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Als ich unsichtbar war

Als ich unsichtbar war

Titel: Als ich unsichtbar war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pistorius Martin
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Mein Herz begann vor Aufregung zu rasen, und ich hoffte inbrünstig, man möge mich auch diesmal bitten, behilflich zu sein. Doch es dauerte etliche Tage, bis Virna endlich den Korridor entlangkam, um mich zu holen. Vielleicht dachte ihr Chef, beim ersten Mal habe ich nur Glück gehabt, und jetzt zweifelte er, ob ich meinen Erfolg wiederholen würde.
    So sitzen Virna und ich nun erneut zusammen vor einem Computerbildschirm.
    »Soll ich F1 anklicken?«, fragt sie.
    Ich werfe den Kopf zur Seite, um Nein zu sagen.
    »Und F10?«
    Ich lächle.
    Sie drückt die Taste, und wir gelangen zur ersten Ebene der Modem-Konfiguration des Computers. Ich weiß, dass noch viele folgen werden, bevor ich das Problem herausfinde. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, während ich auf den Bildschirm blicke. Ich muss mich beruhigen und klar denken. Ich will ein zweites Mal zeigen, wozu ich fähig bin, und ich will keinen Zweifel daran lassen, dass ich wirklich weiß, was ich tue. Ich konzentriere mich und sage Virna, wohin sie als Nächstes gehen soll. Irgendwie weiß ich, dass es mir gelingen wird, das Problem zu beheben. Ich spüre es. Ich bin sicher, mit Virnas Hilfe meinen Weg ins Innere dieses Geräts zu finden und dort zu eruieren, was ihm Schwierigkeiten macht.
    In diesem Moment spüre ich es – ein Gefühl. Ich habe es empfunden, nachdem ich den ersten Computer repariert hatte. Jetzt ist es wieder da, und das Gefühl ist seltsam, wie ein Pfau, der seine bunten Schwanzfedern spreizt; es plustert mich auf und verleiht mir eine Ahnung von Vitalität. Dann wird mir klar, was es ist: Stolz.

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    20
Einen Traum wagen
    G ibt es etwas Stärkeres als die Liebe einer Mutter? Sie ist ein Rammbock, der Festungstore sprengt, eine Flutwelle, die auf ihrem Weg alles überrollt. In Mams Augen funkelt all dies, als sie sich mir zuwendet.
    »Ich gehe nur kurz rein, um zu sehen, wohin wir müssen, dann komme ich zurück und hole dich«, sagt sie.
    Mam steigt aus dem Wagen und schlägt die Tür zu. Ich sitze in der Frühlingssonne und luge durch die Windschutzscheibe. Wir sind beim Kommunikations-Institut, in dem ich vor fast zwei Jahren zum ersten Mal untersucht und getestet wurde. Man hat mich eingeladen, mit Studenten an einem Tag der offenen Tür teilzunehmen, nachdem meine Mutter insistiert hatte, die Spezialisten sollten sich ein Bild von meinen Fortschritten machen.
    »Du hast es so weit gebracht, Martin!«, hatte sie vor zwei Wochen zu mir gesagt. »Ich gehe hin und spreche mit ihnen. Die sind sicher neugierig. Du benutzt deinen Computer erst gut ein Jahr, und schau dir an, was du schon alles mit ihm machen kannst!«
    Ich wusste, dass es keinen Zweck hatte, Mam stoppen zu wollen, nachdem sie beschlossen hatte, mit mir zu prahlen, daher wartete ich, während sie ins Institut marschierte. Als sie zurückkam, hörte ich ihrem begeisterten Bericht über das, was geschehen war, zu.
    »Sie wollen dich sehen«, sagte sie. »Die können sich gar nicht vorstellen, wie schnell du dich weiterentwickelt hast. Sie laden dich ein, an einem Workshop mit einigen Studenten teilzunehmen.«
    Ich verstehe die Überraschung der Leute. Selbst mich haut es ganz schön um, dass ich jetzt einen Job habe. Tatsächlich muss ich mir jedes Mal klarmachen, dass ich nicht träume, wenn ich in das Büro geschoben werde, in dem ich einen Tag pro Woche ehrenamtlich arbeite. Ich helfe in dem Gesundheitszentrum, in dem ich mit Virna die Computer in Ordnung gebracht habe, und ich kann kaum glauben, dass man mich gebeten hat, mehr zu tun als nur auf die nackten Wände eines Pflegeheims zu starren. Die Arbeit ist leicht: Ich fotokopiere und hefte Akten ab, da mein rechter Arm inzwischen kräftig genug geworden ist, Papiere zu heben, und eine wundervolle Kollegin namens Haseena hilft mir, falls es etwas gibt, das ich nicht schaffe. Und wenn Probleme mit den Computern auftauchen, erledige ich das natürlich.
    Das Beste an der Sache mit dem Job ist, dass ich jetzt endlich das Pflegeheim verlassen kann. Jeden Dienstag erlebe ich dieses tolle Gefühl, durch die Türen des Gebäudes geschoben zu werden und zu spüren, wie sich mein Körper noch unmerklich meinem alten Klassenzimmer zuneigt, nur um dann in die andere Richtung zum Gesundheitszentrum gebracht zu werden. Das Verlassen des Pflegeheims ist wie das Abbiegen an einer Weggabelung. Für mich wäre es der Tod, wenn ich noch einmal in ein Heim gesteckt werden würde. Manchmal frage ich mich, ob ein Schatten des Geisterjungen an

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