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Als gaebe es kein Gestern

Als gaebe es kein Gestern

Titel: Als gaebe es kein Gestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Winkelmann
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Spike.“
    Arvin streckte blitzschnell die Hand aus, griff nach Spikes Halsband und hielt ihn fest. „Der Hund bleibt bei mir.“ Seine Worte waren fast genauso leise, wie es die von Livia gewesen waren.
    Livia starrte ihn an. Sie konnte nicht glauben, was hier geschah. „Der Hund ist mein Eigentum“, flüsterte sie. „Ich habe ihn gekauft.“
    „Mit meinem Geld.“
    „Irrtum“, fauchte Livia. Ihre Stimme hatte sich ein wenig gefestigt. „Manfred hat mir das Geld geliehen. Und er wird gerne noch ein bisschen auf die Rückzahlung warten.“
    „Du kannst ja auf Herausgabe klagen“, sagte Arvin kalt. „Freiwillig wirst du Spike jedenfalls nicht bekommen.“
    „Du … du … Schuft, du Monster …“, kreischte Livia, stürzte sich auf Arvin und schlug mit den Fäusten auf ihn ein. Dabei entstand neuer Schmerz in ihrem rechten Oberarm, was sie in ihrer Wut jedoch ignorierte. „Das werde ich mir nicht gefallen lassen! Hörst du? Hörst du?“ Sie schlug weiter um sich, erreichte ihr Ziel jedoch nicht mehr, weil Arvin sie quasi am ausgestreckten Arm verhungern ließ. Mit der linken Hand hielt er immer noch ganz lässig Spike fest, die Rechte umklammerte schmerzhaft Livias linken Oberarm und hielt sie so weit von sich entfernt, dass sie allenfalls seinen Arm bombardieren konnte. Das allerdings schien Arvin nicht einmal zu spüren. Sein stahlharter Griff lockerte sich nicht im Geringsten. „Lass mich … los“, keuchte Livia und begann in ihrer Not, auch noch nach Arvin zu treten. Beim ersten Mal traf sie ihn sogar, als sie jedoch zum zweiten Mal ausholte, ließ Arvin sie blitzschnell los, was zur Folge hatte, dass sie das Gleichgewicht verlor und zu Boden stürzte.
    Als sie schmerzhaft auf ihrem Gesäß landete, drehte Livia vollends durch, griff wahllos um sich, bekam das Fotoalbum zu fassen und schleuderte es mit voller Wucht gegen Arvin. Dort prallte es ab und klatschte ebenfalls zu Boden. Sehr zu Livias Überraschung ließ das Arvin jedoch längst nicht so kalt wie ihr eigener Sturz.
    „Nein!“, schrie er auf, ließ Spike los und bückte sich nach dem Album.
    Aber er hatte nicht mit Livia und ihrer unermesslichen Wut gerechnet. Sie schnellte vor, packte das Album und riss schon im nächsten Moment mit einem Ratschen die erste Seite heraus.
    „Nein!“, schrie Arvin ein weiteres Mal und versuchte, das Album zu erreichen.
    Aber Livia entwand sich ihm, schaffte es ein paar Meter von ihm weg und riss, von seiner Panik beflügelt, gleich zwei weitere Seiten heraus. Fotos segelten zu Boden, ebenso Fotoecken und Papierschnipsel.
    „Bitte“, flehte Arvin. „Livia!“
    War es die Tatsache, dass sie ihren Namen zum allerersten Mal aus seinem Mund hörte? Oder war es sein Tonfall? Es hatte geklungen, als würde sie sein Herz zerreißen!
    Kurz bevor ihr die nächste Seite zum Opfer fiel, hielt sie inne und sah zu ihm hinüber.
    „Bitte!“, krächzte Arvin ein weiteres Mal. Inzwischen kniete er vor ihr und streckte flehend seine Hände zu ihr aus. Seine Haltung ähnelte der eines Kindes, das sein Spielzeug zurückhaben wollte. Aber seine Augen erzählten mehr. Sie sprachen davon, dass ein Teil seines Lebens bedroht war.
    Livia machte immer noch den Eindruck, als hätte man sie auf Standbild gestellt. Sie saß regungslos da, die rechte Hand an der nächsten Seite des Albums, bereit, mit der Zerstörung fortzufahren.
    „Du … du hast mir schon die Zukunft weggenommen“, brach es aus Arvin hervor. „Nimm …“ – er klang, als ob er jeden Moment in Tränen ausbrechen würde – „nimm mir nicht auch noch die Vergangenheit weg!“
    „Wie?“, flüsterte Livia und sah ihn jetzt genauso flehend an. „Wie hab ich dir die Zukunft weggenommen?“
    „Wenn ich es dir sage –“
    Livia verstand ihn auch, ohne dass er den Satz zu Ende sprach. Sie nickte. „Wenn du es mir sagst, kriegst du es zurück.“
    Arvin ließ die Hände sinken und sackte erleichtert in sich zusammen. Sein Kinn fiel auf seine Brust. „Du hast mich betrogen“, sagte er tonlos. „Vom ersten Tag an. Hundertmal hast du gesagt, dass es sich nicht wiederholen wird. Aber das hat es. Immer und immer und immer wieder …“
    Livia starrte ihn an. Wie er so dasaß … so eingefallen und beraubt … als wäre es erst gestern gewesen … nein, als wäre es wahr! „So etwas würde ich niemals tun“, hörte sie sich sagen. „Niemals.“
    Arvin hob den Kopf. „Willst du es bestreiten?“
    „Hast du mich auf frischer Tat ertappt?“
    Arvin lachte

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