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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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Blumenkränzen herumhüpfte.
    „Ich hab mir überlegt, dass ich wieder arbeiten gehen werde“, sagte sie plötzlich. „Stell dir vor, Hedda hat nichts dagegen, wenn ich vormittags komme, während Vanessa in der Schule ist … Aber auch das dauert sicher noch ein paar Wochen.“
    Wieder hielt sie einen Moment inne. Dann sagte sie: „Das Einzige, was wirklich nervt, ist die Polizei.“ Der Gedanke sorgte dafür, dass sie sich argwöhnisch umblickte. Seit sie aus dem Krankenhaus gekommen war, fuhr ununterbrochen ein Polizeiwagen an ihrem Haus vorbei. Aber hier auf dem Friedhof war außer einer alten Dame und einem noch älteren Herrn niemand zu sehen.
    „Dieser Kommissar Walther kann Arvin einfach nicht leiden.“ Livia zog die Stirn in Falten und musste daran denken, dass sie ihm noch einen Besuch schuldete. Im Krankenhaus hatte er einfach keine Ruhe gegeben und ihr das Versprechen abgenommen, in den nächsten Tagen mal zu ihm aufs Revier zu kommen. Sie fürchtete, dass es um die Sache mit der Schere ging. Nach ihrem letzten Besuch auf dem Polizeirevier hatten sich die Ereignisse überschlagen, sodass sie gar nicht dazu gekommen war, sich um eine Haarprobe von Arvin zu kümmern. Und jetzt wollte sie nicht einmal daran denken, ihn weiter zu verdächtigen. Trotzdem – Hauptkomissar Walther würde wahrscheinlich nicht locker lassen …
    Sie überlegte. Ab morgen musste Arvin wieder arbeiten. Dann war sie wieder allein mit Vanessa und hatte – gehandicapt wie sie war – kaum noch Zeit für Extrawürste. Vielleicht war es besser, wenn sie einen kleinen Abstecher machte und von hier aus beim Revier vorbeiging? Sie hatte keine wirkliche Lust dazu, sah aber ein, dass es vernünftig war. Und so stand sie auf, verabschiedete sich von Karen und setzte ihren Vorsatz sofort in die Tat um.
    ❧
    Herr Walther hatte sofort Zeit für sie. Jedenfalls wurde sie vom Empfang aus direkt zu ihm nach oben geschickt.
    Als sie wenig später bei ihm klopfte, kam er sofort zur Tür, begrüßte sie freundlich und bot ihr einen Sitzplatz an. Dann begann er, die Vorgänge, die sich in Form von Akten auf seinem Schreibtisch türmten, wie Altpapier zur Seite zu räumen. Dabei wirkte er fast ein wenig übereifrig. Kurz darauf klingelte das Telefon, doch ignorierte er es.
    Livia war das ein wenig unangenehm. „Telefonieren Sie ruhig“, ermutigte sie ihn. „Ich hab’s heut nicht eilig.“
    „Nein, nein, nicht nötig“, beeilte sich Herr Walther zu versichern. „Möchten Sie vielleicht einen Kaffee?“
    „Gern“, nickte Livia und befahl Spike, sich hinzusetzen. „Ist es in Ordnung, dass ich den Hund dabeihabe?“
    „Aber selbstverständlich. Nehmen Sie Milch und Zucker?“
    „Nur Milch.“
    Herr Walther verließ jetzt eilig sein Büro, was Livia die Möglichkeit verschaffte, sich erst einmal umzusehen. Das Büro des Hauptkommissars war recht geräumig und auch schön hell. Es war mit einem Schreibtisch und einigen Aktenschränken ausgestattet. Außerdem gab es eine Verbindungstür zum Nebenzimmer.
    Als Herr Walther gleich darauf zurückkehrte, hatte er zwei weiße Plastikbecher mit dampfendem Kaffee dabei. „Ich hoffe, Sie mögen Automatenkaffee“, entschuldigte er sich.
    „Bestimmt“, nickte Livia, die nicht sicher war, ob sie überhaupt schon mal einen getrunken hatte. Als sie den Becher dann allerdings entgegennahm, war er so kochend heiß, dass sie ihn erst einmal wegstellen musste.
    „Er kühlt schnell ab“, sagte Herr Walther und nahm auf der gegenüberliegenden Seite des Schreibtisches Platz. Dann faltete er die Hände vor der Brust und sah Livia ernst an. „Sie haben sicher eine Ahnung, weshalb ich Sie hierhergebeten habe …“
    „Ahnung … ich weiß nicht“, wand sich Livia. „Geht es um die Sache mit dem Haar?“
    „Unter anderem“, nickte der Kommissar.
    „Ich … ich wusste nicht, wie ich es besorgen soll“, entschuldigte sich Livia. „Ich konnte Arvin ja schlecht eins ausreißen. Und wir hatten so viele ähnliche Haare im Haus – meine, Arvins, Karens … Außerdem ist Karen ein paar Tage später gestorben …“
    „Und Ihr Leben hing ebenfalls am seidenen Faden …“
    „Das stimmt“, räumte Livia ein. „Aber dieses Mal war es kein Anschlag. Ich habe selbst versucht …“ Sie zögerte. Das Thema war ihr irgendwie unangenehm. Aus heutiger Sicht konnte sie kaum noch nachvollziehen, was in sie gefahren war. „Sie wissen schon …“
    Herr Walther nickte verständnisvoll. „Ich muss mir also keine

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