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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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er sich erstaunlich fit. Er war bereit.
    Nur: Was brauchte er für seine Reise? Alex musste zum ersten Mal in seinem Leben genau überlegen, worauf er in den nächsten Tagen und Wochen auf keinen Fall verzichten konnte. Es war total ungewohnt, nicht jederzeit überallhin beamen zu können, um sich zu holen, was man brauchte. Aber er musste sich da hineindenken, sonst war er aufgeschmissen. Also: Was brauchte er jetzt und was konnte er sich auf dem Weg beschaffen?
    Als Erstes ging er in die Klinikküche. Nur kurz plagte ihn sein Gewissen, als er einige Äpfel, etwas Brot, Käse und drei Flaschen Wasser in seinen Rucksack packte. Noch wurde das Krankenhaus schließlich von außen versorgt – er brauchte die Sachen jetzt dringender. Er stellte sich auch ein Erste-Hilfe-Set zusammen und steckte ein Messer ein. Nur zum Brotschneiden, versicherte er sich selbst.
    Nur gut, dass er mit seiner Allwetterjacke zur Arbeit gekommen war. Und dass die Sensoren und die Nanobeschichtung selbst über Solarzellen versorgt wurden. Die Jacke würde sein einziger Schutz vor Regen und Kälte sein, wenn er draußen schlafen musste.
    Zum ersten Mal versuchte er sich ernsthaft vorzustellen, was ihn auf seinem Weg erwartete. Er würde sich zur alten Autobahn durchschlagen, das war vermutlich der direkteste Weg. Vielleicht fand er irgendwo auch ein Bike, mit dem er schneller vorwärtskam – und sicherer vor Angriffen war. Alex dachte an die Schlägertypen, die er draußen gesehen hatte. Bestimmt gab es inzwischen viele Banden, die auf der Suche nach Nahrung und anderen wertvollen Sachen durch die Gegend zogen. Die Polizei brauchten sie wahrscheinlich kaum zu fürchten – die hatte alle Hände voll mit der Notversorgung der Bevölkerung zu tun.
    Alex stand mit der Jacke in der Hand vor seinem Spind, als Schwester Susmita auf ihn zugerannt kam.
    »Gut, dass ich dich noch erwische!«, rief sie.
    Alex hätte sich am liebsten unsichtbar gemacht. Was hatte er denn jetzt schon wieder verbrochen? Schwer atmend blieb Schwester Susmita vor ihm stehen.
    »Du wolltest doch nicht etwa verschwinden, ohne mir Auf Wiedersehen zu sagen?«
    »N... Natürlich nicht!«, sagte Alex.
    Schwester Susmita lächelte. Ja, »die Frau mit dem bezaubernden Lächeln«, das passte wirklich zu ihr. Wenn man nur nicht immer Angst haben müsste, dass sie einen im nächsten Moment zur Schnecke machte. Aber Schwester Susmita hatte etwas anderes vor. Sie zog alles Mögliche aus den Taschen ihres Kittels.
    »Das wirst du brauchen, und das, und das auch …«
    Sie stopfte alles in seinen Rucksack: eine Handvoll geladener Akkus, die da draußen inzwischen vermutlich so wertvoll waren wie Gold, weil man sie nicht mehr an jeder Straßenecke aufladen konnte, ein winziges Radio, einen Block und zwei Kugelschreiber – und einen Schlüssel.
    »Der ist für eines der Bikes unten in der Garage. Die Nummer steht drauf. Und steck dort auch ein Flickset ein.«
    »Aber …« Alex fand nur mühsam seine Sprache wieder. »Das brauchen Sie doch alles selbst!«
    »Unsinn!« Schwester Susmita schüttelte den Kopf. »Wir haben noch vier weitere Radios hier und mehr Bikes, als wir brauchen. Außerdem werden wir im Krankenhaus noch eine Weile versorgt. Du hingegen musst dich ganz allein durchschlagen. – Und das«, sie hielt ihm eine Packung Tabletten vor die Nase, »das sind Tabletten zur Wasserentkeimung. Trink bloß kein Wasser aus Bächen oder so, ohne es zu entkeimen und abzukochen, versprich mir das!«
    Sie sah mit gerunzelter Stirn zu ihm hoch.
    Alex schoss etwas in den Sinn, was er früher niemals laut ausgesprochen hätte. Weil er sicher war, dass sie ihn dafür gefeuert hätte. Aber das konnte sie jetzt nicht mehr und darum sagte er es einfach: »Auch wenn Sie grimmig gucken, Schwester Susmita, sind Sie immer noch so schön wie eine Prinzessin aus Tausendundeiner Nacht.«
    »Du bist gefeuert, Alex«, sagte sie.
    Er zog die Jacke an und setzte den Rucksack auf. »Passen Sie auf sich auf, Schwester Susmita.«
    »Du auch, Alex.«
    Er war schon ein paar Schritte gegangen, als sie rief: »Und lass mal von dir hören, wenn die Tore wieder funktionieren!«
    »Ich hab ja Ihre Nummer«, sagte Alex. Dann machte er sich auf den Weg.
Berlin, auf dem Weg zur Avus
    Das Erste, was ihm draußen auffiel, war der Gestank. Eine ekelhafte Mischung aus Fäkalien, die wegen nicht funktionierender Klos einfach in die Gullis gekippt wurden, und Müll, der nicht mehr durch die Tore entsorgt werden konnte

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