Als die Welt zum Stillstand kam
bringen Kinder um«, flüsterte die Frau. »Curly, einen Freund von Jonah, haben sie schon ermordet. Wenn sie meinen Jungen etwas antun würden … Deshalb müssen wir weg.«
»Das mit Curly kannst du aber Jason nicht anhängen«, meinte ihr Mann.
»Vielleicht nicht Jason selbst. Aber was ist mit den Security-Kerlen, die überall rumlaufen? Ein Gang-Krieg war es jedenfalls nicht, der Curly umgebracht hat!«
Alex sah zu Bernie hinüber, der es schaffte, auf sein MoPad zu gucken, obwohl er seine eins neunzig in der kleinen Höhle mehr schlecht als recht zusammengefaltet hatte.
»Dann gibt es bestimmt auch eine Ausgangssperre, oder?«, fragte Bernie.
Der Mann nickte. »Wer nach fünf noch draußen erwischt wird und keine Ausnahmegenehmigung hat, bekommt zwei Tage keine Rationen.«
»Nee«, widersprach sein Sohn, »inzwischen sind’s schon drei Tage. Wenn man Pech hat, wird man sogar eingesperrt. Und im Gefängnis machen sie schreckliche Sachen mit einem. – Hat Curlys Vater mir erzählt!«, betonte er, als er Alex’ Miene sah.
»Dann bleiben wir am besten gleich hier.« Bernie seufzte. »Obwohl mir jetzt schon alles einschläft … Aber in zwei Stunden beginnt die Ausgangssperre.«
Er versuchte, ein Bein auszustrecken. Aber nachdem jeder der Anwesenden sich mindestens einmal beschwert hatte, weil sein Fuß einen Arm oder einen Kopf getroffen hatte, gab er es auf.
Mike sagte: »Hoffentlich schafft Jonah es rechtzeitig mit dem Bike hierher«, und danach schwiegen sie alle.
Kapitel 12
Aus Jennas Tagebuch:
4. Juli 2027
Heute habe ich in Felix’ Teil des Kellers etwas entdeckt, was mich erschüttert hat. Ich dachte, er wäre einigermaßen stabil, seit er sich »Tore ohne Grenzen« angeschlossen hat. Aber ich habe mich geirrt.
Im Keller hat Felix ein Notstromaggregat aufgebaut und ein Lager mit viertausend Litern Diesel angelegt. Im Raum daneben stehen so viele Wasserflaschen, dass ich nicht mal schätzen kann, wie viel Liter das sein könnten. Und Vorräte an Erbsen, Getreide – eine Getreidemühle gibt es auch –, Konservendosen ohne Ende und noch alles Mögliche andere.
Zuerst war ich wütend, dass Felix mich nicht eingeweiht hat. Dann war ich traurig, weil es ihm offenbar viel schlechter geht, als ich dachte. Und dann habe ich mich gefragt: Welche Überwindung muss es ihn jedes Mal kosten, ein Tor zu betreten, wenn er ihnen so wenig traut?
Irland, nahe
der Mobilen-Kommune
Die ersten Kilometer legte Celie unbehelligt zurück. Nur einmal schreckte sie eine Gruppe Jugendlicher auf, die ein nächtliches Bad im Meer genommen hatten. Sie war aber schon an ihnen vorbei, bevor sie sie so recht bemerkt hatten.
Als sie kurz darauf an der noch schwelenden Ruine einer Textilfabrik vorbeiritt, traten ihr wie aus dem Nichts vier bewaffnete Männer entgegen. Celie versuchte, auszuweichen, aber ihr Pferd scheute, tänzelte auf der Stelle und bäumte sich auf, sodass sie alle Hände voll zu tun hatte, um nicht abgeworfen zu werden. Die Männer hatten leichtes Spiel mit ihr und zogen sie vom Pferd. Zwei hielten sie fest, darum konnte sie nicht nach ihrem Messer greifen. Aber das hätte ihr gegen diese Übermacht auch nicht geholfen.
»Loslassen!«, schrie Celie.
Die Männer musterten sie grinsend.
»Na, du bist ja ’ne ganz Wilde, was?«, nuschelte einer, dem zwei Schneidezähne fehlten. Und ein anderer ergänzte: »Ich mag wilde Frauen!«
Celies Gefühle froren ein, Eiskristalle durchdrangen ihren Verstand. Sie versuchte, ihren Zorn am Brennen zu halten, aber die Angst erstickte ihn. In den Augen der Männer stand rohe Gier, und hier draußen war niemand, der sie aufhalten konnte. Außer …
»Sie wissen wohl nicht, wen sie vor sich haben!«, sagte Celie so würdevoll wie möglich.
»Na, wer bist du denn, Kleine?«, fragte der Zahnlose spöttisch. »Vielleicht die Königin von England?« Er packte ihr Gesicht grob mit einer Hand. »Na, so was, siehst der Thronfolgerin ja sogar ein bisschen ähnlich!«
Er und zwei andere Männer lachten, aber der vierte, ein hübscher blonder Junge, runzelte plötzlich die Stirn, kam näher und musterte Celies Gesicht eingehend. Dann sagte er: »Scheiße, das ist das Mädchen vom Bürgermeister!«
Nun erkannten die anderen sie auch.
»Der Engel mit der Klarinette!«, sagte einer verblüfft.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte der blonde Junge mit Panik in der Stimme.
Celie musste etwas sagen, schnell, bevor die vier in ihrer Verwirrung etwas Dummes taten. Sie zur
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