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Als die Welt zum Stillstand kam

Als die Welt zum Stillstand kam

Titel: Als die Welt zum Stillstand kam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Neumayer
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und nahm alles heraus, worauf er nicht verzichten konnte. Das Werkzeug, das er brauchte, um das Radio umzubauen; Nahrung und Wasser; und dann noch so viele Teile des auseinandergebauten Tors, wie ins Boot passten.
    Als er das Wasser mithilfe eines Stücks Torwand aus dem Boot geschöpft hatte und mit dem Doppelpaddel in der Hand darin saß, schaute Bernie zu dem Roachy zurück, der auf seinen dreieinhalb Beinen am Ufer stand. Herrje, es war nur ein Roboter, kein bedauernswerter Hund oder so was! Trotzdem fiel es Bernie schwer, ihn zu verlassen.
    »Pass auf dich auf«, sagte er, auch wenn das total tonto war. Aber hier hörte ihn ja niemand.
    (Außer dem Roachy. Der hatte schließlich auch akustische Sensoren.)
    Es dauerte einige Zeit, bis Bernie nicht mehr Gefahr lief, sich mit dem Paddel selbst k. o. zu schlagen. Danach klappte es zwar mit dem wechselseitigen Eintauchen des Paddels, aber trotzdem hatte Bernie den Eindruck, dass sich das Boot nur schwerfällig bewegen ließ. Na ja, vielleicht gab es hier irgendwelche Strömungen, die ihn bremsten.
    Als er sich umschaute, sah er, dass es keine Strömungen waren – es war der Roachy! Mit den fingerartigen Greifgliedern seiner Vorderbeine hing er hinten am Boot. Sein Körper schwebte über dem Wasser. Das lag an dem aufblasbaren Kissen – noch so eine Sonderausstattung –, von dem Bernie bislang nichts gewusst hatte. Es hielt die dreigliedrige Plattform über Wasser, die den Körper des Roboters bildete. Die verbliebenen Beine hatte der Roachy um das Kissen herumgeklappt, sodass er jetzt aussah wie ein kleines schwimmendes Ufo mit Armen.
    »Packy«, sagte Bernie.
    Da das GPS nicht funktionierte, wusste Bernie nicht, wie weit er schon gekommen war, als er gegen Mittag eine Pause machte. Er legte auf einer winzigen Insel auf dem See an, den er gerade durchquerte. Hier gab es Himbeeren und Bernie stürzte sich darauf. Nachdem er seinen Hunger fürs Erste gestillt hatte, pflückte er so lange weiter, bis das eimerartige Gefäß, zu dem er einen Teil einer Torwand gebogen hatte, gut gefüllt war. Dann nahm er sich das Radio vor.
    So vergingen die nächsten Tage: paddeln, essen, Wasser suchen, an dem Radio und am MoPad herumbasteln, im Fluss baden, anderen Booten so gut wie möglich ausweichen, abends eine geschützte Stelle suchen und – zusammen mit dem Roachy – unter die Tarnplane kriechen, um ein paar Stunden zu schlafen.
    Manchmal dachte Bernie, er würde das Radio niemals zu einem CB-Sender umbauen können. Manchmal dachte er, das Boot würde nicht mehr lange durchhalten, und manchmal dachte er, seine Arme würden nicht mehr lange durchhalten. Aber dann ging es doch weiter, Stück für Stück.
    Und schließlich war das CB-Funkgerät einsatzbereit.
    Zumindest glaubte Bernie das. Sicher würde er es erst wissen, wenn er es ausprobiert hatte. Unschlüssig sah er auf das Durcheinander aus Drähten, Lautsprechern, Bauteilen und Antennen, zu dem das Radio und das MoPad in den letzten Tagen geworden waren.
    »Was meinst du, funktioniert es?«, fragte er den Roachy, der tropfend neben dem Boot stand. Der Roachy schwieg, wie immer.
    »Hast recht.« Bernie nickte. »Ich werd’s ausprobieren müssen. Also los.«
    In Gedanken ging er noch mal die einzelnen Schritte durch, dann nahm er das Radio in die linke und das MoPad in die rechte Hand. Er drückte eine Taste am MoPad und sagte: »Hallo. Kann mich irgendjemand hören?«
    Rauschen. Noch mehr Rauschen. Aber keine Antwort. Bernie war kurz davor, zu schreien, als ihm auffiel, dass er etwas vergessen hatte.
    Er ließ die Taste des Senders los und schaltete mit dem Touch-Pen zwischen den Kanälen auf dem MoPad hin und her. Und endlich hörte er eine Stimme:
    »Hallo. Hier ist Station Gemeinschwein. QRZ 5) ?«
    5) Q R Z: Von wem werde ich gerufen? (CB-Funk-Jargon)
    Da nichts mehr kam, drückte Bernie die Taste an seinem Sender. »Hallo, was heißt denn QRZ?«
    Durch das Rauschen war ein leises Lachen zu hören. Dann sagte die Stimme: »Wie heißt du?«
    »Hier ist Bernard … Bernie Sigmarek. Und wie heißt du?«
    »Ich bin Kalle. Bist wohl kein CB-Funker, was?«
    Bernie erklärte Kalle, wie er sein CB-Funkgerät zusammengebaut hatte, und erzählte ihm, dass er mit einem Boot in der mecklenburgischen Wildnis unterwegs war. Kalle wollte wissen, wovon Bernie in der Wildnis so lebte, und Bernie wollte wissen, wie es in der Zivilisation aussah. Im Wesentlichen bestätigte Kalle das, was Bernie schon vermutet hatte.
    Als Kalle

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