Als es Nacht war in Dresden: Roman (Frauenromane) (German Edition)
Auch ihre Eltern hatten Helmut und mich nach Hause eingeladen. Sie bewohnten ein schönes, großes, gediegen eingerichtetes Haus. In dieser Umgebung wurde mein Vorsatz geboren, immer ein schönes Zuhause haben zu wollen, egal, auf was ich dafür verzichten müsste, dies sollte für mich immer Vorrang haben. Das Wochenende, an dem Frau Weiler uns abholen wollte, stand nun bevor. Voller Wehmut dachte ich an den Abschied von Erna. Wir hatten uns fest versprochen, einander zu schreiben und uns, wenn es die Umstände zuließen, auch zu besuchen. Dies geschah aber nur einmal in den kommenden Jahren. Erna heiratete einen Offizier, der bald nach der Hochzeit an die Front geschickt wurde.
Für den Rest der Reise hatten wir wenig Gepäck, ich kümmerte mich um das meine, und Helmutchen, so wurde er immer von seiner Mutter gerufen, wurde im Sportwagen mit dem Rest bepackt. Ein Abteil für Reisende mit Traglasten, auch Kinderwagen, nahmen wir für den Rest der Reise in Anspruch. Am Hauptbahnhof in Dresden empfing uns Herr Weiler, dann hieß es auf zum Endspurt, noch ca. 30 Minuten bis zum Bahnhof Niederau. Auf das neue Zuhause war ich sehr gespannt, wir wussten ja schon im Vorfeld, dass das Haus gegenüber vom Bahnhof stand, zu erreichen war es nach Überquerung des Bahnüberganges. Ein großes Tor direkt an der Straße war der Eingang, ein Weg entlang an den Gleisen, die mit einem hohen Zaun versehen und abgesichert waren, führte zum Haus. Es hatte zwei Stockwerke mit hohen Fenstern.
Es gab eigentlich zwei Eingänge: der erste, von der Straße kommend, war für die Familie des Direktors der Rütgers Werke bestimmt. Der zweite, am anderen Ende des Hauses, führte die Familie Weiler in ihr neues Heim. Dieses Zuhause konnte nur über den beschriebenen Weg erreicht werden. Das hohe Tor an der Straße musste immer verschlossen bleiben. Wer zu Besuch kam, musste sich am Tor über eine Sprechanlage anmelden und wurde dort in Empfang genommen und in das Haus begleitet. Ebenso mussten die Besucher wieder zurückgebracht werden. Hinter dem Haus war ein schöner Garten mit einem kleinen Teich, leider befand sich auf dem Gelände auch ein einstöckiger Bau mit Büros und der Verwaltung. Herr Weiler konnte vom Haus aus durch den Garten direkt den Betrieb erreichen. Das Werk selbst konnten die Mitarbeiter und Lieferanten nur am Dorfeingang über mehrere Kontrollen erreichen. In der ganzen Länge, von unserem Eingangstor bis hin zum Eingang der Rütgers Werke, führte eine hohe Mauer entlang. Die Mauer gestattete keinen Einblick in das Werk, die Mitarbeiter waren zur Geheimhaltung verpflichtet. Bestand Gefahr oder gab es den gefürchteten Fliegeralarm, musste Herr Weiler sofort in den Betrieb, selbst in der Nacht. Er wurde dann über ein Haustelefon, das nur für ihn gedacht war, verständigt.
Das Werk hatte einen eigenen Bahnanschluss für Güterwagen, diese wurden meistens nachts rangiert und abgefertigt, das war für uns nicht zu überhören. Die neue Wohnung war groß und sehr hell, schöne Kachelöfen gab es in meinem Zimmer und dem Esszimmer zusätzlich zur Zentralheizung. Ein langer Flur führte durch die ganze Wohnung, sodass jedes Zimmer einzeln erreicht werden konnte. Rechts vom Eingang kam man in das Herrenzimmer, ein Bogendurchgang führte in das Esszimmer, wo auch das Klavier von Herrn Weiler stand. Es gab vom Flur aus eine zweite Tür, durch die man in das Esszimmer gelangte und von da in mein Zimmer, mein Reich. Von der Haustür nach links kam als Erstes das Schlafzimmer von Weilers mit einer Verbindungstür in ein kleines Zimmer für Helmut, das aber auch vom Flur aus betreten werden konnte. Die nächste Tür führte in ein sehr geräumiges Bad mit zwei Waschbecken. Gegenüber vom Esszimmer war nun die Küche, wie ich fand, viel zu groß, mit einer Speise- und einer Besenkammer. Was da an Arbeit anfiel, dessen war ich mir bewusst, war bestimmt jede Menge. In den folgenden Tagen gab es noch einiges anzupacken, wobei ich nicht helfen konnte, aber das Essen wurde so gut wie möglich von mir zubereitet, und Helmut beanspruchte auch einiges an Zeit. Herr Weiler ging bereits wieder seiner Arbeit nach, am Abend räumte er seine Bücher in den Bücherschrank und ordnete einiges in seinem Herrenzimmer.
An die neue Umgebung gewöhnten wir uns sehr schnell. Als die Kisten ausgepackt waren, stand ein Termin in Meißen an. Frau Weiler musste mich in der Berufsschule anmelden, die ich einmal wöchentlich besuchen sollte. Versprochen
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