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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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Einige davon, unter anderem eine Vase, eine kleine Spieluhr und einen Globus, nahm sie in die Hand, untersuchte sie eingehender und versuchte, ihre Beschaffenheit, ihr Gewicht und ihren Wert einzuschätzen.
    Die Vase bestand aus Porzellan und war so ziemlich das Hässlichste, was ihr jemals begegnet war. Sie war ziemlich hoch, vielleicht vierzig Zentimeter, und furchtbar grün. Die Grundfarbe war pastellgrün, verdunkelte sich aber dort, wo ein Relief aus Blättern zum Vorschein kam, zu einem tiefen Blattgrün. Alles in allem machte die Vase weder den Eindruck, als wäre sie besonders alt noch erschien sie ihr besonders wertvoll.
    „Gut“, flüsterte Livia. „Das dürfte für den Anfang genügen.“
    Im nächsten Moment geschah es dann. Obwohl es nicht so aussah, als wäre dies auf irgendeine Bewegung von Livia zurückzuführen – eigentlich hatte sie sich überhaupt nicht bewegt –, fiel die Vase zu Boden und zerbrach mit einem lauten Knall auf den Fliesen des Wohnzimmers in Tausende von Scherben.
    „Ups“, sagte Livia und tat erschrocken. „Wie konnte das denn passieren? Arvin, wirklich, das tut mir soooo leid.“ Ihr Blick wurde kalt. „Viel Spaß beim Aufräumen.“ Und dann stieg sie mit großen Storchenschritten über die Scherben hinweg, um ihre nackten Füße nicht zu verletzen, und wackelte zufrieden in ihr Zimmer.

Kapitel 15
    Als Livia am nächsten Morgen die Augen aufschlug, war Arvin noch im Haus. Sie hörte seine Schritte …
    Ihr erster Blick galt ihrer Armbanduhr. Es war Viertel nach neun. Das bedeutete, dass er ziemlich spät dran war!
    Sie hörte das Rauschen der Klospülung … dann das Klappern der Duschwand. Livia runzelte irritiert die Stirn. Aber tatsächlich … jetzt wurde das Wasser angestellt! Das bedeutete, dass er richtig spät dran war! Hatte es etwa so lange gedauert, ihr Beet zu vernichten?
    Da sie es nicht wagte, ihr Zimmer zu verlassen, und sie von ihrem Fenster aus nicht sehen konnte, wie es um ihre Blumen bestellt war, musste sie sich wohl oder übel gedulden. Aber das Warten war eine Tortur. Was, wenn ihre kleine Maßnahme versagt hatte? Was sollte sie Gunda erzählen, wenn das Beet ein drittes Mal verschwunden war?
    Die Minuten schlichen dahin. Arvin schien es heute Morgen überhaupt nicht eilig zu haben. Er duschte so furchtbar lange …
    Livia stand auf, zog sich an und wanderte unruhig in ihrem Zimmer hin und her. Dabei überlegte sie schon mal, welche Ausrede heute in Betracht kam. Ein anderer Standort vielleicht? Ihr konnte doch eingefallen sein, dass Arvin das Beet auf der anderen Seite der Einfahrt besser gefallen würde.
    Livias Magen gab ein lautes Gluckern von sich. Ob das von der Aufregung herrührte oder mit Hunger zu tun hatte, vermochte sie allerdings nicht zu sagen.
    Fest stand aber, dass Arvin jetzt frühstückte … Livia hatte gehört, wie er einen der Küchenstühle zurückzog. Danach waren seine Schritte verstummt.
    Sie seufzte tief … ließ sich auf ihr Bett zurückfallen … stand wieder auf … wanderte umher …
    Es dauerte eine Ewigkeit, bis es endlich so weit war und Arvin vom Hof fuhr.
    Livia atmete auf, stürzte aber dennoch nicht sofort zur Tür. Etwas in ihr zögerte. Es war eine Sache, warten zu müssen , aber eine andere, wenn man das Unvermeidbare noch hinauszögern konnte. Was sollte sie tun, wenn das Beet erneut verschwunden war?
    Einen Moment später hörte sie Schritte auf dem Tritt. Dann klingelte es an der Tür.
    Gunda … da war sich Livia ganz sicher. Und das bedeutete nichts Gutes! Als sie sich jetzt erhob, war ihre Haltung gebeugt und ihr Gesichtsausdruck düster. Arvin war einfach eine Nummer zu groß für sie. So war es doch!
    Sie schlich zur Tür. Noch während sie unterwegs war, klingelte es erneut ungeduldig. „Ja doch“, flüsterte Livia missmutig. Sie dachte noch nicht einmal über eine vernünftige Ausrede nach. Was konnte jetzt noch glaubwürdig sein? Sie glaubte das Ganze ja selbst nicht!
    „Hi“, sagte Livia, als sie Gunda schließlich gegenüberstand. Und dann lächelte sie gequält.
    „Und?“, fragte Gunda nur. Über ihrer abgewetzten Jeans trug sie ein altes Sweatshirt und eine graue Weste. Beides war viel zu eng und ließ sie deshalb noch dürrer wirken.
    Livia zuckte wortlos die Achseln. Die ganze Lügengeschichte hatte ja doch keinen Zweck. „Was soll ich sagen …?“
    „Na, die Wahrheit“, sprudelte es aus Gunda hervor. „Was hat er gesagt?“
    Livia hob fragend die Augenbrauen. Wieso gesagt?

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