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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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dir mein Zimmer zeigen.“
    Aber Spike reagierte auch jetzt nicht. Er sah Livia aus seinen großen dunklen Hundeaugen an, wandte dann den Kopf, blickte in Richtung Wohnzimmertür und wieder zurück zu Livia.
    „Komm her!“, befahl Livia, jetzt schon etwas ungeduldiger.
    Als würde er seinen Standpunkt untermauern, setzte Spike sich hin.
    „Jetzt kommst du aber her“, sagte Livia energisch. Sie ging auf Spike zu, bückte sich und hob ihn hoch. Kam es ihr nur so vor oder war er schwerer also noch vor zwei Tagen?
    Zumindest war er genauso widerspenstig. Er zappelte umher und versuchte, sich aus Livias Armen zu winden. „Vorsicht!“, schimpfte Livia. „Das hier ist viel zu hoch, um runterzuspringen.“
    Den Hund kümmerte das nicht. Er setzte seine Fluchtversuche fort, bis Livia ihn schließlich auf dem Boden absetzte. Kaum dass seine Füße den Boden berührten, rannte er los, auf die Wohnzimmertür zu. Im nächsten Moment war er aus Livias Blickfeld verschwunden.
    Livia fluchte lautlos und folgte ihm.
    Als sie das Wohnzimmer betrat, bot sich ihr ein interessantes Bild. Arvin saß auf dem Sessel und las Zeitung. Zumindest tat er so. Der Hund ließ sich davon jedoch nicht beeindrucken. Er zerrte beharrlich an Arvins Hosenbein herum und winselte auffordernd.
    Und auch Arvins Lippen umspielte so etwas wie ein unterdrücktes Grinsen. Als er schließlich die Zeitung weglegte und sich zu Spike herunterbeugte, überstrahlten seine Augen den gesamten Ärger, den er auszudrücken versuchte. „Verzieh dich“, befahl er und konnte nicht verhindern, dass seine Stimme mit Zärtlichkeit getränkt war. „Und lass mein Hosenbein in Ruh.“
    Dann blickte er nach rechts, wurde ernst und sagte: „Du bist wieder da.“
    „Ja, bin ich“, antwortete Livia. Etwas Besseres fiel ihr nicht ein.
    „Geht es dir besser?“
    Als ob ihn das wirklich interessierte … „Ja, danke.“ Und jetzt kam auch noch der schwierigste Teil. „Und danke, dass du meinen Hund versorgt hast.“
    „Hat Spaß gemacht“, entgegnete Arvin. Dann erhob er sich, pflückte Spike von seinem Hosenbein und nahm ihn auf den Arm. Er streichelte ihn noch einen Moment und kam dann auf Livia zu. Dabei ging er so langsam, dass er den Eindruck machte, als würden ihm die Schritte schwerfallen. Schließlich streckte er die Arme aus und hielt Livia den Hund hin. „Hier.“
    Livia nahm Spike aus Arvins Händen, berührte dabei jedoch seine Haut und wurde von einem kleinen elektrischen Schlag getroffen. Erschrocken sah sie in Arvins Augen, entdeckte dort etwas, das Ähnlichkeit mit dem Schmerz hatte, den sie schon einmal an ihm wahrgenommen hatte, und wurde davon festgehalten. Viel zu lange standen beide so da und starrten einander an, dann löste sich Livia aus dem Bann, murmelte „Entschuldigung“ und eilte mit Spike aus dem Raum.
    Sie flüchtete förmlich in ihr Zimmer und kam erst wieder zu sich, als sie sich neben Spike auf dem Boden niedergelassen hatte.
    „Ein gewöhnlicher Stromschlag“, flüsterte Livia und starrte auf ihre Hände. „Das kann einem mit jedem passieren.“ Aber warum klopfte ihr Herz, als hätte es 220 Volt abgekriegt?
    Während Livia versuchte, sich ein wenig zu beruhigen, schnüffelte sich Spike durch den gesamten Raum. Offensichtlich hatte er ihn noch nie betreten. Als er damit fertig war, baute er sich vor Livia auf und sah sie herausfordernd an.
    „Du bist ein braver Hund“, sagte Livia und kraulte ihn hinter den Ohren. „Leg dich ein bisschen hin und ruh dich aus. Nachher machen wir einen Spaziergang, okay?“
    Spike ging zur Tür und blieb erwartungsvoll davor stehen. Dann wandte er den Kopf und sah Livia an.
    „Offensichtlich hast du da was falsch verstanden“, sagte Livia. „Ich sagte, wir machen nachher einen Spaziergang.“
    Spike begann mit dem Schwanz zu wedeln.
    „ Nachher “, wiederholte Livia, erntete aber ein erneutes Schwanzwedeln.
    „Ich muss wohl deutlicher werden“, murmelte Livia, erhob sich, ging zum Bett hinüber und streckte sich mit einem begeisterten „Aaahhh“ lang darauf aus. Dann schloss sie die Augen. Ein paar Minuten Ruhe würden ihr guttun, das wusste sie.
    Spike wusste das nicht. Livia erkannte das an dem Winseln, das schon kurze Zeit später von rechts zu hören war. Sie ließ ihre Augen geschlossen und versuchte, das Geräusch zu überhören. Anfangs funktionierte das auch ganz gut. Erst als Spike kurze Zeit später an ihrem Ärmel herumzupfte, wurde es etwas schwieriger. Livia entzog ihm mit

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