Als ich im Sterben lag (German Edition)
du vor?», fragte Darl.
«Den Wagen wegschaffen», sagte Jewel über die Schulter.
«Sei kein Narr», sagte ich. «Ich hab’s nie so gemeint. Ihr könntet es doch nicht ändern.» Und Darl zögerte auch, aber Jewel war nicht aufzuhalten.
«Halt deinen verdammten Mund», sagt er.
«Irgendwo muss er doch stehn», sagt Darl. «Wir fahren los, sobald Pa zurück ist.»
«Du willst mir nicht helfen?», sagt Jewel, und seine weißen Augen flackern, und sein Gesicht zittert, als hätte er einen Anfall von Schüttelfrost.
«Nein», sagte Darl, «will ich nicht. Warte, bis Pa zurück ist.»
Ich stand in der Tür und beobachtete, wie er an dem Wagen herumschob und -zog. An der Stelle war es leicht abschüssig, und ich dachte, er will die Rückwand des Schuppens rausschlagen. Dann läutete die Glocke zum Essen. Ich rief ihn, aber er sah sich nicht um. «Komm zum Essen», sagte ich. «Und sag dem Jungen Bescheid.» Aber er antwortete nicht, und so ging ich ins Haus zum Essen. Das Mädchen ging runter, um den Jungen zu holen, aber sie kam ohne ihn zurück. Wir waren mit dem Essen halb fertig, da hörten wir ihn wieder schreien und hinter dem Bussard herjagen.
«Es ist eine Schande», sagte Lula. «Eine Schande.»
«Er tut, was er nur kann», sagte ich. «Mit Snopes wird keiner in einer halben Stunde handelseinig. Die werden den ganzen Nachmittag im Schatten sitzen und feilschen.»
«Er tut, was er kann?», sagt sie. «Tun? Er hat schon zu viel getan.»
Und ich glaube, das hatte er wirklich. Das Dumme war, wenn wir wollten, dass er abzog, mussten wir jetzt was tun. Er konnte von niemandem ein Gespann kaufen, schon gar nicht von Snopes, ohne dass er etwas verpfändete, von dem er noch gar nicht wusste, dass er es verpfänden musste. Als ich wieder aufs Feld ging, sah ich meine Maultiere noch einmal an und nahm für ungewisse Zeit Abschied von ihnen. Und als ich an diesem Abend nach Hause komme, und die Sonne hat den ganzen Tag auf den Schuppen niedergebrannt, war ich mir nicht so sicher, dass ich es bereuen würde.
Er kam angeritten, als ich gerade auf die Veranda hinausging, wo alle versammelt waren. Er sah irgendwie komisch aus: einerseits zerknirschter als sonst, aber auch stolz. Als hätte er was zuwege gebracht, das er für schlau hielt, von dem er aber nicht mehr so sicher war, wie andere das fanden.
«Ich hab ein Gespann», sagte er.
«Du hast von Snopes ein Gespann gekauft?», fragte ich.
«Ich würde sagen, Snopes ist nicht der Einzige in diesem Land, mit dem sich ein Geschäft machen lässt», sagte er.
«Sicher», sagte ich. Er sah zu Jewel hin mit diesem komischen Blick, aber Jewel hatte schon die Veranda verlassen und war auf dem Weg zu seinem Pferd. Um nachzusehn, was Anse mit ihm gemacht hat, vermute ich.
«Jewel», sagt Anse. Jewel drehte sich um. «Komm her», sagt Anse. Jewel kam ein Stück zurück und blieb wieder stehen.
«Was willst du?», sagte er.
«So, du hast also ein Gespann von Snopes gekriegt», sagte ich. «Er wird es noch heute Abend rüberschicken, nehme ich an? Du wirst morgen sehr zeitig aufbrechen wollen, du musst über Mottson, das ist ein langer Umweg.»
Der Ausdruck, den sein Gesicht eben noch gehabt hatte, änderte sich. Er hatte jetzt wieder seine übliche Leidensmiene und machte mümmelnde Bewegungen mit dem Mund.
«Ich tu mein Bestes», sagte er. «Bei Gott, hat es je einen Mann unter den Lebendigen gegeben, der die Prüfungen und Schicksalsschläge erdulden musste, die ich erduldet hab.»
«Ein Kerl, der Snopes eben bei einem Handel übertölpelt hat, sollte sich doch ganz anders fühlen», sagte ich. «Was hast du ihm gegeben, Anse?»
Er sah mich nicht an. «Ich hab was von meinem beweglichen Besitz hergegeben, den Kultivator und die Sämaschine», sagte er.
«Aber die sind keine vierzig Dollar wert. Was glaubst du, wie weit du mit einem Gespann für vierzig Dollar kommst?»
Sie sahen ihn jetzt alle an, ruhig, nüchtern. Jewel war auf halbem Weg stehen geblieben, wartete darauf, zum Pferd gehen zu können. «Ich hab ihm noch andere Sachen gegeben», sagte Anse. Er machte wieder seine mümmelnden Bewegungen mit dem Mund und stand da, als ob er darauf wartete, dass jemand ihn schlägt, und als hätte er sich schon entschieden, nichts dagegen zu tun.
«Was für andere Sachen?», fragte Darl.
«Ach zum Teufel», sagte ich. «Du nimmst mein Gespann. Du kannst es mir ja zurückbringen. Ich komm bis dahin schon irgendwie zurecht.»
«Darum also hast du gestern Abend in
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