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Als Mrs Simpson den König stahl

Als Mrs Simpson den König stahl

Titel: Als Mrs Simpson den König stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Nicolson
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dauerhaften Wohnsitz haben und sich um Lady Joans medizinische Grundbedürfnisse kümmern, es sei denn, der Zustand seiner Frau zeige keinerlei Anzeichen der Besserung. In diesem Fall werde sie zur genaueren Beobachtung ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen.
    Während der nächsten Tage schwankten die Unterhaltungen unter den Bediensteten in Cuckmere zwischen gedämpften Gesprächen über Bekannte, die von einer ähnlichen Krankheit heimgesucht worden waren, und aufgeregtem Geplapper über die erfreuliche Neuigkeit, dass der Krönungstag für den kommenden Mai, also in weniger als einem Jahr, festgesetzt worden war. In der Küche hielt Mr Hooch beim zweiten Frühstück eine Tasse Kaffee in seinen von Motoröl verschmierten Händen und schüttelte bedächtig den Kopf. Sein Pessimismus angesichts der Prognose für die geliebte Hausherrin stand ihm allzu deutlich ins Gesicht geschrieben. Die Köchin dagegen ermahnte alle in einem fort, auch die positiven Seiten zu sehen. Sie war überzeugt, dass Ihre Ladyschaft rechtzeitig zu den großen Krönungsfeierlichkeiten im nächsten Frühjahr genesen werde, für die sich alle nach St John's Wood begeben würden. Wahrscheinlich wer
de man sie, die Köchin, bitten, der Londoner Kollegin bei den Vorbereitungen zu helfen.
    »Ihrer Ladyschaft zuliebe werde ich einwilligen, aber nur, wenn es der Londoner Köchin gelingt, ihr Temperament zwei volle Tage lang zu zügeln«, sagte sie und spitzte die Lippen. »Ich weiß noch, wie meine Mutter mir von der roten und blauen Götterspeise erzählt hat, die sie 1911 anlässlich der Krönung des alten Königs, Gott hab ihn selig, für das Straßenfest in Battersea zubereitet hatte.«
    Die Köchin hob einen Zipfel ihrer Schürze und wischte sich eine Träne aus dem Auge, eine Geste, die May angesichts der Tatsache, dass seit dem Tod Georges V . nun schon sechs Monate vergangen waren und sie die Geschichte mindestens ein halbes Dutzend Mal von sich gegeben hatte, leicht theatralisch fand.
    Sie erhob sich vom Küchentisch, entschuldigte sich und ging hinaus in den Garten. Mit jedem Tag wurde die Sonne etwas stärker und brachte eine dauerhaftere Wärme mit sich, die es einem gestattete, den Pullover in der Schublade zu lassen. Am anderen Ende des Rasens, nahe dem großen Feigenbaum, war Vera damit beschäftigt, die herabhängenden Enden einer violetten Clematis hochzubinden, die über einen Torbogen aus Peddigrohr fielen. Sie hob die Hand und winkte May zu. Mit ihren Zauberfingern erweckte Vera, streng gekleidet in ihre gewohnte Latzhose und furchterregend unter ihren ausgeprägten, mit Erde beschmierten Wangenknochen, die kalkhaltigen Blumenrabatten von Cuckmere zum Leben.
    Auf einem Liegestuhl, der vor der schattigen Rundung der langen Feuersteinmauer aufgestellt war, lagen Sir Philips Lesebrille und seine Zeitung. Den grün-weiß gemusterten Stuhl mit dem fransenbesetzten Baldachin hatte Sir Philip seiner Frau geschenkt, als sie mit Rupert schwanger war. Der durchgesessene Stoff des Sitzes verriet, dass er oft und gern benutzt wurde. Der Garten glich nebeneinandergesetzten Pinselstrichen auf der Leinwand eines Impressionisten; die Blumen waren so dicht
gepflanzt, dass man nicht unterscheiden konnte, wo eine Blüte endete und die andere begann. Rosen schlangen sich über Feuersteinmauern, und die rosafarbenen und roten Stockrosen, deren zarte Blüten den obersten Draht des Tennisplatzes erklommen, überboten alle früheren Höhenrekorde. Am anderen Ende des Rasens steckte Vera Bindfadenrolle und Gartenschere in ihre Tasche und setzte sich auf eine Bank unter dem Feigenbaum. Es war noch zu früh für den Baum, Früchte zu tragen, doch seine langen Blätter boten genau den gesprenkelten Schatten, der an einem so warmen Tag willkommen war.
    Wann immer May Zeit für sich hatte, saß sie an der Tür des alten Taubenschlags und lauschte auf das samtige Gurren, das nach außen drang. Die Innenwände des gedrungenen Steingebäudes waren mit Hunderten von viereckigen Regalen versehen – eine aus Stein erbaute Bibliothek, die anstatt mit Büchern mit Tauben gefüllt war. Jede von ihnen saß behaglich an ihrem individuellen Platz, an dem schon ihre Vorfahren genistet hatten. May betrachtete den hübschen Ort und nahm seine Schönheit in sich auf. Im April waren die dichten Eibenhecken gestutzt worden, sodass sie das sauberste und glatteste Profil darboten, doch neues Wachstum ließ die klaren Linien bereits verschwimmen. Vom Rosengarten her

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