Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

und verwerfend, die Tatsachen herausarbeitend und nicht nur der Stadt, sondern auch den Menschen nachspürend. Keine Heldenverehrung, keine Märchen, nur Tatsachen. Und Tatsachen waren schwer zu finden.
    Er hörte ein leises Klirren. Keine Schritte, ein Klirren, ganz in der Nähe. Webster drehte sich um. Ein Roboter stand knapp außerhalb des Lichtkreises.
    »Verzeihung, Sir«, sagte er, »aber ich sollte Ihnen Bescheid sagen. Miss Sara wartet am Strand.«
    Webster zuckte zusammen. »Miss Sara, wie? Lange her, dass sie hier gewesen ist.«
    »Ja, Sir«, sagte der Roboter. »Es war fast wie in alten Zeiten, Sir, als sie uns öfter besuchte.«
    »Danke, Oscar«, erwiderte Webster. »Ich komme gleich raus. Bring uns etwas zu trinken.«
    »Sie hat sich ihr eigenes Getränk mitgebracht, Sir«, sagte Oscar. »Etwas, das Mr. Ballentree gemischt hat.«
    »Ballentree!«, rief Webster. »Hoffentlich kein Gift.«
    »Ich habe sie beobachtet«, erklärte Oscar. »Sie hat es getrunken und scheint es zu vertragen.«
    Webster stand auf, durchquerte das Zimmer und ging den Korridor entlang. Er öffnete die Tür, und das Rauschen der Brandung schlug an sein Ohr. Er blinzelte ins Licht, das auf den heißen Sandstrand schien; der Strand erstreckte sich in gerader Linie auf beiden Seiten bis zum Horizont. Das Meer leuchtete in sonnenverwaschenem Blau, mit weißschäumenden Wellentupfen.
    Sand knirschte unter seinen Schritten, als er weiterging, während sich seine Augen an das grelle Sonnenlicht gewöhnten.
    Sara saß in einem der hellen Liegestühle unter den Palmen, einen pastellfarbenen, sehr damenhaften Becher neben sich.
    Die Luft roch nach Salz, und der Wind brachte Kühlung vom Meer.
    Sie hatte ihn kommen gehört, stand auf und erwartete ihn mit ausgestreckten Händen. Er eilte zu ihr, ergriff ihre Hände und sah sie an.
    »Keine Minute älter«, sagte er. »So schön wie am ersten Tag.«
    Sie lächelte ihn an. Ihre Augen strahlten. »Und du auch, Jon. Ein bisschen grau an den Schläfen. Das ist alles.«
    Er lachte. »Ich bin schon beinahe sechzig, Sara. Man wird nicht jünger.«
    »Ich habe etwas mitgebracht«, sagte sie. »Das neueste Meisterwerk Ballentrees. Es halbiert dein Alter.«
    »Wundert mich nur, dass Ballentree nicht schon halb Genf umgebracht hat mit seinen ausgefallenen Getränken«, knurrte er.
    »Das hier ist wirklich gut.«
    Es stimmte. Die Flüssigkeit glitt weich durch die Kehle und hatte einen merkwürdigen, einerseits metallischen, andererseits aufreizenden Geschmack.
    Webster zog sich einen Stuhl heran, setzte sich und sah Sara an.
    »Du hast es wirklich herrlich hier«, sagte Sara. »Randalls Arbeit, nicht wahr?«
    Webster nickte. »Er hatte sehr viel Freude daran. Ich musste ihn fast mit dem Knüppel vertreiben. Und seine Roboter! Sie sind noch verrückter als er.«
    »Aber er macht so wunderbare Sachen. Für Quentin hat er einen Marsraum gebaut, der einfach nicht von dieser Welt ist.«
    »Ich weiß«, sagte Webster. »Bei mir wollte er ein Weltraumzimmer einrichten. Genau das Richtige zum Nachdenken, meinte er. Er wurde richtig böse, als ich ablehnte.« Er rieb sich den linken Handrücken mit dem rechten Daumen und starrte in den bläulichen Dunst über dem Meer.
    Sara beugte sich vor und schob seinen Daumen weg. »Du hast die Warzen immer noch.«
    Er lachte. »Ja. Ich hätte sie wegmachen lassen können, bin aber nie dazu gekommen. Zu viel Arbeit, wie immer. So ist das nun einmal bei mir.«
    Sie ließ den Daumen los, und er rieb sich geistesabwesend die Warzen.
    »Du warst beschäftigt«, sagte sie. »Ich habe dich kaum gesehen. Wie wird das Buch?«
    »Ich kann mit dem Schreiben anfangen«, sagte Webster. »Im Augenblick entwerfe ich die Kapitel. Heute habe ich das letzte Detail überprüft. Ich muss ganz sicher sein, weißt du. Tief unter dem alten Solar-Verwaltungsgebäude. Eine Art von Abwehranlage. Ein Kontrollraum. Man legt einen Hebel um und …«
    »Und was?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Webster. »Etwas sehr Wirksames, möchte ich meinen. Ich müsste der Sache eigentlich nachgehen, aber ich bringe es einfach nicht fertig. Ich habe zu viel im Staub gewühlt in den letzten zwanzig Jahren.«
    »Du klingst entmutigt, Jon. Müde. Du darfst nicht müde werden. Dafür gibt es keinen Grund. Du solltest ausgehen. Willst du noch einen Schluck?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Sara, danke. Ich bin nicht in Stimmung. Ich habe Angst … Angst, Sara.«
    »Angst?«
    »Dieser Raum«, sagte Webster. »Illusion.