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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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Spielzeug, dachte er. Ausgefallene Idee. Ein einfaches Ding für einfache Gemüter, damals. Aber der Kleine wird seinen Spaß daran haben.
    Er griff danach, hielt es ans Auge. Das Licht webte ein Muster irrer Farben, einen geometrischen Alptraum. Er drehte das Rohr ein bisschen, und das Bild änderte sich.
    Er wurde von einem plötzlichen Schwindel überfallen, die Farbe brannte sich in sein Gehirn.
    Das Rohr fiel auf den Schreibtisch. Webster streckte beide Arme aus und umklammerte die Tischplatte.
    Und voller Angst dachte er: Was für ein Spielzeug für Kinder!
    Der Schwindel ging vorüber, und er saß noch eine Weile regungslos da.
    Merkwürdig, dachte er. Merkwürdig, dass so etwas ihn aus der Fassung bringen konnte. Oder lag es gar nicht an dem Kaleidoskop? Vielleicht machte sein Herz Schwierigkeiten? Dafür war er doch eigentlich noch ein bisschen jung, außerdem hatte er sich erst neulich untersuchen lassen.
    Die Tür war aufgegangen, Webster sah auf.
    Fowler kam herein, ging mit langsamen, gemessenen Schritten auf ihn zu und blieb vor dem Schreibtisch stehen.
    »Ja, Fowler?«
    »Ich bin im Zorn weggegangen«, sagte Fowler, »das wollte ich nicht. Sie mögen mich verstanden haben, vielleicht aber auch nicht. Ich war durcheinander, wissen Sie. Ich kam mit dem Gefühl vom Jupiter zurück, dass die Jahre in den Kuppeln endlich gerechtfertigt waren, dass die Qual, mit der ich die Männer hatte hinausgehen sehen, sich irgendwie gelohnt hatte. Ich hatte eine Nachricht für Sie, verstehen Sie, eine Nachricht, auf die die ganze Menschheit wartete. Für mich war es das Herrlichste auf der Welt, und ich glaubte, Sie würden es auch so sehen. Ich dachte, die Menschen würden das erkennen. Mir war, als könnte ich Ihnen verkünden, dass das Paradies gleich nebenan liegt. Denn das tut es, Webster – genau das tut es.« Er legte die Hände flach auf den Tisch, beugte sich vor und flüsterte: »Sie verstehen das doch, Webster? Ein bisschen wenigstens?«
    Websters Hände zitterten; er legte sie in den Schoß, verschränkte die Finger ineinander. »Ja«, flüsterte er. »Ja, ich glaube, ich weiß, was Sie meinen.«
    Denn er wusste es.
    Wusste mehr, als ihm Fowlers Worte gesagt hatten. Kannte die Qual und das Flehen und die bittere Enttäuschung hinter den Worten. Kannte sie beinahe so gut, als hätte er sie selbst gesagt – als sei er Fowler.
    Fowlers Stimme fragte besorgt: »Was ist los, Webster? Was ist mit Ihnen?«
    Webster versuchte zu sprechen, aber die Worte waren Staub in seinem Mund. Seine Kehle presste sich zusammen, bis er den Schmerz kaum mehr ertragen konnte. Er versuchte es wieder, zwang sich die Worte ab. »Erzählen Sie, Fowler. Sie haben dort viel gesehen. Dinge, die der Mensch nicht nur oder nur verschwommen weiß. Wie Telepathie, zum Beispiel … oder … oder …«
    »Ja«, sagte Fowler, »vieles. Aber ich habe nichts mitgebracht. Als ich wieder ein Mensch wurde, war ich genau das und nicht mehr. Ein Mensch, das ist alles. Ich habe nur verschwommene Erinnerungen und ein – nun, man kann es ein Sehnen nennen.«
    »Sie meinen, Sie haben nicht eine einzige der Fähigkeiten behalten, die Sie als Loper hatten?«
    »Nicht eine einzige.«
    »Sie wären nicht in der Lage, mir etwas wirklich von dem begreiflich zu machen, das Sie mir begreiflich machen wollten, zu erreichen, dass ich fühle, was Sie fühlen.«
    »Ausgeschlossen«, sagte Fowler.
    Webster streckte die Hand aus, berührte das Kaleidoskop leicht. Es rollte vorwärts, kam wieder zum Stillstand. »Wozu sind Sie zurückgekommen?«
    »Um mit Ihnen ins Reine zu kommen«, erwiderte Fowler. »Um Ihnen zu erklären, dass ich nicht wirklich wütend bin. Um Ihnen begreiflich zu machen, dass ich auch einen Standpunkt habe. Eine andere Meinung. Ich dachte, wir könnten uns darauf wenigstens die Hand geben.«
    »Ich verstehe. Sie sind immer noch entschlossen, den Leuten davon zu berichten?«
    Fowler nickte. »Ich muss, Webster. Das werden Sie doch verstehen. Es ist … es ist beinahe eine Religion für mich. Ich glaube daran. Ich muss allen sagen, dass es eine bessere Welt und ein besseres Leben gibt. Ich muss sie hinführen.«
    »Ein Messias«, sagte Webster.
    Fowler richtete sich auf. »Das habe ich befürchtet. Hohn ist …«
    »Das war kein Hohn«, erwiderte Webster leise. Er nahm das Kaleidoskop, polierte das Rohr mit der Handfläche, überlegte. Noch nicht, dachte er. Noch nicht. Ich muss es erst zu Ende denken. Will ich, dass er mich genauso versteht, wie

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