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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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Schwingungen, führte aber nicht dazu, dass Livia die Augen öffnete. Ob sie wirklich schlief? Ihre Atemzüge waren dafür eigentlich weder tief noch ruhig genug …
    „Hey“, sagte Arvin leise. „Livia.“
    Livia schoss umgehend in die Höhe, starrte Arvin einen Moment lang ungläubig an und warf sich dann quasi in seine Arme. „Arvin … oh, Arvin“, keuchte sie und klammerte sich förmlich an seinem Hals fest.
    Arvin wurde abwechselnd heiß und kalt. Was war das denn für eine Begrüßung? Sie passte so überhaupt nicht zu dem, was er erwartet hatte. Außerdem stand sie in krassem Gegensatz zu der Art, in der sie gestern Abend gegangen war. Und überhaupt … war das alles völlig ungewohnt. Was war nur in der Zwischenzeit geschehen?
    Zu Livias Umklammerung gesellte sich eine verräterische Nässe, die seinen Hals und sogar seine Brust befeuchtete.
    Er versteifte sich. „Weinst du … um ihn ?“, fragte er heiser.
    Livia ließ ihn urplötzlich los, zuckte ein Stück zurück und starrte ihn aus großen Augen an. „Du weißt es schon“, flüsterte sie.
    Arvin nickte stumm.
    „Du hast geweint“, stellte sie fest.
    Arvin schluckte. Es klang, als würge er einen Fremdkörper hinunter.
    „Ist er … tot ?“, presste sie hervor.
    Arvin nickte gequält. „Was ist passiert?“
    Livia konnte nicht anders. Sie schloss für einen Moment erleichtert die Augen.
    Arvin interpretierte diese Geste auf seine Weise. Sein Blick verfinsterte sich. „Du hast mich angelogen“, flüsterte er vorwurfsvoll. „Du hast ihn doch geliebt.“
    Livia riss die Augen wieder auf und starrte Arvin entgeistert an. „W-was?“
    „Du bist vor mir geflohen und direkt in Ennos Arme gerannt!“, fauchte Arvin. „Dabei hatte ich dir überhaupt nichts getan.“ Er sprang auf und begann unruhig das Zimmer zu durchwandern. „Aber damit nicht genug. Obwohl du wusstest, dass ich mir Sorgen um dich mache, dass ich dich suche, hast du dich vor mir versteckt!“ Er kam zurück und baute sich direkt vor Livia auf. „Gib es doch einfach zu! Du warst in Ennos Wohnung, als ich dort ankam!“
    Livia konnte es nicht bestreiten und schwieg.
    Arvin sackte ein Stück in sich zusammen. „Enno hat mich auch angelogen“, sagte er leise. „Alle haben mich angelogen.“
    „Mich auch“, krächzte Livia heiser.
    Arvin sah sie an. „Wieso dich?“
    Livia atmete ganz tief durch. „Er war nicht dein Freund, Arvin.“
    Arvin presste seine Lippen fest aufeinander. „Ich weiß nicht, Livia. Wenn … wenn man liebt, tut man manchmal Dinge, die man nicht tun sollte. Ich … ich kann das verstehen. Er hat dich eben geliebt …“
    Aber Livia schüttelte nur den Kopf. „Du hast ja keine Ahnung … Er hat dich ausgenommen. Ausgenommen wie eine Weihnachtsgans!“
    Arvin hob verwundert die Brauen.
    „Er hat Firmengelder unterschlagen“, fuhr Livia fort. „In großem Stil. Du solltest … ich weiß auch nicht … einen Wirtschaftsprüfer oder so was engagieren …“
    Arvin starrte sie einfach nur an.
    „Was ist? Glaubst du mir nicht?“
    „Ich … ich weiß nicht …“, stammelte Arvin. „Warst … du an dieser Sache beteiligt?“
    Livia seufzte tief und schüttelte dann den Kopf. „Nein, war ich nicht.“
    „Woher weißt du es dann? Ich meine … ich versteh überhaupt nichts mehr!“
    Livia ließ ihre Stirn in ihre geöffneten Hände sinken. Sie konnte jetzt beim besten Willen nicht mehr erklären. Alles war noch so frisch … wie eine Wunde, die nicht aufhören wollte zu bluten. „Bring mich nach Hause, ja?“, flüsterte sie. „Morgen erklär ich dir alles. Aber heute …“ Ihre Gedanken streiften die neue Identität, mit der sie sich auseinandersetzen musste, und zogen sich schon im nächsten Moment entsetzt davor zurück. Es war alles zu viel. Viel zu viel.

Kapitel 42
    Livia wachte auf, als sich ein paar weiche, warme Ärmchen um ihren Hals schlangen und eine niedliche Stimme ihren Namen flüsterte. Sie versuchte sich wegzudrehen, stöhnte dann aber vor Schmerz auf und erwachte vollends.
    „Hab ich dir wehgetan?“, piepste Vanessa entsetzt.
    Livia setzte sich ruckartig auf, wurde erneut von Schmerzen überfallen und stieß einen jämmerlichen Ton aus.
    „Es tut mir leid“, rief Vanessa und begann zu weinen. „Onkel Arvin hat gesagt, dass ich dich in Ruhe lassen soll. Ich wusste doch nicht, dass … dass dir was passiert ist!“ Sie sprang rückwärts vom Bett und rannte in Richtung Tür.
    „Warte!“, befahl Livia und erreichte damit,

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