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Als Mrs Simpson den König stahl

Als Mrs Simpson den König stahl

Titel: Als Mrs Simpson den König stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Nicolson
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war, obwohl sie darüber nie ausdrücklich gesprochen hatten. Es war eine unvorsichtige Bemerkung Bettinas, die ihren Optimismus zerstört hatte. Vielleicht sahen Männer, die dieser Gesellschaftsschicht angehörten, die Sache einfach anders, versuchte May sich einzureden, obwohl sie vor Enttäuschung vollkommen geknickt war. Doch je mehr sie sich vornahm, nicht mehr an ihn zu denken, desto stärker kehrten die Erinnerungen an sein Lachen und an die Berührung seiner Fingerspitzen zurück.
    An dem Morgen, als Rupert, Julian und Bettina nach Berlin aufbrechen wollten, hatte Bettina beim Aufwachen festgestellt, dass ihr Bauch mit roten Pusteln übersät war. Sie hatte daran herumgekratzt und sich dann, um die unschönen Flecken zu verdecken, mit Galmeisalbe eingerieben. Doch als sie ihr Frühstück einnahm, hatte sich der Ausschlag schon bis zu den Armen ausgebreitet. Sie merkte, wie auch ihre Stirn und ihr Rücken zu jucken begannen. Da ihre Mutter im Krankenhaus war, wandte sie sich Hilfe suchend an Mrs Cage.
    »Ja, meine Liebe, das sind ohne Zweifel die vermaledeiten Windpocken. Von Mrs Jenkins im Postamt habe ich gehört, dass sie gerade im Dorf umgehen. Schade, dass Sie sie nicht in Ihrer Kindheit hatten, als Mr Rupert daran erkrankt ist. Erwachsene fühlen sich mit Windpocken meist viel kränker als Kinder. Ich fürchte, Sie müssen ins Bett, meine Liebe«, belehrte sie Bettina in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete, ganz so, als wäre die junge Frau noch im selben Alter wie ihre Tochter.
    Bettina war bereits so übel, dass ihr der Gedanke an kühle weiße Laken, ein abgedunkeltes Zimmer und die Freiheit, ungestört an sich herumzukratzen, in diesem Augenblick unendlich viel verlockender erschien als eine lange Reise in Ruperts Talbot, begleitet von Vorräten an Dunkelbier und fettiger deutscher Wurst.
    »Ich hatte ohnehin wenig Lust, Lotties und Julians Anstandswauwau zu spielen«, murmelte sie auf dem Weg ins Bett. May saß am Küchentisch und lauschte jedem einzelnen Wort. »Turteleien auf dem Rücksitz? Non, merci . Die Rolle überlasse ich avec grand plaisir Rupert!«
    Rupert selbst hatte klargestellt, dass er seinem Zimmergenossen unter keinen Umständen das Fahrenlernen erlauben wolle, bevor er diese Fertigkeit nicht selbst perfektioniert habe. Schließlich gehöre das Auto ihm. Dass sein Vater Julian im Frühjahr den Talbot geliehen hatte, hatte ihn ziemlich verärgert, auch wenn eine Chauffeurin den Wagen gefahren hatte. Die Nachricht von der Erkrankung seiner Schwester und die unwillkommene Rolle eines Aufpassers, die nun daraus folgte, hatten Ruperts Stolz auf seine jüngst erlernte Fähigkeit einen Dämpfer versetzt. Er fand Lottie ziemlich attraktiv und hatte noch nie verstanden, was sie seinem anständigen, aber schrecklich ernsten Freund abgewinnen konnte.
    In der letzten Juliwoche war das kleine blaue Auto, trotz der unwillkommenen Veränderung der Gegebenheiten, schließlich von Cuckmere abgefahren. Bettina war im Bett zurückgeblieben, eingetaucht in das antiseptische Aroma von Galmeisalbe. Mit Rupert am Steuer und Lottie und Julian auf dem Rücksitz war das Auto mit der Kanalfähre vom nahegelegenen Newhaven auf das Festland übergesetzt. Die Olympischen Spiele sollten am 1. August eröffnet werden, und May, gekränkt, aufgebracht und verwirrt über das Gehörte, hatte ihr Möglichstes getan, um sich nicht auszumalen, was dort alles passieren mochte.
     
    Mehr als eine Stunde lang hatte May Sarahs Neuigkeiten gelauscht, ohne dass sie von Rachels laufenden Kommentaren unterbrochen worden waren. Für den Augenblick behielt sie ihre eigenen Hoffnungen und Sorgen für sich und ließ sich von Sarahs Begeisterung über das Baby anstecken, das in etwa sechs Wochen zur Welt kommen sollte. Die erste Wahl für einen Mädchennamen war Gladys. Das war Mays zweiter Vorname, den Edith zum Andenken an ihre Schwester ausgesucht hatte.
    »Aber wenn ihr einen Jungen bekommt?«, fragte May.
    »Wir haben an Joshua gedacht«, antwortete Sarah. Die beiden Frauen schwiegen einen Moment. Die lang erwartete Ankunft des Babys schien plötzlich sehr nah.
    Dann brachte Sarah ihre Freundin plötzlich zum Lachen, als sie schilderte, wie Rachel und Simon den werdenden Eltern widerstrebend einige Zeit allein miteinander zugebilligt hatten. Zu ihrer beiderseitigen Überraschung hatte die Schwangerschaft Sarahs und Nats Verlangen nacheinander verstärkt, doch sie fanden nur selten die Gelegenheit, allein im Haus zu sein

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