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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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einer ärgerlichen Bewegung den Arm, was allerdings nur zur Folge hatte, dass er sich bald darauf an ihrem Hosenbein zu schaffen machte. „Lass das“, fauchte Livia und probierte es erneut mit der Ignoranztechnik. Ein paar Minuten ging das auch gut, dann machte Spike mit einem unterdrückten Bellen auf sich aufmerksam. Sekunden später klopfte es an Livias Tür. Sie fuhr auf und sagte: „Herein?“
    Die Tür ging auf und Arvin stand vor ihr. Spike nahm das zum Anlass, sich begeistert auf ihn zu stürzen. Livia hingegen fühlte sich ziemlich überrannt.
    „Was willst du?“, fragte sie ungnädig.
    „Ich … ähm …“ Arvin schien nicht zu wissen, wo er mit seinen Händen hin sollte, und wirkte dadurch sichtlich verlegen. „Ich hatte vergessen, dir zu sagen, dass Spike …“ Er biss sich mitten im Satz auf die Zunge und verstummte, trat eine Weile von einem Bein aufs andere und fuhr dann noch stockender fort: „Der … der Name … es steht mir natürlich nicht zu …“ Er hob hilflos die Hände. „Ich … hatte mal einen Hund, weißt du? Und er … er hatte viel Ähnlichkeit …“ Sein Blick wanderte zu Spike hinüber. „Er hieß Spike …“
    Livia starrte Arvin an und musste sich zwingen, den Mund nicht offen stehen zu lassen. So hatte sie ihn noch nie erlebt! Und sie war selbst überrascht, wie milde sie das auf einmal stimmte.
    „Hast du … denn schon einen Namen für ihn?“, stammelte Arvin.
    Livia befeuchtete ihre Lippen. „Spike klingt nett“, presste sie hervor.
    „Wirklich?“, entfuhr es Arvin in einem Anfall von Begeisterung. Dann räusperte er sich und sagte in deutlich gemäßigterem Tonfall: „Findest du wirklich?“
    Livia nickte. „Spike klingt nett“, wiederholte sie. „Ja, wirklich nett“, bekräftigte sie. Und dann wandte sie sich an Spike. „Nicht wahr, Spike?“
    Als sie wieder hochblickte, hatte sie den Eindruck, dass Arvins Augen leuchteten. „Ich … bin jedenfalls nur gekommen, um dir zu sagen, dass … Spike … dringend mal Gassi gehen müsste. Ich … ähm … hab nämlich versucht, bestimmte Zeiten einzuführen. Du weißt schon … um ihn stubenrein zu kriegen. Und deshalb … na ja …“ Er sah auf seine Uhr und dann zurück zu Livia. „Ich könnte das übernehmen, wenn du willst.“
    „Vielleicht können wir auch gemeinsam gehen“, hörte Livia sich sagen. Der Wunsch, mehr Zeit mit Arvin zu verbringen, war aus dem Nichts entstanden und hatte sich artikuliert, ohne um Erlaubnis zu fragen.
    In dem Moment jedoch, in dem sich Arvins Miene verfinsterte, wusste Livia schon, dass sie einen Fehler begangen hatte. „War nur so ’ne Idee“, ruderte sie zurück. „Außerdem …“ – sie deutete auf Spike, der inzwischen schwanzwedelnd an Arvin hochsprang – „könnte es bestimmt nicht schaden, wenn er allmählich auch mal eine Beziehung zu mir entwickelt.“
    „Natürlich nicht“, stimmte Arvin zu, machte aber den Eindruck, als wäre er auch damit nicht richtig glücklich. „Die Leine liegt im Flur auf der Anrichte.“
    „Danke.“
    „Gern geschehen.“ Arvin tätschelte zum Abschied noch einmal Spikes Kopf und wollte dann den Raum verlassen. Da Spike ihm jedoch auf Schritt und Tritt folgte, war das nicht ohne Weiteres möglich. Erst als Livia sich erhob und ihren Hund am Halsband festhielt, konnte Arvin gehen.
    „Puh“, machte Livia, als sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Und dann warf sie Spike, der protestierend winselte, einen vorwurfsvollen Blick zu. „Verräter“, sagte sie düster. Unglücklicherweise konnte sie Spikes Gefühlsregungen erstaunlich gut nachvollziehen. Hatte sie eben nicht selbst den Wunsch verspürt, in Arvins Nähe zu sein? „Jetzt ist aber Schluss“, rief sie sich selbst zur Räson. „Wenn es jemanden gibt, dessen Nähe ich schätze, dann ist es Enno.“ Sie wandte sich erneut an Spike. „Wir werden ihn anrufen und uns mit ihm treffen. Dann wirst du schon sehen, dass er ein super Ersatz ist.“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Zwei oder drei Tage“, fuhr sie fort. „Dann hast du Arvin komplett vergessen. Wetten?“

Kapitel 21
    Die „zwei oder drei Tage“ vergingen, ohne dass Livia ihre Wette gewann.
    Spike hatte zwar nichts gegen Enno, schien ihn aber längst nicht so toll zu finden wie Arvin. Und obwohl er Livia ohne Zweifel von Tag zu Tag mehr in sein Herz schloss, blieb die Begeisterung für Arvin bestehen.
    Was auf Gegenseitigkeit beruhte.
    Livia konnte es selbst kaum glauben, musste aber zu

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