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Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker

Titel: Als ich noch der Waldbauernbub war - Arena Kinderbuch-Klassiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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Tisch kam, schnupperten die Knechte mit der Nase und sagten: Schusterschmiere äßen sie nicht! Es war aber keine Schusterschmiere, es war echtes, reines Schweinsfett und das wussten sie auch und deshalb war es höllisch bösartig, dass sie solche Reden führten. Die Mutter war sonst eine sehr frohe und glückliche Frau, wenn aber ein Dienstbote über die Kost klagte, da wurde sie ganz verzagt und lud die anspruchsvollen Knechte wohl auch ein, sich nur selber einmal zum Herde zu stellen und mit den vorhandenen Mitteln eine Prälatenmahlzeit zu kochen. Unter Prälatenmahlzeit verstanden wir nämlich nichts Schlechtes.
    Nun hatten wir zu dieser Zeit eine alte Untermieterin im Hause, die für alles einen guten Rat wusste. Sie war zwar auf beiden Augen blind, sah aber doch gleich, was da zu machen war.
    »Ein schlechtes Schweineschmalz hast, Bäuerin!«, rief sie. »Ranziges Schmalz kaufen sie nur noch in der Apotheken, sonst nirgends nit und gewiss auch noch!«
    Ja, die Apotheken, das ist wahr. Die hat im vorigen Jahre auch Gamswurzeln genommen und Arnikablumen und gedörrte Hetschepetsch, die nimmt alles, was riecht, die nimmt auch das Schweineschmalz. Und ich, der zwölfjährige Hausbub, bin hervorgesucht worden, um am Pfingstmontag zeitlich in der Früh das Kübelchen beim Henkel an den Stock zu hängen und so über der Achsel hinabzutragen nach Kindberg in die Apotheke. Und bei dieser Gelegenheit sollte ich auch etwas anderes besorgen.
    Da hatten wir zur selbigen Zeit einen alten Weber zur Miete, der nahm, wenn keine Arbeit war, oft den Kopf in beide Hände, brummte schier unheimlich vor sich hin und sagte dann zu dem, der just da war: »Mensch, ich werde ganz blöd. Just als hätte ich ein Hummelnest im Kopf, so tut’s brummen, weiß der Teufel, was das ist. Immer einmal ganz dumm komm ich mir vor, das ist mir jetzt schon zu dumm!«
    Und antwortete ihm nun auf einmal die alte Einlegerin: »Wenn du dumm bist, Hartl, so musst du dir mit Hasenöl die Schläfe einschmieren.«
    »Alte Dudl, wo soll denn ich ein Hasenöl hernehmen?«, begehrte der Weber auf.
    »In der Apotheken kriegt man’s«, lautete ihr Bescheid und so sollte ich nun für den Weber-Hartl um zwei Groschen Hasenöl einkaufen in der Apotheke zu Kindberg. Hasenöl? Geben denn diese Tiere auch Öl so wie der Leinsamen und der Raps? Natürlich wird’s so sein, denn wenn’s kein Hasenöl gäbe, so könnte man ja keins kaufen.
    Als ich nach langem Marsche gegen Mittag mit meinem Küblein in die Apotheke zu Kindberg kam, hieß es dort, Schweinsfett brauche man jetzt nicht und wäre es auch ganz frisch.
    »Es ist aber nit frisch!«, versicherte ich. »Es riecht schon!«
    Dann sollte ich nur in die Apotheke nach Bruck hinabgehen!, meinte der Herr lachend; ich aber dachte: Wenn du mir kein Schweinsfett abkaufst, so kaufe ich dir kein Hasenöl ab – und machte mich auf den Weg. – Dass es aber so lange Straßen geben kann auf der Welt, wie dieser Weg war bis Bruck! An beiden Seiten des Tales Berge und Gräben, das Wasser einmal rechts und dann links und dann wieder rechts; ein Dorf um das andere, dieses hatte einen Kirchturm, jenes keinen, in manchem Wirtshause gab es Musik, in manchem helles Geschrei; mancher Wanderer lallte taumelnd des Weges dahin, mancher ruhte friedlich im Straßengraben – und immer so fort. Allzumal muss auch erzählt werden, dass die Sonne sehr heiß schien und mein Schweinsfett hinter dem Rücken Fluchtversuche machte, wie später an den Spuren auf meinem Rock zu bemerken war.
    Bruck ist eine Stadt. Ich hatte noch nie eine Stadt gesehen. Ein viel gereister Handwerksbursche hatte bei uns einmal erzählt, Wien, Paris und Bruck wären die größten Städte der Welt und in Bruck stünde das achte Weltwunder: ein eiserner Brunnen.
    Auf dem Wege zu solchen Merkwürdigkeiten wird man nicht müde. Die Sonne ging schon hinter den Berg hinüber, als ich mit meinem Küblein einzog in die große Stadt Bruck. Mein Erstes war, dem eisernen Brunnen nachzufragen, denn auf dieses Wunder war ich vor allem gespannt. Welche Enttäuschung, als aus einem rostigen Gitterwerke ein Brunnen herausrann, ganz wie jeder andere Brunnen auch – von Wasser, und nicht von Eisen.
    Die Apotheke ließ sich auch nicht lange suchen, stand doch der heilige Josef mit dem Knäblein an die Tür gemalt und der steht, das wusste ich schon, immer bei den Apotheken. Da drinnen war ein altes, weißköpfiges Männlein mit Brillen, die es dazu benutzte, über- oder unterhalb

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