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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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Mal würde sie ihm einen Denkzettel verpassen. Und sie hatte da auch schon eine vage Idee …
    „Wer weiß, vielleicht bist du sogar eine umerzogene Linkshänderin. Früher wurde doch jeder auf rechts getrimmt“, überlegte Gunda.
    „Das würde ich zu gern nachprüfen“, seufzte Livia und warf Gunda einen hoffnungsvollen Blick zu. „Du bist bei deinem letzten Besuch im Internet nicht zufällig auf einen gewissen Walter Voigt gestoßen?“
    „Leider nicht.“ Gunda zuckte bedauernd die Achseln. „Anscheinend ist es nicht so einfach, Personen zu finden. Bei Hunden ist es leichter.“ Sie begann zu grinsen. „Sogar wenn es um einen schwarzen Labrador mit weißen Pfoten geht.“
    „Hast du etwa einen?“ Livias Gesichtsausdruck erblühte wie eine Frühlingsblume. „Wo? Wann? Ich meine … wie alt ist er? Ist er männlich?“
    „Ungefähr dreihundert Kilometer von hier. In fünf Wochen. Jetzt ist er drei Wochen alt. Ein ER, ja“, beantwortete Gunda nacheinander die gestellten Fragen.
    Livia erschrak. „Dreihundert Kilometer … Das ist … zu schaffen, wenn es eine Zugverbindung gibt“, überlegte sie laut. „Gibt es die?“
    Gunda schüttelte den Kopf. „Manfred hat mit dem Züchter schon telefoniert. So, wie es aussieht, wohnt er in der absoluten Einöde.“
    „Dann ist es fast unmöglich!“, jammerte Livia.
    „Ist es nicht“, widersprach Gunda und lächelte sanft. „Wir könnten den Hund an einem Samstag holen, wenn Manfred sowieso nicht nur Arbeit muss.“
    „Wir?“, fragte Livia erstaunt.
    „Ja, wir. Wozu sind Freunde schließlich da?“
    Livia schluckte schwer. Sie hatte Freunde so nötig, so furchtbar, furchtbar nötig! „Das würde ich euch nie vergessen, Gunni.“
    „Schon gut“, antwortete Gunda und räusperte sich verlegen. Dann wandte sie sich ab. „Ich hol schon mal die nächste Ladung Blumen, ja?“
    Livia sah ihr nach. Ohne Gunda hätte sie das Leben in dieser feindseligen Umgebung bestimmt nicht mehr lange ausgehalten. Gunda war … wie ein Geschenk des Himmels. Natürlich kam auch Karen immer noch regelmäßig vorbei. Und sie verbrachte nach wie vor die Sonntagnachmittage bei ihr und Vanessa. Aber das war nicht dasselbe, nicht dasselbe wie eine Nachbarin, die jeden Tag, um nicht zu sagen fast ununterbrochen zur Verfügung stand! Natürlich gab es auch manchmal Zoff, so wie vorhin mit den Blumen. Aber Livia merkte deutlich, dass Gunda sie ins Herz geschlossen hatte und nicht zulassen würde, dass die Beziehung an Meinungsverschiedenheiten zerbrach.
    ❧
    Als Livia nach getaner Arbeit und einem längeren Kaffeetrinken mit Gunda in Arvins Haus zurückkehrte, wusste sie, dass noch eine wichtige Aufgabe vor ihr lag. Zuerst jedoch duschte sie und zog sich frische Kleidung an. Dann erst machte sie sich auf die Suche.
    Sie ging langsam und mit offenen Augen durch das Haus und betrachtete rechts und links jedes Möbelstück, jeden Gegenstand, der zu Arvins Einrichtung gehörte. Im Wohnzimmer blieb sie eine Weile vor einem knopfäugigen Teddybären stehen, der auf dem Kaminsims saß. Anschließend öffnete sie zum ersten Mal, seit sie aus dem Krankenhaus gekommen war, ein paar Schränke und kramte in Schubladen herum. Dabei entdeckte sie ein paar höchst interessante Dinge, unter anderem Fotoalben, die Karen, Arvin und ihre Eltern zeigten. Sogar Spike war auf einigen davon zu sehen!
    Die Bilder faszinierten Livia so sehr, dass sie direkt vor dem Schrank, in dem sie sie gefunden hatte, auf den Teppichboden sank und eins nach dem anderen studierte. Eine ganz normale Familie , dachte Livia als Erstes. Vater, Mutter und zwei Kinder. Ein Junge und ein Mädchen. Die typische deutsche Durchschnittsfamilie. Aber irgendetwas, das wusste, das fühlte Livia, musste doch schiefgegangen sein, oder?
    Sie blätterte zurück an den Anfang des ersten Albums. Es begann bei Karens Geburt, zeigte, wie sie gewickelt wurde, die Flasche bekam, gebadet wurde – das volle Programm.
    Alle Fotos waren liebevoll einsortiert und beschriftet. Dass sie schon älter waren, erkannte man schon an der Größe. Es waren eher kleine Bilder, kleiner noch als 9x13, außerdem hatten manche einen weißen Rand drumherum. Auch die Farben entsprachen nicht immer dem heutigen Standard. Einige der Bilder hatten einen starken Rot- oder Grünstich. Trotzdem konnte man die Personen sehr gut erkennen.
    Karens und Arvins Eltern sahen sympathisch aus. Der Vater hatte Ähnlichkeit mit Arvin, er war genauso groß und genauso dunkelhaarig,

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