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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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ihrer Verwunderung feststellen, dass sich Arvins Verhalten, seit Spike ins Haus gekommen war, um hundertachtzig Grad gedreht hatte.
    Morgens zum Beispiel stahl er sich nicht mehr aus dem Haus, bevor er Livia begegnet war. Im Gegenteil, er verließ das Haus erst, wenn sie aufgestanden war.
    Unglücklicherweise fiel es Livia nicht schwer, dieses Verhalten einzuordnen. Woher der Wind wehte, merkte sie schon allein daran, dass er immer erst Spike begrüßte und manchmal sogar vergaß, Livia überhaupt einen „guten Morgen“ zu wünschen. Wenn sie Spike über Nacht nicht in ihrem Zimmer behalten hätte, wäre die morgendliche Begegnung wahrscheinlich ganz ausgefallen.
    Arvins Liebe zu Spike hatte auch Einfluss auf die Abendgestaltung. Arvin kam nicht mehr um zehn Uhr abends, sondern gegen fünf Uhr nachmittags, manchmal sogar noch früher nach Hause! Er bat Livia dann höflich, eine Runde mit dem Hund drehen zu dürfen, und war anschließend – mit Jogging-Klamotten – für mehr als zwei Stunden erneut verschwunden.
    Livia genehmigte diese Spaziergänge, schließlich wusste sie, wie glücklich der Hund darüber war. Allerdings ärgerte sie sich mit jedem Tag mehr darüber, dass Arvin diese Freundlichkeit nicht mit gleicher Münze zurückzahlte. Er hätte ja wenigstens so tun können, als würde er auch ihretwegen so viel Zeit zu Hause verbringen!
    In den ersten Tagen hatte Livia noch darauf gehofft, dass er einen Teil des Abends mit ihr verbringen würde. Aber er gab sich so wortkarg und verzog sich immer in den Raum, in dem sich Livia gerade nicht aufhielt, dass diese Hoffnung schnell erstarb. Und auch zu einem gemeinsamen Abendessen konnte Livia ihn nicht bewegen. Sie beschwerte sich bei ihrer Schwägerin darüber, erhielt aber nur zur Antwort, sie solle doch mit dem zufrieden sein, was sie habe. Schließlich habe sich Arvins Verhalten durch Spikes Ankunft erheblich verbessert.
    In Anbetracht dieser Tatsachen versuchte sich Livia häufiger mit Enno zu treffen, musste aber feststellen, dass das viel schwieriger geworden war. Enno konnte eigentlich erst nachmittags, und da man sich nie sicher sein konnte, wann Arvin nach Hause zurückkehrte, stand er völlig unter Strom, wenn er Livia besuchte.
    „Wir müssen uns nicht hier treffen“, sagte Livia, als es ihr eines Tages zu bunt wurde. Enno hatte nicht einmal Platz genommen, sondern lief die ganze Zeit unruhig durch die Küche. Dabei hatte Livia schon darauf verzichtet, mit ihm ins Wohnzimmer zu gehen. Von der Küche aus konnte man die Einfahrt einsehen, was Enno furchtbar wichtig fand. Auf diese Weise konnte er sicher sein, dass er nicht von Arvin oder Karen überrascht wurde.
    „Hm?“, machte Enno, während er zum siebenundzwanzigsten Mal aus dem Fenster sah. Auch der Hund war schon ganz unruhig geworden. Er folgte Enno auf Schritt und Tritt und befand sich in deutlicher Habachtstellung.
    „Wir können uns auch in irgendeinem Café oder so treffen, wenn dir das lieber ist“, sagte Livia.
    „In der Öffentlichkeit, oder wie?“, empörte sich Enno.
    Livias Blick verfinsterte sich. In letzter Zeit hatte sie immer weniger Freude an Ennos Gesellschaft. „Wie wär’s, wenn wir uns stattdessen überhaupt nicht mehr treffen?“, fragte sie schnippisch.
    Endlich gehörte ihr Ennos Aufmerksamkeit. „Jetzt mach aber mal halblang“, sagte er in etwas beleidigtem Tonfall. „Nur weil ich Angst vor deinem Mann hab, müssen wir noch keine getrennten Wege gehen.“
    „Du hast gar keinen Grund, Angst vor Arvin zu haben“, behauptete Livia. „Schon gar nicht wegen dieser völlig harmlosen Treffen. Erstens läuft da nichts zwischen dir und mir. Und zweitens hat Arvin überhaupt kein Interesse an mir. Er wäre doch froh, wenn er mich endlich loswerden könnte.“
    „Ihm liegt vielleicht nichts an dir. Trotzdem bist du seine Frau, wenn auch nur auf dem Papier. Glaub mir, Arvin gehört nicht zu den Männern, die sich ihr Eigentum streitig machen lassen.“
    „Eigentum?“, wiederholte Livia entsetzt. „Du glaubst doch nicht wirklich, dass er mich so sieht.“
    Enno zuckte bedeutungsvoll die Achseln und sah ein weiteres Mal aus dem Fenster.
    „Heißt das, du würdest ihm wirklich einen Racheakt oder so etwas zutrauen?“ Sie überlegte einen Moment lang. „Auch einen … einen Racheakt an mir ?“
    „Die Polizei war bei mir“, sagte Enno.
    Livia runzelte die Stirn. „Was willst du damit sagen?“
    Enno atmete einmal tief durch und sah Livia ernst an. „Sie haben mir

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