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Als Gott ein Kaninchen war

Als Gott ein Kaninchen war

Titel: Als Gott ein Kaninchen war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Winman
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anzuhören, die ich bereits rückwärts singen konnte, und die sich in meinen Ohren sicher besser angehört hätte, wenn sie auch wirklich rückwärts gelaufen wäre. Alan mochte Cliff Richard, aber er liebte Barry Manilow. Er hatte ihn im Gefängnis oft gehört, und die Texte hätten ihm Hoffnung gegeben, behauptete er. » Sogar › Copacabana‹?«, fragte ich. » Besonders › Copacabana‹«, sagte er.
    Alan war nun schon seit einem Jahr unser Fahrer und kutschierte unsere Gäste mit der Geduld eines Heiligen herum. Vor dem Job bei uns hatte er keine Arbeit finden können, aber er war ehrlich mit meinem Vater gewesen, der wohl der einzige Mensch war, der an die heilende Kraft einer zweiten Chance glaubte. Er stellte Alan ein und zahlte ihm ein gutes Gehalt– unter der einzigen Bedingung, dass er Tag und Nacht auf Abruf bereit wäre. Alan war einverstanden, und als Lohn und Ehrbarkeit wieder Einzug in sein Leben hielten, kehrten auch seine Frau und sein Kind zu ihm zurück. Die Phase der Haft verblasste, bald nurmehr ein Hirngespinst, bis niemand sich mehr sicher sein konnte, ob das Ganze je wirklich geschehen war oder nicht.
    Das rot-weiße Signal hob plötzlich träge den Kopf. Zuerst sah ich den Rauch, wie immer, dann die dunkle fassförmige Frontseite, die sich durch die Landschaft drängelte wie ein nicht aufzuhaltender Raufbold. Die erste Klasse fuhr unter mir vorbei, gefolgt vom Speisewagen und Wagon eins und zwei und dann noch einem, bis der Zug langsam in den Bahnhof eingefahren war, und ich zu üben begann, was ich ihm sagen würde. Sobald der Zug zum Stehen gekommen war, wurde eine der Türen aufgerissen, und ich sah seinen Arm. Zuerst warf er seinen Seesack heraus (offenbar waren die an seiner Schule gerade groß in Mode), und dann tauchte er auf, mit Weihnachtsmannmütze und Sonnenbrille.
    » Joe!«, rief ich und rannte bis ans Ende der Brücke. Er flitzte die Steigung zu mir hinauf.
    » Bleib da!«, schrie er. Er kämpfte gegen den Wind an und versuchte sein Herz nach dreieinhalb Stunden Sitzen wieder in Schwung zu bringen. Und ich spürte, wie ich hoch in den grauen Morgenhimmel gehoben wurde, bevor ich an seine von dicken Wollschichten bedeckte Brust sank. Er trug Aftershave. Verdammt, ich hatte ihm Aftershave zu Weihnachten schenken wollen.
    » Hallo«, sagte er. » Du siehst toll aus.«
    » Du hast mir gefehlt«, sagte ich, und eine erste Träne tropfte auf seine Sonnenbrille.
    Alan fuhr immer die lange, malerische Strecke zu uns, wenn mein Bruder nach Hause kam. Das gab uns Zeit, über unsere Eltern zu quatschen, und meinem Bruder die Gelegenheit, sich wieder mit den Feldern und Hecken und Aussichten vertraut zu machen, die er früher kannte wie seine Westentasche.
    Hin und wieder erwischte ich Alan dabei, wie er uns durch den Rückspiegel ansah, mit großen Augen angesichts der Neuigkeiten, die in den meisten normalen Familien wohl vertraulicher behandelt und erst hinter verschlossener Tür besprochen worden wären.
    » Nancy hat Mum geküsst«, erzählte ich Joe.
    Alan machte sehr große Augen.
    » Wann?«, wollte Joe aufgeregt wissen.
    » Ungefähr vor einem Monat. Nachdem sie sich von Anna getrennt hat.«
    Alan starrte angestrengt auf die Straße.
    » Sie war richtig fertig deshalb«, stellte Joe fest.
    » Am Boden zerstört«, bekräftigte ich.
    » Es hatte was mit der Presse und so zu tun.«
    » Wirklich?«, fragte ich überrascht. » Das wusste ich gar nicht. Egal, jedenfalls saß Nancy weinend draußen auf der Veranda, und Mum hielt sie im Arm, und als Nancy zu ihr hochsah, zog sie sie an sich und küsste sie– mit Zunge.«
    Die Schaltung knirschte. Alan konnte den dritten Gang nicht finden.
    » Nein?!«, sagte Joe.
    » Und«, ich musste kurz durchatmen, » sie rührten sich nicht. Sie blieben eine halbe Ewigkeit so. Mum rührte sich nicht.«
    » Nein?!«, sagte Joe.
    » Und«, verkündete ich weiter, » als sie sich schließlich voneinander lösten, lachten sie.«
    » Nein?«, sagte Joe.
    » Und«, fuhr ich fort, » Mum sagte: › Ups‹, und die beiden lachten weiter.«
    Alan würgte den Motor ab.
    » Und rate mal, was ich gemacht habe.«
    » Was?«, fragte Joe.
    » Ich hab es Dad erzählt.«
    » Hast du nicht!«, meinte Alan und hörte plötzlich auf, auf die Straße hinauszustarren.
    » Doch, hab ich«, sagte ich zu ihm.
    » Was hat er gesagt?«, wollte Joe wissen.
    » Er hat gelacht und meinte: › Endlich! Dann hätten wir das auch hinter uns gebracht.‹«
    » Ich glaub’s

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