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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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Rücken gefesselt. Und auch ihre Füße waren irgendwie aneinandergebunden.
    Abgesehen davon … war sie wahrscheinlich in einem Auto unterwegs! Ja, das war sie. Dieses gleichmäßige Brummen kam vom Motor. Und auch das Schaukeln passte ins Bild. Da es so furchtbar dunkel war, musste sie sich im Kofferraum des Wagens befinden. Aber wohin wurde sie gebracht?
    Arvin , dachte sie gequält, hilf mir!
    Aber damit war nicht zu rechnen. Obwohl er wahrscheinlich noch immer auf der Suche nach ihr war, würde er wohl kaum in Ennos Kofferraum nachsehen!
    Gott , dachte sie plötzlich, hilf du mir! Jetzt, wo sie wusste, dass nicht Arvin ihr Feind war, kam es ihr so vor, als könnte sie auch seinem Gott ein Stück Vertrauen entgegenbringen. Außerdem hatte Enno da so etwas gesagt … Dass sie einen Schutzengel hatte. Ob Gott sie in Wirklichkeit beschützt hatte?
    Bitte, bitte, hilf mir , flehte sie. Ich will nicht sterben!
    Kurz darauf bremste der Wagen kräftig ab und Livia wurde ein weiteres Mal mit Schwung nach vorn geworfen. Sie stöhnte auf und war sicher, dass sie gerade den hundertsten blauen Fleck gesammelt hatte. Dann kam der Wagen zum Stehen und Livia rollte wieder ein Stück rückwärts.
    Als Nächstes hörte sie das Knarren, mit dem die Handbremse angezogen wurde. Dann wurde eine Tür geöffnet. Der Wagen vibrierte, als jemand ausstieg. Schritte knirschten auf anscheinend steinigem Untergrund. Dann knarrte es ein weiteres Mal und ein Schwall kühler Luft schlug gegen Livias Rücken. Instinktiv stellte sie sich tot und atmete so gleichmäßig, wie sie nur konnte.
    „Na, wie war die Fahrt?“, hörte sie Enno fragen.
    Sie antwortete nicht.
    „Hallo! Aufwachen!“, befahl Enno und rüttelte kräftig an ihrer Schulter.
    Livia reagierte nicht.
    Im nächsten Moment grub sich eine Hand in ihre Haare, ihr Kopf wurde ein Stück in die Höhe gehoben, dann löste sich die Hand und ihr Gesicht klatschte ungebremst auf die Unterlage zurück. Es war allerdings nicht Livias Verdienst, dass sie auch jetzt noch so gewirkt hatte, als wäre sie bewusstlos. Der Test war so plötzlich gekommen und hatte sie so unvorbereitet erwischt, dass sie gar nicht auf die Idee gekommen war, sich zu wehren oder den Fall abzubremsen. Außerdem war sie auf ihren Brustkorb gefallen, was jedes Aufstöhnen verhindert hatte.
    „Auch gut“, sagte Enno und packte Livia mit beiden Händen in der Mitte. Dann riss er sie schwungvoll in die Höhe. Dieses Mal war Livia geistesgegenwärtig genug, um all ihre Muskeln erschlaffen zu lassen. Sie schlug mit den Beinen schmerzhaft gegen den Sockel des Kofferraumes, war aber so voller Angst, dass sie auch jetzt keinen Ton von sich gab. Und auch als sich ihr Schuh irgendwo im Kofferraum verfing und Enno mehrmals ruckartig ziehen musste, um ihn frei zu bekommen, blieb sie mucksmäuschenstill. Kurz darauf ließ Enno sie auf den Boden fallen. Livia landete mit dem Gesicht in einem Gemisch aus Sand und Steinen und konnte jetzt kaum noch atmen. Ein modriger Geruch stieg in ihre Nase und raubte ihr fast das Bewusstsein.
    Währenddessen begann Enno, fröhlich zu pfeifen. Er machte sich irgendwie am Wagen zu schaffen, kehrte dann zu Livia zurück und fummelte an ihren Handfesseln herum.
    Im nächsten Moment sackten ihre Hände rechts und links neben ihrem Körper auf den Boden. Enno arbeitete weiter, und Livia spürte, dass erst ihre Handgelenke und dann ihre Fußgelenke von irgendetwas – wahrscheinlich von Stricken – befreit wurden. War das ihre Chance?
    Sie spielte mit dem Gedanken aufzuspringen und davonzulaufen, war aber realistisch genug, um zu erkennen, dass sie Enno nicht entkommen konnte. Sie war viel zu geschwächt!
    Enno ließ jetzt von ihr ab und ging knirschenden Schrittes Richtung Wagen.
    Vorsichtig öffnete Livia ihre Augen einen kleinen Spalt.
    Es war dunkel um sie herum. Das einzige bisschen Licht, das die Umgebung erhellte, stammte aus dem Inneren des Wagens. Sie konnte jedoch erkennen, dass sich Enno am Kofferraum zu schaffen gemacht hatte. Jetzt holte er irgendetwas daraus hervor … einen … Kanister? Er öffnete den Deckel, ging zur Fahrertür und schleuderte einen Teil seines Inhalts in den Innenraum des Wagens, speziell auf die Sitze, das Armaturenbrett, den Fußboden …
    Ein scharfer Geruch drang in Livias Nase und Lungen. Benzin!
    Livia riss vor Entsetzen die Augen auf. Sofort wusste sie, wo sie sich befand und was sie hier tat. Enno wollte den Unfall wiederholen! Und anscheinend wollte er dieses

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