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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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ich ihn? »Hören Sie, Fowler«, sagte er. »Warten Sie ein paar Tage. Nicht länger. Dann reden wir wieder darüber.«
    »Ich habe lange genug gewartet.«
    »Aber Sie sollten sich Folgendes überlegen: Vor einer Million Jahren entstand der Mensch – er war nur ein Tier. Seit dieser Zeit hat er sich auf der Leiter der Kultur hochgearbeitet. Stück für Stück hat er mühsam eine Lebensauffassung entwickelt, eine Philosophie, eine Art, zu handeln. Sein Fortschritt ging beinahe geometrisch vor sich. Heute leistet er weit mehr als gestern. Morgen wird er noch mehr können als heute. Zum ersten Mal in der Geschichte kommt der Mensch zu sich selbst. Er hat einen guten Start, macht den ersten großen Schritt, möchte man sagen. Er wird in viel kürzerer Zeit weiterkommen als bisher. Vielleicht wird es nicht so angenehm wie auf dem Jupiter, vielleicht lässt sich das nicht vergleichen. Vielleicht ist die Menschheit verglichen mit den Lebensformen Jupiters langweilig. Aber es ist menschliches Leben. Darum hat er sich bemüht. Das hat er selbst erreicht. Dieses Schicksal hat er selbst geformt. Ich möchte nicht glauben müssen, Fowler, dass wir gerade in dem Augenblick, da wir vorankommen, unser Schicksal gegen ein anderes eintauschen, von dem wir nichts wissen.«
    »Na schön, ich werde warten«, sagte Fowler. »Ein paar Tage. Aber ich warne Sie. Sie können mich nicht aufhalten. Meine Ansicht ändern Sie nicht.«
    »Mehr verlange ich nicht«, sagte Webster. Er stand auf. »Geben wir uns darauf die Hand?«
    Aber schon während er Fowler die Hand drückte, wusste Webster, dass es keinen Zweck hatte. Mit und ohne Juwains Philosophie stand die Menschheit vor einer Kraftprobe, die gerade um dieser Philosophie willen besonders schlimm sein würde. Denn die Mutanten würden nichts übersehen. Wenn das ihr Ziel sein sollte, wenn sie auf diese Weise die Menschheit loswerden wollten, würden sie sich nichts entgehen lassen. Bis zum nächsten Tag würde jeder Mann, jede Frau, jedes Kind durch ein Kaleidoskop geblickt haben. Oder etwas anderes getan haben. Der Himmel allein wusste, wie viele andere Möglichkeiten es gab.
    Er wartete, bis Fowler die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann ging er zum Fenster und starrte hinaus. An der Skyline glitzerte eine neue Reklame – ein irres Bild, das farbige Muster in die Nacht zeichnete. Blitzend und flackernd, als drehte sich ein Kaleidoskop.
    Webster starrte es mit zusammengekniffenen Lippen an.
    Damit hatte er rechnen müssen.
    Hemmungslose, mörderische Wut überfiel ihn, als er an Joe dachte. Denn der Anruf war ein Kichern hinter vorgehaltener Hand gewesen, eine höhnische Geste, um dem Menschen zu zeigen, worum es ging, um ihm zu beweisen, dass er ausgespielt hatte und nichts, aber auch gar nichts dagegen tun konnte.
    Wir hätten sie umbringen sollen, dachte Webster, überrascht von der kalten Rücksichtslosigkeit dieses Gedankens. Wir hätten sie ausrotten sollen wie eine gefährliche Seuche.
    Aber der Mensch hatte der Gewalt abgeschworen. Seit hundertfünfundzwanzig Jahren war keine Gruppe mehr gegen eine andere mit Gewalt vorgegangen.
    Als Joe anrief, lag Juwains Philosophie auf dem Tisch. Ich hätte meine Hand nur ausstrecken müssen, um sie zu berühren, dachte Webster.
    Er erstarrte. Ich brauchte nur hinzugreifen und sie zu berühren. Und genau das habe ich getan!
    Mehr als Telepathie, mehr als Vermutung. Joe wusste, dass er das Kaleidoskop zur Hand nehmen würde. Voraussicht – die Fähigkeit, die Zukunft zurückzudrehen. Nur eine Stunde, aber das würde genügen.
    Joe und natürlich auch die anderen Mutanten hatten von Fowler gewusst. Ihre telepathischen Fähigkeiten sagten ihnen, was sie wissen wollten. Aber das hier war noch etwas anderes.
    Er stand am Fenster und starrte die zuckenden Farben an. Tausende sahen sie in diesem Augenblick. Sahen sie und spürten den Schwindel in ihrem Kopf.
    Er zog die Brauen zusammen, überdachte das sich wandelnde Muster der Lichtzeichen. Einen physiologischen Einfluss auf einen Bereich des menschlichen Hirns hatte es vielleicht. Auf einen Bereich, der nie zuvor in Gebrauch gewesen war – jenen Teil, der im Verlauf der menschlichen Entwicklung auf natürlichem Wege seine Funktion übernommen hätte. Eine Funktion, die jetzt jedoch erzwungen wurde.
    Die Philosophie Juwains, endlich! Nach der die Menschheit seit Jahrhunderten gesucht hatte, hier war sie. Zu einem Zeitpunkt dargeboten, da es besser gewesen wäre, ohne sie auszukommen.
    Fowler

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