »Er hat Abel getötet – das heißt, natürlich hat er ihn fast getötet. Es ist viel Blut geflossen. Es lag dampfend auf der Erde.«
    Eine schreckgetränkte Stille trat ein. Plötzlich sagte Tom: »Wie hieß Abels Bruder?«
    »Ich weiß nicht mehr, wirklich«, sagte Hatty. Sie wandte den Kopf ab und sah einem Vogel nach.
    »Hieß der Bruder vielleicht Kain?«, fragte Tom. Hatty tat, als hörte sie ihn nicht. Das ärgerte Tom besonders, denn mit allen Menschen im Garten erging es ihm so. »Die Geschichte von Kain und Abel steht nämlich in der Bibel und Kain hat Abel wirklich getötet. Ich glaube nicht, dass dieser Abel, der hier gärtnert, irgendetwas mit dem Abel aus der Bibel zu tun hat – außer dass er nach ihm getauft wurde. Ich glaube nicht, dass dieser Abel je einen Bruder hatte, der versuchte, ihn zu ermorden.«
    »Und was, wenn ich dir sage, dass Susan es mir erzählt hat – und Susan ist Abels Schatz? Und was, wenn ich dir sage, dass Abel selbst es mir gesagt hat, als Geheimnis?«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob du nicht flunkerst«, sagte Tom; und er hatte bewusst ein mildes Wort gewählt, um Hatty nicht zu verletzen. »Geh doch jetzt gleich zu Abel und frag ihn, ob er einen Bruder hat, der ihn ermorden wollte!«
    »Ich werd dir nie, nie mehr ein Geheimnis erzählen – nie!«, rief Hatty leidenschaftlich. Doch Tom wusste, was er davon halten sollte. Seine Herausforderung, die Sache mit Abel selbst zu klären, nahm sie nicht an, und Tom hielt dies für die Erlaubnis, ihre Geschichte nicht zu glauben. Es war nur noch ein kleiner Schritt, bis er nicht mehr glauben würde, dass Hatty die Prinzessin war, die sie zu sein behauptete.
    Doch diesen Garten hatte sie wahrhaftig in ein Königreich verwandelt.

Der Fluss zum Meer
    E igentlich wollte ich von Hatty mehr über den Garten erfahren«, schrieb Tom an Peter, »aber aus irgendeinem Grund hab ich vergessen zu fragen.« Er vergaß es immer. Tagsüber, in der Wohnung der Kitsons, dachte er

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