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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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ich musikalisch machte, lag in der Hand eines anderen. Der Produzent allein konnte entscheiden, was aus meinen Liedern würde – nicht ich. Und das war eine bittere Erkenntnis!

Die Maske fällt
    Mein Kartenhaus war zusammengefallen. Durch meinen geradezu irrwitzigen Fokus auf einen Plattenvertrag war ich blind geworden. Ich hatte nicht gesehen, was um mich herum geschah – oder ich hatte es nicht sehen wollen. Es fühlte sich an, als sei ich aus einem Rausch erwacht. Mein Höhenflug, der in Wahrheit gar keiner war, endete mit einer rüden Bruchlandung. Ich war – sprichwörtlich – auf dem Boden der Tatsachen angelangt, oder noch besser: aufgeprallt. Ich musste endlich handeln, etwas tun – für mich.
    Am folgenden Morgen traf ich mich mit dem Produzenten und legte meine Bedenken offen auf den Tisch. Ich erklärte ihm, dass ich künftig nicht mehr ohne Bezahlung für ihn arbeiten könnte. Und sagte ihm auch, dass ich insbesondere für meine Vorarbeiten an dem »Dream on«-Remix nachträglich etwas bekommen müsste.
    Der Mann schien überrascht und im ersten Augenblick gar nicht richtig zu wissen, wie er reagieren sollte. Dann jedoch erklärte er, dass er es sich fortan im Vorfeld gut überlegen würde, ob er bestimmte musikalische Projekte überhaupt noch mit mir mache oder sich möglicherweise einen anderen Partner suchen würde. Es war der subtile Versuch, mich unter Druck zu setzen. Der kleine Junge rebelliert? Dann kann er sich ja ein anderes zu Hause suchen. Ich sagte ihm nur, dass diese Lösung für mich absolut in Ordnung wäre.
    Danach legte ich ihm dar, dass künftig alle musikalischen Deals über mein Management laufen sollten, was ihn ebenfalls sichtlich irritierte. Nach kurzer Überlegung gab er mir zu verstehen, dass er keine Lust hätte, im Vorfeld etwas mit einem Dritten zu verhandeln. Wenn ich dies aber so wolle, wäre es meine Entscheidung.
    Ich spürte bei diesem Gespräch sehr wohl, dass er meine Bedenken und Wünsche nachvollziehen konnte, ihm schien jedoch klar zu sein, dass meine »Emanzipation« für ihn selbst nur Nachteile hatte. Und dementsprechend verhielt er sich auch – wie ein Kind, dem man sein Schäufelchen weggenommen hatte. Er reagierte mit Trotz und Wut und einer viel zu deutlich zur Schau gestellten Enttäuschung. Ich sollte mir vorkommen, als hätte ich ihm, meinem großen Förderer und Entdecker, den Dolch in den Rücken gestoßen. Dabei war ich gerade bemüht, ein langes Schwert aus meinem eigenen Leib zu ziehen. Und zwar seines.
    Er erklärte mit beleidigter Stimme, dass er sich alles noch mal durch den Kopf gehen lassen wolle. Erst dann könne er mir sagen, wie er sich unsere Zusammenarbeit in Zukunft vorstelle. Auf dem Nachhauseweg rief ich Markus an und machte ihm noch einmal deutlich, dass ich fortan alle geschäftlichen Dinge über ihn laufen lassen wolle. Nun war also abzuwarten, wie der Produzent auf diese neue Konstellation reagieren würde.
    Nur wenig später rief er mich an und erklärte, dass er mir für »Dream on« eine prozentuale Beteiligung geben würde. Ich fragte ihn, ob er das mit Markus besprochen hätte, was er natürlich verneinte. So etwas könnten wir doch auch unter uns machen, meinte er. Nein, das konnten wir eben nicht! Nicht mehr! Ich bat ihn, die Abwicklung dieser Modalitäten über Markus laufen zu lassen – schließlich sei er bekanntermaßen mein Manager. Ich konnte gewissermaßen durch den Telefonhörer sehen, wie begeistert der Produzent von meiner Ansage war …
    Nur wenige Stunden später hatte ich Markus in der Leitung. Und er berichtete ohne Umschweife, dass die prozentuale Beteiligung, die unser Produzent angeboten hatte, völlig indiskutabel sei. Der Produzent würde sich mit Händen und Füßen dagegen wehren, mir etwas für meine geleistete Arbeit zu bezahlen, was ich heute fast schon nachvollziehen kann, schließlich war ich eine lange Zeit nicht nur billig, sondern de facto gratis für ihn gewesen.
    Am Abend klingelte erneut das Telefon. Es war der Produzent. Er gab sich geheimnisvoll und erklärte, dass er einen guten Job für mich hätte: Remixe von einer bekannten Band. Er würde das gerne mit mir zusammen machen, ließ er verlauten, allerdings müsste dies unter uns bleiben und dürfe nicht über das Management laufen. Ich hatte verstanden. Es war ein netter Versuch, mich schon am ersten Tag auf Abwege zu bringen. Nun, ich blieb standhaft und bat ihn, sich bitte an meinen Manager zu wenden.
    Und dann wurde es

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