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Als Mrs Simpson den König stahl

Als Mrs Simpson den König stahl

Titel: Als Mrs Simpson den König stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Nicolson
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verweilte sie so lange auf der weichen, mit dunklem Flaum bedeckten Stelle zwischen ihren Beinen, wie sie ihr angeborenes Schamgefühl zu unterdrücken vermochte. Sie versuchte, sich vorzustellen, wie eine solche Liebkosung sich anfühlen mochte, wenn sie von der Hand eines anderen käme. Manchmal gelang es ihr, ihren Körper je
nem tiefsitzenden Pulsieren zu überlassen, das als ein fernes Zittern begann, dann ihren ganzen Leib erfasste und ihren Geist bis auf eine beispiellose und unglaublich köstliche Empfindung von allem befreite.
    Julian erfuhr erst sehr viel später von Lady Joans Schlaganfall und war wütend, weil Rupert ihm nichts davon erzählt hatte. Er nahm sofort einen Zug von London nach Cuckmere und traf an einem glühend heißen Tag dort ein. Sein Besuch fiel mit einem der seltenen Auftritte Miss Nettlefolds zusammen, deren Geduld nach einer anstrengenden Krankenwache etwas strapaziert war und die, bevor sie nach London zurückkehrte, frische Luft schnappen wollte.
    Julian ging geradewegs in Lady Joans Schlafzimmer. In der Küche wurden die Gespräche zur Mittagspause von seiner Ankunft beherrscht. Das Personal war hoch erfreut. Dass Lady Joan in den letzten Jahren mehr an dem Freund ihres Sohnes als an diesem selbst gehangen hatte, war nicht unbemerkt geblieben; ebenso wenig konnte man das enge Verhältnis übersehen, das sich zwischen Julian und May entspann, obwohl jeder Angestellte seine eigenen Gründe hatte, diese Beobachtung für sich zu behalten. Die Köchin glaubte, es bringe Unglück, sich in eine Liebesgeschichte einzumischen, noch bevor sie begonnen habe. Mr Hooch wollte nicht, dass die junge Frau, zu der er eine fürsorgliche, fast väterliche Zuneigung gefasst hatte, Schaden litt. Und Mrs Cage wollte May nicht daran erinnern müssen, dass sie nur eine Hausangestellte war. Am besten war es, den Verdacht auf sich beruhen zu lassen; vielleicht würde er sich ja von selbst zerstreuen.
    Eine Stunde nach seiner Ankunft verließ Julian das Krankenzimmer und ging ins Arbeitszimmer. Sir Philip war in London, sodass May allein an ihrem Schreibtisch saß.
    »Ich habe gehofft, dass Sie hier sind«, sagte Julian und zerknautschte die blassblaue Mütze in seiner Hand zu einer Kugel. Er wirkte nervös und war rot im Gesicht.
    Beim Klang seiner Stimme schrak May zusammen, ließ ihren Füllhalter fallen und stand so ruckartig auf, dass sie über den Papierkorb zu ihren Füßen stolperte.
    »Jetzt schauen Sie mich an, zwei linke Hände. Ich wusste gar nicht, dass Sie hier sind. Sind Sie gekommen, um Lady Joan zu besuchen?«
    »Ja. Dieser Scheißkerl Rupert hat mich über ihre Krankheit nicht einmal informiert. Ich war entsetzt, als ich es erfahren habe.«
    »Das habe ich befürchtet. Deswegen habe auch ich Ihnen nichts gesagt. Ich wollte Sie mitten im Examen nicht beunruhigen.«
    »Ach, May, Ihnen mache ich doch gar keine Vorwürfe«, sagte Julian und kam näher.
    Unbeholfen stand sie neben ihrem Schreibtisch und war sich nicht sicher, ob sie sich wieder setzen oder weiter Julian gegenüberstehen und seinen unverwechselbaren rauchigen Geruch einatmen sollte.
    »Ich hoffe, Sie fahren nicht gleich wieder nach London zurück. Müssen Sie das? Bitte, bleiben Sie doch noch ein bisschen.« Jetzt war es May, die errötete.
    »Wahrscheinlich sollte ich abreisen«, erwiderte er langsam. »Ich habe meiner Mutter versprochen, sie heute Nachmittag zu besuchen. Aber ich wollte Sie sehen. Ich habe Sie vermisst.«
    May versuchte, ihre Erregung zu verbergen. Hat er das wirklich gesagt? , fragte sie sich, plötzlich erschrocken, weil sie nicht wusste, wann sie ihn das nächste Mal sehen würde, wenn sie ihn jetzt nicht halten konnte.
    »Eigentlich wollte ich gerade schwimmen gehen«, sagte sie so ruhig und gelassen wie möglich. »Wollen Sie nicht mitkommen? Sie könnten mein Fahrrad nehmen. Ich kann mir das von Florence leihen. Sie ist noch in der Schule.«
    »Ja, ja, ich glaube, das würde mir gefallen«, antwortete Julian.
     
    Zusammen radelten sie die Auffahrt hinunter, die Landstraße entlang und durchs Dorf in die freie Natur. Sie nahmen den Pfad, der zu den Flussbiegungen führte. Ganze Kaninchenfamilien hoben die Köpfe von den Kleebüscheln, an denen sie gleichmäßig knabberten, und flüchteten sich in die Tunnel, die die umliegenden Wiesen wabenfömig unterhöhlten. Auf einer Weide ruhte eine Herde braun-weiß gefleckter Kühe, die mit rhythmischen Bewegungen ihrer Mäuler wiederkäuten. Vor ihnen zeichnete

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