Als die Welt zum Stillstand kam
diese unmenschliche Welt ketten, ist jetzt gekommen! Denn unsere Kundschafter haben soeben bestätigt, dass es wahr ist: Sämtliche Tore auf der Welt sind heute Mittag ausgefallen. Offenbar ist der Grund dafür unbekannt …«
Die letzten Worte gingen im Tumult unter. Das Entsetzen erfasste jeden Einzelnen auf dem Platz. Celie fühlte eine eisige Kälte in sich hochsteigen. Sie durchdrang ihren Körper und ihre Gedanken, und während sie wie erstarrt dastand, wuchs ein einzelner Gedanke wie ein Eiskristall in ihr und durchbohrte sie:
Mom, das, wofür du gelebt hast, existiert nicht mehr. War es das wirklich alles wert?
Jason beruhigte die aufgeregte Menschenmenge, aber Celie bekam nur Bruchstücke mit: »gut gerüstet«, »nahezu autark«, »eigene Energieversorgung«, »selbst angebaute Lebensmittel«, »gute Ärzte«, »Netzwerk«, »Spezialisten«.
Nach einer Ewigkeit ließ die Kälte in ihrem Innern ein wenig nach, und sie hörte Jasons Schlussworte: »Wir werden gute Nachbarn sein und alle an unserem Wissen und unserer Erfahrung teilhaben lassen. Ja, wir werden es jedem Einzelnen da draußen ermöglichen, den richtigen Weg zu finden, auf dem wir bereits unterwegs sind. Die mobile Zukunft beginnt hier und jetzt!«
Wieder Applaus, der aber rasch verebbte.
»Ich weiß«, fuhr Jason leise, aber umso eindringlicher fort, »dass ihr euch Sorgen macht. Um das, was kommen wird; um eure Lieben, die noch in der Welt da draußen sind. Nein, ich werde euch nicht belügen: Die kommenden Wochen und Monate werden nicht einfach werden. Wir werden für unseren Weg kämpfen müssen. Und nicht alle, die wir jetzt vermissen, werden zu uns finden. Aber ich sage euch auch: Wir werden es schaffen. Zusammen sind wir nicht nur stark – wir sind unschlagbar. Denn wir Mobile sind die Zukunft!«
Jason riss die Arme hoch und eine Welle des Jubels erfasste die Menschenmenge.
»Wir sind die Zukunft!«, und: »Zusammen sind wir stark!«, kam es von allen Seiten. Die Angst, die sich am Nachmittag ausgebreitet hatte, war durch Jasons Rede wenn auch nicht ausgelöscht, so doch vorerst zurückgedrängt worden.
Aber Celie machte sich nichts vor: Dieser Effekt würde bald verfliegen. Spätestens dann, wenn die ersten schwerwiegenden Probleme auf sie zukamen. Und das würde schneller geschehen, als die meisten glaubten.
Als Jason im Rathaus verschwunden war, ebbte die Euphorie ab und die Diskussionen begannen. Manche wollten die Kommune verlassen, um nach ihren Angehörigen zu suchen. Und nach wenigen Minuten forderten einige bereits eine Abschottung der Kommune gegen Plünderer, die unter Garantie bald kommen würden.
Celie hatte kein Interesse, sich an diesen Spekulationen zu beteiligen. Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge, machte einen Bogen um Olle, Tamila und ein paar andere, die sie sonst vielleicht angesprochen hätten, und erreichte schließlich die Rückseite des Rathauses.
Hier war es ruhig, weil der kleine Platz dort zurzeit fast vollständig von einer Baustelle eingenommen wurde. Einige Roachys arbeiteten daran, die Nanobeschichtung der Fassade zu erneuern, und alles war weiträumig abgesperrt, um die teuren Spezialroboter zu schützen. Nur mit Mühe konnte Celie sich an den rot leuchtenden Gittern vorbeischlängeln. Jetzt musste sie nur noch am Krankenhaus und an den Fischteichen vorbei, dann war sie zu Hause.
»Dawn?«
Sie zuckte zusammen. Verdammt, jetzt hatte dieser Kerl sie schon wieder kalt erwischt!
»Jaja, die Baustelle darf nicht betreten werden«, sagte sie.
»Und das aus gutem Grund.«
Jason hatte sich eine braune Jacke übergezogen und stand breitbeinig vor ihr. Wollte er sie herausfordern? Das konnte er haben.
»Ich hätte gedacht, dass du zurzeit Wichtigeres zu tun hast, als Baustellen zu bewachen. Gibt es dafür nicht Politessen?«
Jason lächelte. »Dich im Auge zu behalten ist tatsächlich so was wie ein Vollzeitjob.« Er kam einen Schritt näher und sah sie durchdringend an. »Aber irgendjemand muss dich ja vor dir selbst beschützen.«
Celie stieß ein Absperrgitter um, das sofort hektisch in Rot und Gelb zu blinken begann, und baute sich direkt vor Jason auf. »Ich kann gut auf mich allein aufpassen, ich brauche weder dich noch sonst jemanden!«
Er wich keinen Millimeter zurück, sondern sah sie nur unverwandt an. Das brachte Celie erst recht in Rage.
»Warum kümmerst du dich nicht um deinen Kram?«
»Das ist mein Kram«, sagte er leise. »Denkst du denn, ich wüsste nicht, was du
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