Als gaebe es kein Gestern
entsprach auch ihren Absichten! „Ich werde neue Blumen kaufen und das Beet neu gestalten. Gleich heute.“
„Soll das heißen, dass du das Beet selbst kaputt gemacht hast?“, brach es aus Gunda hervor.
„J-ja, sicher!“ Livia mochte nicht zu Gunda aufsehen. „Ich hab’s kaputt gemacht. Ich bin … perfektionistisch.“ Sie wunderte sich selbst, dass sie das Wort richtig ausgesprochen hatte … „Das bin ich und deshalb … na ja … ich konnte nicht schlafen und dann hab ich … die Blumen halt wieder herausgerissen … So war das!“
Gunda stemmte die Hände in die Hüften und sah sie mit schief gelegtem Kopf argwöhnisch an. „Und dann hast du das Beet mit Blättern bedeckt …“
„Ja … hab ich. Ich wollte nicht, dass … dass Arvin das Beet sieht, weißt du? Es soll doch … eine Überraschung sein. Und da … mir eingefallen ist, dass er Pink nicht mag …“ Wow, das klang doch glaubwürdig, oder? „Es wäre keine richtige Überraschung mehr …“
„Arvin mag also kein Pink“, fasste Gunda zusammen. Sie klang nicht gerade überzeugt. „Aber Blumenbeete mag er, ja?“
„K-keine Ahnung“, stotterte Livia. „Ja, doch, ich meine … er wird sich schon dran gewöhnen, aber nur … wenn ihm die Farbe der Blumen gefällt …“
Gunda atmete deutlich hörbar einmal tief durch. „Ich weiß ja, Livia, dass du einen ziemlich schweren Unfall hattest, aber –“
„Hilfst du mir?“, beeilte sich Livia zu fragen. Sie wollte nicht, dass Gunda noch länger über ihren geistigen Gesundheitszustand nachdachte. Außerdem hatte sie sich allmählich gefangen. „Ich meine … beim Einkauf.“ Sie würde heute auf keinen Fall allein einkaufen gehen. „Und bei der Gestaltung. Ich will … na ja … wir wissen doch beide, dass Arvin das Grundstück am liebsten so behalten möchte, wie es jetzt ist. Deshalb bin ich ein wenig unsicher geworden. Ich möchte auch nur, dass es das schönste Beet der Welt wird. Damit es Arvin vom ersten Moment an überzeugt!“ Das klang schon besser …
„Okay“, nickte Gunda denn auch. „Ich helfe dir. Aber nur, wenn du mir versprichst, dass du heute Abend nicht wieder alles rausreißt!“
Livia nickte, als hinge ihr Leben davon ab.
❧
Es war das Ergebnis von fünf Stunden Arbeit. Und es war das schönste Beet, das Livia je gesehen hatte. Dieses Mal hatten sie die Blumen sternförmig angeordnet und noch ein paar gelbe Tulpen und blaue Hyazinthen dazugepflanzt. Pink hingegen tauchte nicht mehr auf.
Trotz dieses Kunstwerks war Livia sicher, dass Arvin nur die Veränderung sehen würde. Aber wie konnte sie verhindern, dass er das Beet erneut zerstörte?
Sie entschied sich für einen ihrer berühmten Zettel und schrieb:
Lieber Arvin,
ich weiß, dass Du Deinen Garten so behalten möchtest, wie er ist, möchte Dich aber dennoch bitten, mein Beet zu respektieren. Wir leben nun einmal gemeinsam in diesem Haus und müssen uns beide hier wohlfühlen. Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, dass Du einen kleinen Teil des Gartens in meine Obhut gibst und ich dafür den Rest so lasse, wie es Dir gefällt? Das wäre doch ein guter Kompromiss!
Deine Livia
Als sich Livia an diesem Abend in ihr Zimmer begab, hatte sie viel zu viele Süßigkeiten bei sich. Sie merkte selbst, dass sie in letzter Zeit immer stärker dazu tendierte, ihren Frust mithilfe von Süßigkeiten zu kompensieren. Aber sie konnte nicht anders. Seit sie keine Naschereien für Arvin mehr einkaufte, wanderten Gummibärchen, Kaubonbon & Co. wie von allein in ihren Einkaufswagen …
Sie verbrachte die Wartezeit also mit Kauen und hatte auf diese Weise keine Probleme, bis zu Arvins Rückkehr wach zu bleiben. Außerdem kam er früher als sonst nach Hause, und zwar bereits um Viertel nach neun.
Livia löschte vorsichtshalber das Licht in ihrem Zimmer und konzentrierte sich darauf, seine Reaktion zu erhorchen.
Es dauerte nicht lange, bis ihr klar wurde, dass der Zettel seine Wirkung verfehlt hatte … Oder hatte er ihn überhaupt nicht gelesen?
Arvin begab sich schon Minuten nach seiner Rückkehr wieder nach draußen und verbrachte dort viel zu viel Zeit! Zudem hörte sie, wie die Tür der Werkstatt, die ziemlich quietschte, geöffnet und wieder geschlossen wurde.
Hoffentlich , dachte Livia nur, hoffentlich beobachten Gunda und Manfred ihn nicht bei seinem Treiben …
Über diesen Gedanken schlief sie schließlich ein.
Der nächste Morgen war dem vorangegangenen erstaunlich ähnlich.
Livia erwachte, als
Weitere Kostenlose Bücher