Als die Welt zum Stillstand kam
er hätte das Schlimmste überstanden, als Sam plötzlich auf die Screen zeigte.
»Guck mal, jetzt werden die Punkte rot«, verkündete er. »Was bedeutet das, Dad?«
Neun Menschen rissen die Köpfe hoch und starrten auf die Screen. Dann begann der Erste zu schreien.
»Dad?!«
»Keine Angst«, sagte Greg. Er ließ sich auf seinen Stuhl fallen und ballte die zitternden Finger zu Fäusten. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis er in der Lage war, nach seinem MoPad zu greifen. Sein Sohn erwartete, dass er etwas unternahm, und er hatte nicht vor, ihn zu enttäuschen.
Doch als Greg keine Verbindung über sein MoPad bekam, wurde ihm klar: Selbst Superman würde nicht verhindern können, dass hier und jetzt die Welt unterging.
Kapitel 4
Aus Jennas Tagebuch:
3. April 2021
Ich hätte mir keine Sorgen machen müssen. Felix war ein wenig irritiert, weil ich den Selbstversuch ohne ihn durchgeführt habe. Aber er ist gestern Morgen aus seiner Depression aufgetaucht und hat den ganzen Tag und die ganze Nacht lang wie ein Verrückter gearbeitet. Heute Morgen hat er mir dann seine Überlegungen dazu präsentiert, wie wir der Welt das Transtorq zugänglich machen können. Natürlich haben wir uns darüber auch früher schon Gedanken gemacht, aber erst jetzt wird es ernst, und ich stimme ihm zu, dass unser Vorgehen wohlüberlegt sein sollte.
Wir haben den ganzen Tag diskutiert. Zuerst wollte Felix unsere Forschungsergebnisse einfach ins Internet stellen, wie wir es schon früher erwogen haben. So hätte jeder Zugang dazu – aber es wären eben auch viele darunter, denen man so ein mächtiges Werkzeug einfach nicht in die Hand geben will. Schließlich hat Felix vorgeschlagen, die Technologie einer vertrauenswürdigen Organisation zu übergeben. Uns ist dazu nur die UNO eingefallen.
Felix hat zu bedenken gegeben, dass wir der UNO das Transtorq zwar schenken können – unter der Bedingung, dass sie überall auf der Welt so viele Transtorqs aufstellen wie gebraucht werden, die jeder kostenlos benutzen kann. Aber die Technologie ist nur dann wirklich vor Missbrauch sicher, wenn niemand außer uns sie zur Gänze kennt. Felix meinte darum, wir sollten Bauplan und Funktionsweise der zentralen Scramblereinheit für uns behalten und den Scrambler in einem von uns kontrollierten Unternehmen selbst herstellen. Dort sollten wir die Leute so gut bezahlen, dass sie nicht versucht sind, die Details zu verraten. Und es sollte sich sowieso nicht lohnen, den Bauplan zu stehlen, weil alle kostenlos Zugang zu den Toren haben sollen. Wir werden aber auch einen Selbstzerstörungsmechanismus einbauen, der sich aktiviert, sobald jemand den Scrambler zu öffnen versucht.
Wir wollten dann noch über die Sicherheit beim Beamen sprechen und über erste wirtschaftliche Anwendungen, die den kostenlosen Bau und Betrieb der Transtorqs möglich machen könnten. Aber Felix hatte Celie versprochen, heute mit ihr auf den Spielplatz zu gehen.
Ich werde inzwischen herausfinden, an wen wir uns bei der UNO wenden können und wie wir am besten vorgehen.
Irland, Mobilen-Kommune
Das Fest zum »Tag der Straße« begann am Nachmittag mit einem Rennen auf der abgesperrten Hauptstraße der Kommune, an dem Groß und Klein teilnehmen konnte. Zugelassen waren Bikes jeder Art, Segways, Roachys und selbst gebaute Gefährte, die nicht größer als ein E-Transport-Tandem waren. Obwohl alle wegen des Torausfalls besorgt waren, wollte sich das niemand entgehen lassen – oder vielleicht gerade deshalb: Zeitweise ging bei dem »Rennen« gar nichts mehr, weil die Straße verstopft war. Trotzdem war es ein großer Spaß, und am Ende gewannen ein achtjähriger Junge und seine Oma nach einem halsbrecherischen Sprint auf ihrem Roachy.
Celie klatschte wie alle anderen auch, die sich auf den Bürgersteigen vor den mit Girlanden geschmückten Tischen drängten. Die Tische bogen sich unter ihrer Last: Kuchen mit Obst der Saison, Kaffee aus den Gewächshäusern in jeder nur denkbaren Zubereitung, Salate, Käseplatten, Aufläufe, spezielle Gerichte für Allergiker jeder Art und unzählige weitere Leckereien.
Es war laut, die Kinder tobten ausgelassen herum und man tanzte auf den Straßen zur Musik der »Mobile Tunes«. Sie hatten sich heute offenbar die ehrgeizige Aufgabe gestellt, ausschließlich Lieder zu spielen, die zum »Tag der Straße« passten: »Streets of London«, »Streetwalker«, »Streets of Love«, »Alphabet Street« … Celie war nur enttäuscht, dass ihr
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