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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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fuhr. „Und ich mag Arvin.“ Sie musste lächeln. Denn dieser Satz hatte durchaus ein Gefühl ausgelöst …

Kapitel 29
    „Hast du eigentlich schon aufgeschrieben, dass du Hunde magst?“, fragte Arvin, als sie ein paar Tage später wieder einmal mit Spike im Wald unterwegs waren.
    Livia, die mittlerweile nicht mehr nur den Zettel, sondern auch immer einen Stift dabeihatte, kramte beides aus der Hosentasche und ließ sich auf einem der Baumstämme nieder, die am Wegesrand aufgestapelt waren. „Das ist so offensichtlich, dass ich es fast vergessen hätte“, lächelte sie und eröffnete die Rubrik „Tiere“. Sie schrieb immer noch mit der linken Hand, war inzwischen aber sicher, dass ihre Handschrift flüssig und sauber aussah. Meistens jedenfalls … „Diese Bäume sind zu uneben“, seufzte sie und betrachtete das etwas verunglückte Wort. „Ich brauche deinen Rücken als Unterlage.“ Sie erhob sich wieder, kehrte auf den Weg zurück und wartete, bis Arvin ihr den Rücken zugedreht hatte. Dann erst schrieb sie das Wort „Hunde“ nieder. Dabei ließ sie sich allerdings mehr Zeit als nötig. Arvins Rücken war so breit und stark, dass sie ihn am liebsten noch länger berührt hätte. Aber das wagte sie nicht. Zwischen ihnen gab es immer noch diese Hemmschwelle, die niemand überschritt …
    „Was für Tiere magst du sonst noch?“, erkundigte sich Arvin, als sie ihren Weg gemächlich fortsetzten.
    „Keine Ahnung …“
    „Pferde?“
    „Hm … weiß nicht.“
    „Oder Katzen?“
    Livia zuckte die Achseln.
    „Vielleicht Schweine?“
    Livia sah auf einmal eine Sau mit lauter kleinen Ferkeln vor sich. „Nur, wenn sie gerade geferkelt haben“, überlegte sie und lächelte sanft. „Wusstest du, dass jedes Ferkel seine eigene Zitze hat?“
    „Nee, aber woher weißt du das?“
    Livia hatte auf einmal das Gefühl, als hörte sie das Grunzen der kleinen Ferkel und als hätte sie den Geruch von Tieren und Mist in der Nase. „Acht bis zwölf Wochen“, murmelte sie, „dann sind sie entwöhnt.“
    Arvin war inzwischen stehen geblieben und beobachtete sie. „Bist du noch bei mir?“, fragte er leise.
    „Hm?“, machte Livia geistesabwesend.
    „Du hast nie viel über deine Vergangenheit gesprochen“, sagte Arvin. „Aber soweit ich weiß, bist du in der Stadt aufgewachsen …“
    „Jan hat mich manchmal im Stall eingesperrt“, flüsterte Livia.
    Arvin hielt den Atem an. „Wer ist Jan?“, flüsterte er so sanft wie möglich.
    Livia holte Luft, um darauf zu antworten, stolperte aber im gleichen Augenblick über eine hervorstehende Baumwurzel. Arvin reagierte blitzschnell, bekam sie zu fassen und konnte gerade noch verhindern, dass sie zu Boden ging.
    Zurück in der Wirklichkeit, verschlug es Livia fast den Atem. Zwei kräftige Arme waren fest um ihre Taille geschlungen. Und über ihr, nur wenige Zentimeter entfernt, war Arvins Gesicht. Sie spürte seinen Atem auf ihrer Haut, roch seinen frischen, männlichen Duft, sah seinen Mund …
    Einen unglaublichen, zauberhaften Moment lang blieb die Zeit stehen. Sie starrten einander nur an und rührten sich nicht, atmeten kaum, sogen nur den Anblick des anderen in sich auf.
    Dann begann Spike direkt neben ihnen zu bellen.
    Beide hatten ihn nicht kommen hören und zuckten erschrocken zusammen. Arvin ließ Livia los, als hätte er sich an ihr verbrannt, machte einen riesigen Schritt zurück und wandte sich umgehend Spike zu. „Was ist los, alter Junge?“ Aber seine Stimme war heiser und er wirkte ein wenig benommen.
    Livia schlang beide Arme um ihren Körper, so als könnte sie die Leere, die gerade eben entstanden war, auf diese Weise füllen.
    Arvin kniete neben Spike nieder und tätschelte ihn, was das Zeug hielt. „Wer ist Jan?“, fragte er, ohne Livia auch nur anzusehen.
    Livia fühlte sich überhaupt nicht angesprochen, erst als Arvin die Frage wiederholte, verstand sie, dass sie gemeint war. „Was meinst du?“, fragte sie verständnislos.
    „Du hast gesagt, Jan hätte dich manchmal im Stall eingesperrt.“
    Livia zog die Stirn in Falten und versuchte, sich auf Arvins Frage zu konzentrieren. Das war nicht leicht. In Gedanken sah sie immer noch sein Gesicht vor sich. Warum hatte sie es nicht berührt? Sie hätte so gern gewusst, wie es sich anfühlte … „Ich kenne keinen Jan“, sagte sie, merkte aber noch im gleichen Moment, dass an dieser Aussage irgendetwas nicht stimmte. „Karen hat auch schon mal so was gesagt“, murmelte sie.
    Arvin erhob

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