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Als Mrs Simpson den König stahl

Als Mrs Simpson den König stahl

Titel: Als Mrs Simpson den König stahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Nicolson
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überreicht wurde, schrieb sie unverzüglich an Ernest, um ihm mitzuteilen, dass er von ihrem Anwalt hören werde. Nicht lange danach traf Wallis Vorkehrungen, die gemeinsame Wohnung in Bryanston Court für immer zu verlassen und in ein eigenes Apartment in der Cumberland Terrace am Regent's Park zu ziehen.

16
    Ende Juli wurde Evangeline zu einer Wochenendparty »im Kreise der Familie« ins Fort eingeladen. Wallis' wunderbare Tante Mrs Bessie Merryman war zu einer Stippvisite aus New York eingetroffen, und schon bald tauschten die drei Frauen Neuigkeiten aus der Heimat aus. Die Queen Mary war zum ersten Mal in den Hafen von New York eingelaufen und jubelnd begrüßt worden. Eine Hitzewelle hatte North Dakota mit einer Temperatur von neunundvierzig Grad überrollt und eine Reihe verheerender Brände verursacht, bei denen viele Menschen ums Leben kamen; Mrs Merryman las gerade Vom Winde verweht , einen fabelhaften neuen Roman über das Leben auf einer Plantage im tiefsten Süden. Sie konnte ihn nur empfehlen.
    Als habe er Lust auf hohe Temperaturen, verkündete der König, er werde ein Dampfbad nehmen, und verschwand im Untergeschoss. Einige Zeit später erschien er wieder, im Abendanzug, hochrot im Gesicht, glänzend und strahlend. Das Dampfbad hatte er, ebenso wie die Badezimmer und die Zentralheizung, unter dem Einfluss des Luxus der Neuen Welt, die er als Prinz von Wales mehrere Male besucht hatte, im Fort einbauen lassen. Nicht einmal Chatsworth habe so modernen Komfort aufzuweisen, erzählte er seinen Gästen voller Stolz.
    Nachdem man Austern von den herzoglichen Austernbänken in Cornwall, begleitet von mehreren Gläsern rosa Champagner, verzehrt hatte, beeindruckte der König Wallis' Tante, indem er auf dem Dudelsack ein Lied aus dem schottischen Hochland spielte. Befriedigt über ihren Applaus, erzählte ihr der König, es gebe Menschen, die seine Leidenschaft für den Dudelsack nicht teilten. Einmal habe sich der Dirigent Thomas Beecham sogar erkühnt, ihm gegenüber zu bemerken, er ziehe den Klang des Instruments vor, wenn er sich auf der anderen Seite eines Berges in Sicherheit gebracht habe.
    Am nächsten Morgen zeigte der König »Tante Bess«, wie er sie liebevoll nannte, von der höchsten Erhebung des Gartens aus durch sein Monokel die Kuppel der St Paul's Cathedral. Danach bestand er auf einem Sonntagnachmittagsausflug, um bei seinem Bruder Bertie Tee zu trinken.
    »David liebt seinen neuen Wagen«, erklärte Wallis ihrer Tante nachsichtig. »Es ist eine amerikanische Limousine, kannst du dir das vorstellen? Ja! Die bereitet ihm wesentlich mehr Spaß als sein langweiliger alter Rolls-Royce.«
    »Und wohin fahren wir mit diesem schönen neuen Wagen, Liebling?«, fragte ihre Tante, die sich über die plötzliche Begeisterung ihrer Nichte für Automotoren amüsierte.
    »Wir machen eine Spritztour nach Windsor, um den Herzog von York zu besuchen«, erwiderte Wallis und ging auf ihr Zimmer, um ihren Hut zu holen.
    Als die Ausflugsgesellschaft mit dramatischem Schwung zwei Mal die kreisförmige Auffahrt entlangwirbelte und dann vor der Royal Lodge vorfuhr, warteten der Herzog und die Herzogin von York bereits im Eingang auf sie.
    »Findest du das nicht ein bbb-, ein bb-bisschen gg-gewagt für die Landstraßen von BB -Berkshire?«, setzte Bertie an.
    »Ach du meine Güte, Bertie, du bist wirklich ein Ewiggestriger«, entgegnete sein Bruder und zertrat seine Zigarette auf dem Kies. »Der Wagen ist der letzte Schrei, weißt du das nicht? Hast du nicht gesehen, wie der sich fährt? Wallis hat ihn mir besorgt! Ist sie nicht furchtbar clever?«
    Elizabeth stand neben ihrem Mann. Ihre glänzenden blauen Augen versprühten Skepsis. Wie Evangeline wusste, argwöhnte Wallis, dass »Berties kleines Frauchen« sie missbiligte, und vermutete, dass das mit Eifersucht zu tun hatte. Wallis war überzeugt, dass die Herzogin von York insgeheim bereute, sich mit dem zweiten Sohn der Familie abgefunden zu haben. Bertie war zweifellos der weniger aufregende Bruder, und Wallis war stets daran gelegen, die angespannten Familientreffen mit Hilfe an
derer Leute, vorzugsweise Außenseitern, abzufedern. An diesem Nachmittag jedoch wurde die Atmosphäre in der Lodge durch die Ankunft von Berties Tochter Elizabeth, der jungen Nichte des Königs, aufgelockert.
    »Dir gefällt doch mein neues Auto, nicht wahr, Lilibet? Lustiger als andere, nicht wahr? Als würde man sich für einen Bowlerhut entscheiden statt für einen muffigen alten

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