Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
Vom Netzwerk:
begreifen lernen.«
    »Telepathie?«, fragte Webster.
    »Nicht direkt«, gab Joe zurück. »Wir Mutanten haben telepathische Fähigkeiten, aber das ist etwas anderes. Die Philosophie Juwains verleiht einem die Fähigkeit, den Standpunkt des anderen bewusst zu erkennen. Das führt nicht unbedingt auch zu einer Übereinstimmung mit ihm, aber man begreift ihn. Man weiß nicht nur, wovon der andere spricht, sondern auch, was er dabei fühlt. Mit Juwains Philosophie müsst ihr die Gültigkeit der Ideen eines anderen Menschen akzeptieren, nicht nur seine Worte, auch die Gedanken, die dahinterstecken.«
    »Semantik«, murmelte Webster.
    »Wenn Sie auf diesem Terminus bestehen«, sagte Joe. »Was es eigentlich bedeutet, ist, dass man nicht nur den äußeren, sondern auch den inneren Sinn der Worte versteht, die ein anderer ausspricht. Beinahe Telepathie, aber nicht ganz. In mancher Beziehung sogar um vieles besser.«
    »Wie macht man das, Joe? Wie wird man …«
    Wieder Gelächter. »Denken Sie eine Weile darüber nach … Stellen Sie fest, wie dringend die Menschen darauf angewiesen sind. Dann können wir uns vielleicht unterhalten.«
    »Ein Handel«, sagte Webster.
    Joe nickte.
    »Mit Fallen, nehme ich an.«
    »Ein paar«, sagte Joe. »Findet sie, und wir können auch darüber sprechen.«
    »Was wollt ihr dafür?«
    »Viel«, sagte Joe, »aber das ist es vielleicht wert.«
    Der Bildschirm wurde dunkel, und Webster starrte ihn mit zusammengezogenen Brauen an. Fallen? Und ob! Massenhaft.
    Webster schloss die Augen und spürte, wie das Blut in seinem Schädel rauschte.
    Was hatte man der Philosophie damals, als sie verlorengegangen war, zugetraut? Dass sie die Menschheit in zwei Generationen um hunderttausend Jahre vorwärtsbringen würde. So ungefähr.
    Vielleicht war das ein bisschen übertrieben – aber nicht sehr. Eine kleine durchaus angebrachte Übertreibung, das war alles.
    Menschen, die einander verstanden, weil jeder hinter die Worte des anderen sehen und somit das wirklich Entscheidende erkennen konnte. Kein Missverständnis, kein Vorurteil, keine Voreingenommenheit, keine Tricks – ein klares, vollkommenes Erfassen aller im Widerstreit miteinander liegenden Aspekte eines Problems. Auf alles anwendbar. Auf Soziologie, Psychologie, Technik, auf alle Facetten einer komplizierten Zivilisation. Keine Irrtümer mehr, kein Streit, sondern ehrliche und offene Einschätzung aller Fakten und Ideen.
    Hunderttausend Jahre in zwei Generationen? Vielleicht gar nicht einmal so schlecht geschätzt.
    Aber mit Fallen bestückt! Oder nicht? Wollten sich die Mutanten wirklich davon trennen? Um jeden Preis? Oder schwenkten sie den Köder vor den Augen der Menschen nur hin und her, um sich wieder einmal königlich zu amüsieren?
    Die Mutanten hatten keinen Gebrauch von Juwains Worten gemacht. Natürlich nicht, sie waren ja nicht darauf angewiesen. Sie hatten ihre Telepathie, und das genügte ihnen. Individualisten hatten wenig Bedarf für eine Methode, einander zu verstehen, denn es war ihnen gleichgültig, ob sie einander verstanden oder nicht. Die Mutanten kamen anscheinend gut miteinander aus, indem sie den für die Wahrung ihrer Interessen für nötig gehaltenen Kontakt duldeten. Aber das war auch alles. Sie würden zusammenarbeiten, um ihre Haut zu retten, aber sie hatten kein Vergnügen daran.
    Ein ehrliches Angebot? Ein Köder, um die Aufmerksamkeit des Menschen zu binden, während an anderer Stelle ein schmutziges Geschäft abgewickelt wurde? Ein Spaß? Oder ein Angebot mit Haken?
    Webster schüttelte den Kopf. Es ließ sich nicht entscheiden. Niemand konnte die Motive oder Begründungen eines Mutanten begreifen.
    Schwaches Licht war mit dem Schwinden des Tages an den Wänden und der Decke des Büros aufgeglommen, das automatische, verborgene Licht, das mit dem Vordringen der Dunkelheit immer mehr zunahm. Webster sah zum Fenster hinüber, ein schwarzes Rechteck mit ein paar Reklameschildern, die über der Skyline der Stadt flimmerten.
    Er drückte auf eine Taste und sagte zu seiner Sekretärin im Vorzimmer: »Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat. Ich habe die Zeit ganz vergessen.«
    »Macht nichts, Sir«, sagte die Sekretärin. »Ein Besucher wartet auf Sie, ein Mr. Fowler.«
    »Fowler?«
    »Ja, Mr. Fowler, vom Jupiter.«
    »Ich weiß«, sagte Webster. »Bitten Sie ihn herein.« Er hatte Fowler und seine Drohung beinahe vergessen.
    Er starrte geistesabwesend auf seinen Schreibtisch, entdeckte das Kaleidoskop. Komisches

Weitere Kostenlose Bücher