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Als ich im Sterben lag (German Edition)

Als ich im Sterben lag (German Edition)

Titel: Als ich im Sterben lag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Faulkner
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Löcher, die ich gebohrt habe, sagte ich, und wenn wir ans Wasser kommen, werd ich sie sehn. Meine Mutter ist nicht im Sarg. Meine Mutter riecht nicht so. Meine Mutter ist ein Fisch.
    «Deine Kuchen werden in einem schönen Zustand sein, bis wir in Jefferson sind», sagt Darl.
    Dewey Dell sieht sich nicht um.
    «Versuch lieber, sie in Mottson zu verkaufen», sagt Darl.
    «Wann sind wir in Mottson, Darl?», frag ich.
    «Morgen», sagt Darl. «Wenn diese Maultiergerippe nicht auseinanderfallen. Snopes muss sie mit Sägemehl gefüttert haben.»
    «Warum hat er sie mit Sägemehl gefüttert, Darl?», frag ich.
    «Sieh mal», sagt Darl. «Siehst du?»
    Jetzt sind es neun, hoch, in kleinen hohen schwarzen Kreisen.
    Als die Steigung beginnt, hält Pa an, und Darl und Dewey Dell und ich klettern vom Wagen. Cash kann nicht gehen, weil er ein gebrochenes Bein hat. «Vorwärts, Mulis», sagt Pa. Die Maultiere gehen schwer, der Wagen ächzt. Darl, Dewey Dell und ich gehen hinter dem Wagen die Steigung rauf. Als wir oben ankommen, hält Pa, und wir klettern wieder auf den Wagen.
    Jetzt sind es zehn, hoch am Himmel, in kleinen hohen schwarzen Kreisen.

[zur Inhaltsübersicht]
    Moseley
    Ich blickte zufällig auf und sah, wie sie draußen vorm Schaufenster stand und hereinsah. Sie stand nicht dicht an der Scheibe und schien an nichts Besonderem interessiert; sie stand einfach da, den Kopf dem Laden zugewandt, den Blick voll auf mich gerichtet und irgendwie ausdruckslos, wie wenn sie auf ein Zeichen wartete. Als ich wieder aufsah, ging sie langsam zur Tür.
    Sie stand einen Moment unschlüssig an der Fliegentür, wie sie’s immer machen, und kam dann rein. Sie hatte einen Strohhut mit steifer Krempe auf und trug ein in Zeitungspapier gewickeltes Paket unterm Arm. Ich schätzte, dass sie einen Vierteldollar bei sich hatte, oder wenn’s hochkam, einen ganzen Dollar, und wenn sie eine Weile herumgestanden hätte, würde sie vielleicht einen billigen Kamm kaufen oder eine Flasche Niggertoilettenwasser, darum habe ich sie nicht weiter beachtet, bloß festgestellt, dass sie auf eine trotzige, linkische Art hübsch war und in ihrem Baumwollkleid und mit ihrer natürlichen Gesichtsfarbe vermutlich bei weitem besser aussah als hinterher, wenn sie gekauft hatte, für was immer sie sich schließlich entscheiden würde. Oder von dem sie vorgab, dass sie’s gern hätte. Ich wusste, dass ihr Entschluss schon feststand, noch bevor sie hereinkam. Aber man muss ihnen Zeit lassen. Ich ging also wieder an meine Arbeit und wollte, dass Albert sie bediente, wenn er vom Sodaeistresen kurz wegkonnte; er kam dann aber zu mir nach hinten.
    «Diese Frau», sagte er. «Besser, Sie fragen sie, was sie will.»
    «Was will sie denn?», fragte ich.
    «Ich weiß nicht. Ich krieg nichts aus ihr heraus. Mir wär’s lieber, Sie würden das machen.»
    Also ging ich um den Ladentisch herum. Ich sah, dass sie barfuß war und mit den Füßen flach und leicht auf dem Boden stand, als ob sie’s gewohnt wär. Sie sah mich fest an, ihr Paket haltend. Ich sah, dass sie das schwärzeste Augenpaar hatte, das ich je gesehn habe, und dass sie hier fremd war. Ich konnte mich nicht erinnern, sie schon mal in Mottson gesehn zu haben. «Was kann ich für Sie tun?», fragte ich.
    Sie sagte immer noch nichts. Sie sah mich unverwandt an, ohne mit der Wimper zu zucken. Dann warf sie einen Blick auf die Leute am Sodaeistresen. Und sah dann an mir vorbei in den hinteren Teil des Ladens.
    «Möchten Sie sich ein paar Toilettenartikel ansehn?», fragte ich. «Oder brauchen Sie ein Medikament?»
    «Ja», sagte sie. Sie warf wieder einen raschen Blick zum Getränkeausschank. Da dachte ich, vielleicht hat ihre Ma oder sonst wer sie geschickt, dies Verhütungsmittel für Frauen zu kaufen, und sie schämt sich nun, danach zu fragen. Mir war klar, dass sie nicht diesen Teint haben konnte, wenn sie das Zeug selber benutzte, ganz abgesehn davon, dass sie mir nicht erwachsen genug erschien und kaum wissen konnte, wozu man’s überhaupt brauchte. Es ist eine Schande, wie sie sich mit dem Zeug vergiften, aber man muss es auf Lager haben, sonst kann man in diesem Land seinen Laden zumachen.
    «Aha», sagte ich. «Welches nehmen Sie denn? Wir führen –» Sie sah mich wieder an, fast so, als hätte sie «Scht» gesagt, und sah wieder in den hinteren Teil des Ladens.
    «Ich würde lieber nach hinten gehn», sagte sie.
    «Na gut», sagte ich. Man muss ihnen ihren Willen lassen. Das spart Zeit. Ich

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