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Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction

Titel: Als es noch Menschen gab - Roman - Meisterwerke der Science Fiction Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clifford D Simak
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hätten! Dann gäbe es etwas, wofür zu leben sich lohnte. Dann würde Sara sich nicht in den Schlaf zurückziehen, läge nicht in einem Tank mit Nährflüssigkeit, die Traumkappe auf dem Kopf.
    Welchen Traum wird sie wohl gewählt, welches synthetische Leben ausgesucht haben? Ich wollte sie fragen, aber ich wagte es nicht. So etwas darf man nicht fragen.
    Er setzte die Kappe wieder auf, ordnete seine Gedanken von neuem. Das Schreibgerät summte:
    Der Mensch war verwirrt. Aber nicht lange. Der Mensch ging weiter seiner Arbeit nach. Aber nicht lange.
    Denn die fünftausend konnten nicht die Arbeit jener Millionen fortsetzen, die zum Jupiter gezogen waren, um ein besseres Dasein in fremden Körpern zu führen. Die fünftausend hatten weder das Ge schick noch genug Vorstellungsvermögen, noch die Energie dazu.
    Dazu kamen noch psychologische Faktoren: Die Tradition, die schwer auf den Zurückgebliebenen lastete. Der Juwainismus, der die Menschen dazu zwang, sich und anderen gegenüber ehrlich zu sein, endlich die Hoffnungslosigkeit des Erstrebten einzusehen. Der Juwainismus ließ keinen Raum für vermesse nen Mut. Und vermessener, törichter Mut, der nicht darauf achtete, wogegen er auftrat, war genau das, was die fünftausend vor allem gebraucht hätten.
    Was sie taten, war blass im Vergleich zu ihren vorherigen Leistungen, und endlich erkannten sie, dass der Traum von Millionen für fünftausend zu groß war.
    Das Leben war angenehm, warum sich Sorgen machen? Es gab Nahrung, Kleidung und Unter kunft, Gesellschaft, Luxus und Unterhaltung – es gab alles, was man sich wünschen konnte.
    Der Mensch hörte auf, sich zu mühen. Der Mensch begann sich zu vergnügen. Menschliches Streben wurde zu einem Nullfaktor, menschliches Leben zu einem sinnentleerten Paradies-Dasein.
    Webster nahm die Kappe wieder ab und schaltete den Sprechschreiber ab.
    Wenn es nur jemand lesen würde, dachte er. Wenn es einer lesen und verstehen würde. Wenn jemand begreifen könnte, wohin das menschliche Leben entschwand.
    Ich könnte es ihnen natürlich sagen. Ich könnte hinausgehen, sie der Reihe nach besuchen und festhalten, bis ich ihnen alles gesagt hätte, was ich weiß. Und sie würden es verstehen, der Juwainismus zwingt sie dazu. Aber sie würden nicht reagieren. Sie würden alles auf später verschieben und weder Zeit haben noch sich die Mühe nehmen, das Gehörte jemals wieder hervorzuholen.
    Sie würden weiterhin all das Alberne tun, was sie die ganze Zeit schon treiben, ihren lächerlichen Steckenpferden nachjagen, die sie an die Stelle ernsthafter Arbeit gesetzt haben. Randall mit seiner Mannschaft verrückter Roboter läuft von Haus zu Haus und bettelt darum, Zimmer umgestalten zu dürfen. Ballentree ist damit beschäftigt, sich neue alkoholische Mischungen auszudenken. Ja, und Jon Webster hat zwanzig Jahre damit vertan, sich in die Geschichte einer einzelnen Stadt zu vergraben …
    Eine Tür knarrte; Webster fuhr herum. Der Roboter betrat leise das Zimmer.
    »Ja, was gibt's, Oscar?«
    Der Roboter blieb stehen, eine schemenhafte Gestalt im Dämmerdunkel des Raumes. »Zeit für das Dinner, Sir. Ich wollte fragen …«
    »Was immer du möchtest«, erwiderte Webster. »Und du kannst Feuer machen, Oscar.«
    »Es ist alles bereit, Sir.«
    Oscar stakste durch das Zimmer, bückte sich vor dem Kamin. Eine Flamme züngelte in seiner Hand, und die Späne lohten auf.
    Webster rutschte tiefer in seinen Sessel, starrte die an den Scheiten hochzüngelnden Flammen an, hörte das erste leise Zischen und Knistern des Holzes, das Brausen, als der Luftzug das Feuer auflodern ließ.
    »Das ist schön, Sir«, sagte Oscar.
    »Dir gefällt das auch?«
    »Und ob!«
    »Verständlich«, sagte Webster nüchtern. »Eine Erinnerung an die Schmiede, die dich gemacht hat.«
    »Glauben Sie, Sir?«
    »Nein, Oscar, ich habe nur Spaß gemacht. Anachronismen, das sind wir beide. Heutzutage haben nicht mehr viele Leute ein offenes Kaminfeuer. Man braucht das nicht. Aber es hat etwas Sauberes und Tröstendes an sich.«
    Webster sah auf das Bild über dem Kamin, das von den Flammen erhellt wurde. Oscar folgte seinem Blick.
    »Sehr schade, das mit Miss Sara, Sir.«
    Webster schüttelte den Kopf. »Nein, Oscar, sie wollte es so. Das ist, als schalte man ein Leben ab und beginnt ein neues. Sie wird oben im Tempel liegen, lange schlafen und ein anderes Leben beginnen. Und dieses Leben wird glücklich sein, Oscar. Denn so hat sie es sich eingerichtet.« Er dachte an frühere

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