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Als die Uhr dreizehn schlug

Titel: Als die Uhr dreizehn schlug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Pearce
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kletterten den Uferhang empor. Die drei Alten, und besonders der Gänserich, behielten Tom und Hatty scharf im Auge. Jedes Mal standen sie da und beobachteten, wie die beiden im geheimen Tunnel durch die Hecke verschwanden.
    Die Gänse konnten eigentlich nichts für das, was dann geschah. Nein, wenn überhaupt, dann lag es am Pfeileschießen. Die Gänse gebrauchten einfach ihre Perlaugen und sahen, auf welchem Weg Tom und Hatty mit dem Pfeil, den sie geholt hatten, zurückkehrten. Und dann, einige Zeit später, machten sie sich selbst auf diesen Weg. Gewiss hatten sie ihre Gründe: Neugier und Heißhunger – Heißhunger auf den Küchengarten, keine Arglist.

Die Gänse
    D ie Gänse mussten ihren Marsch durch die Hecke in den Garten bald nach Sonnenaufgang begonnen haben, denn eines Morgens, als der Tau noch schwer auf dem Gras des Rasens lag, waren sie da. Tom hatte sich wie üblich um Mitternacht aus der Wohnung geschlichen, hatte die Hintertür geöffnet und den Garten am frühen Morgen vorgefunden. Das hatte ihn nicht überrascht, der Anblick der Gänse freilich schon.
    Die beiden Gänse und der Gänserich reckten wie üblich die Hälse und starrten ihn an, doch die Jungen achteten nicht auf ihn. Sie watschelten ziellos über den Rasen und eines steckte den Kopf ins Gras, um Tau zu trinken. Ein paar gebogene weiße Brustfedern lagen auf dem Rasen verstreut wie kleine Boote; und – viel schlimmer – ein oder zwei dunkelgrüne Gänsehäufchen waren zu sehen.
    »Was werden sie sagen?«, dachte Tom und meinte damit Abel und Hubert und James und Edgar und Susan, das Hausmädchen, und die strenge Frau, die wohl Hattys Tante sein musste – alle Hausbewohner, die er kannte. Hatty schloss er nicht ein, denn er wusste, dass sie zum Teil dazu beigetragen hatte – sie und ihr Geheimgang durch die Hecke. Natürlich hatte auch Tom Schuld. Das gestand er sich freimütig ein und hätte es ebenso jedem eingestanden, der seine Stimme hätte hören können.
    Bald stießen die anderen dazu. Als Erster kam Abel einen der Wege zum Rasen entlang. Er blieb wie angewurzelt stehen, riss Augen und Mund auf, sagte jedoch kein Wort.
    Dann wurde eines der Schlafzimmerfenster geöffnet und Tom hörte eine gebieterische Stimme, die Hattys Tante gehören musste. Sie rief Abel und fragte, was die Gänse da zu suchen hätten – auch wenn es in diesem Moment ganz offenkundig war – und was er jetzt unternehmen würde und wie sie überhaupt hereingekommen seien und vor allem – Tom wurde mulmig – wer daran schuld sei.
    Abel begann die Fragen der Reihe nach zu beantworten, wenigstens die ersten beiden, doch er kam nicht weit, denn die Tante ließ das Fenster zuknallen. Oben im Haus gab es ein Durcheinander von Stimmen und Schritten, die schließlich die Treppe herunterkamen. Es hörte sich an, als würde der ganze Haushalt auf dem Weg sein. Tom ging hinter einem Baum in Deckung. In einer solchen Lage überwältigte der Drang, sich zu verstecken, all seine Gewissheit, dass ihn niemand sehen könne. Selbst als er nur einen Augenblick durch Abels Blickfeld huschte, war ihm unwohl.
    Bald darauf kamen sie alle aus dem Haus geeilt und stellten sich auf die Treppe zum Garten, Hubert, James und Edgar vornean. Auch Hatty war dabei, angezogen von der Aufregung, doch ohne zu erkennen, dass sie selbst damit zu tun hatte. Die Brüder warteten ungeduldig darauf, etwas unternehmen zu können.
    »Scheucht sie nicht auf«, rief ihnen Abel von der anderen Seite des Rasens aus zu. »Wir treiben sie raus in den Obstgarten, wo sie keinen Schaden anrichten können, und von da aus krieg ich sie wieder rüber auf die alte Wiese.«
    Nun war auch Pincher, der Hund, zur Stelle, als Letzter von allen. Er drängelte sich durch die Beine der Gruppe auf der Treppe und stellte sich vor ihnen auf.
    »Nehmt den Hund weg«, rief Abel. Unterdessen schritt er langsam auf die Gänse zu. Die drei Jungen kamen von der anderen Seite und gemeinsam trieben sie die Schar hinüber zur Obstgartentür. Keiner beachtete Abels Warnung wegen des Hundes; und noch blieb Pincher abwartend auf der Türschwelle sitzen. Tom jedoch konnte erkennen, dass er vor Erregung zu zittern begonnen hatte. Er würde sich nicht mehr lange zurückhalten.
    Die Gänse ließen sich davontreiben, unablässig die gereckten Hälse wendend, die Kleinen an der Spitze. Misstrauisch und nervös schnatterten sie, am Rande der Panik. Plötzlich raste Pincher bellend los … und trieb sie über diesen Rand hinaus, und

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