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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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auf.
    Mir blieben nach diesem Telefonat nur noch ein paar Turnschuhe und die Waldstrecke, die ich zu jener Zeit wieder regelmäßig entlangjoggte. Meine Wut war derart groß, dass ich an diesem Tag die Schmerzen in meiner Brust und in den Beinen gar nicht mehr spürte. Schneller und weiter wie an diesem Tag bin ich in meinem Leben nicht mehr gelaufen …
    Ich fühlte mich unfair behandelt. All die Arbeit, die Tage und Nächte, die ich ohne jedes Geld für ihn geschuftet hatte, zählten plötzlich nicht mehr. Es ging nur darum, möglichst viel Profit aus mir herauszuschlagen – eine Freundschaft, an die ich immer geglaubt hatte, schien es nie gegeben zu haben. Jedenfalls keine beidseitige! Ich sah diese riesige Summe vor mir und hatte keine Ahnung, wie ich aus dieser ganzen Sache jemals wieder hätte herauskommen können.
    Zurück aus dem Wald, entdeckte ich jedoch eine Nachricht von Markus auf meinem Anrufbeantworter. Ich rief ihn sofort an und er teilte mir mit, dass er eine Idee habe, über die er gerne mit mir sprechen wollte. Schon am folgenden Tag also saß ich im Münsterland in dem Büro von FanSation und wartete aufgeregt, was Markus mir zu berichten hatte. Mir selbst war in den zurückliegenden Stunden eines klar geworden: Es gab keinen Ausweg! Aber ich lag – wie sich zeigen sollte – mit meiner Skepsis ziemlich falsch.
    Markus erklärte, dass FanSation mir das Geld für die Vertragsauflösung vorstrecken würde. Er und Ollie hätten das so besprochen und ich könnte den Betrag mit meinen zukünftigen Einnahmen irgendwann wieder zurückzahlen.
    Ich war sprachlos. Und gerührt. Ich fragte Markus, warum in Gottes Namen sie das machen wollten. Die Antwort rührte mich umso mehr: »Weil wir an dich glauben. Und an deine Musik!«
    Ich wollte natürlich wissen, wie die beiden diese Summe aufbringen wollten, und Markus erklärte mir, dass sie für einen Teil des Geldes einen Kredit aufnehmen würden – »und den Rest schaffen wir dann auch noch …«
    Es fällt mir heute noch schwer, diesen besonderen Moment in Worte zu fassen. Da saß jemand vor mir, der dazu bereit war, seine ganze Existenz für mich zu riskieren. Ein Mensch, der an mich glaubte und auf mich und meine Musik baute, obwohl es damals genügend Gründe gegeben hätte, massiv an mir zu zweifeln.
    Ich war glücklich und beschämt zugleich. Mir war in diesem Augenblick auch gar nicht klar, ob ich dieses Angebot wirklich annehmen konnte. Aber Markus hatte meine Bedenken wohl erkannt und empfahl mir, noch einmal in Ruhe über die ganze Sache nachzudenken. Er allerdings würde es an meiner Stelle machen, meinte er. Sie beide hätten sich das gut überlegt und würden voll und ganz hinter diesem Angebot stehen.
    Auf dem Nachhauseweg konnte ich noch immer nicht fassen, was Markus mir angeboten hatte. Gleichzeitig beschlich mich die Angst, dass ich mit dieser Entscheidung eine unglaubliche Verantwortung auf mich nehmen würde, und mir wurde klar, dass ich mir sehr gut überlegen musste, ob ich überhaupt bereit dafür war, diesen Schritt zu gehen. Diese beiden Jungs hatten ihren unerschütterlichen Glauben in mich und meine Arbeit unter Beweis gestellt. Aber hatte ich diesen Glauben in mich selbst überhaupt noch? Und so stand ich vor der wohl schwierigsten Frage meines Lebens.

Der Bruder
    Die Entscheidung, vor der ich nun stand, war viel zu wichtig, um sie alleine treffen zu können. Es gab Menschen, die mich bis dahin mit ihrem Glauben und ihrer Zuversicht unterstützt hatten – mein persönliches Umfeld. Und ich musste diese Frage, die mich quälte, vor allen Dingen auch mit meiner Familie besprechen, schließlich war sie es, die mich seit geraumer Zeit auch finanziell unterstützt hatte. Vielleicht hatten sie die Antwort, die ich mir selbst nicht geben konnte. Und so kam es …
    Es war eines dieser Familienfeste, bei denen man gemütlich zusammensaß und sich in aller Ruhe unterhielt. Die Stimmung war gelöst, man sprach über Gott und die Welt und verwöhnte sich mit leckeren Köstlichkeiten. Leider war es irgendwann an mir, dieser heiteren Geselligkeit ein wenig die Luft zu nehmen: »Ich muss euch etwas erzählen und brauche euren Rat und eure Hilfe.« Es wurde augenblicklich still und alle Augen waren schlagartig auf mich gerichtet. Und dann hörten sie mir alle zu, wie ich meine Situation schilderte, die Tücken meines Künstlervertrages erklärte und offenbarte, dass ich aus dieser Gefangenschaft ausbrechen wollte. Und wohl auch

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