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Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)

Titel: Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unheilig
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Produzenten zu arbeiten. Und mittendrin ich, der staunende, unbedarfte Graf.
    Ich arbeitete Tag und Nacht an den Liedern anderer Musiker und es kam häufig vor, dass alle schon in ihren Betten waren, während ich noch alleine im Studio des Produzenten saß und Songs programmierte, damit die Arbeit am nächsten Morgen weitergehen konnte. In diesen Tagen und Wochen bekam ich kaum noch Schlaf und ruhte mich zwischendurch lediglich für ein bis zwei Stunden auf der Couch aus. Ich genoss diese Arbeit, auch wenn sie sehr zeitaufwendig war. Ich durfte in einem Studio arbeiten, welches ich mir selbst niemals hätte leisten können, und arbeitete mit Künstlern zusammen, die ich doch sehr schätzte.
    Meine Arbeit wurde auch immer mal wieder mit etwas Lob gewürdigt – mehr geschah allerdings nicht. Irgendwann kam dann das Gerücht auf, dass unsere Plattenfirma in eine wirtschaftliche Schieflage geraten sei. Eine tolle Nachricht, dachte ich mir. Ich hatte einen Plattenvertrag bei einer Plattenfirma, die es schon bald nicht mehr geben würde. Was sollte denn noch alles auf mich einstürzen?
    Da ich bei dem Produzenten einen Vertrag unterschrieben hatte und der wiederum den Plattenvertrag bei der Firma, fielen nun alle Rechte an ihn zurück. Der Produzent meinte, dass dies das Beste sei, was mir hätte passieren können. Er würde mit meinen jüngsten Songs garantiert eine neue und bessere Plattenfirma finden können, davon sei er fest überzeugt.
    Eines Morgens machten wir uns also auf den Weg nach Hamburg. Das war zu jener Zeit die Stadt, in der fast alle großen Plattenfirmen vertreten waren. Im Gepäck hatten wir ein paar neue Projekte – und die neuen Unheilig-Demos aus meiner Produktion. Unheilig hatte zu diesem Zeitpunkt zwar noch eine Plattenfirma, aber der Produzent wollte dennoch versuchen, eine neue zu finden. In Hamburg angekommen, klapperte er mit den Demos in der Tasche unzählige Plattenfirmen ab, während ich im Auto saß und auf ihn wartete.
    Jedes Mal, wenn er zurückkam, erzählte er mir, was die jeweilige Plattenfirma zu den einzelnen Projekten gesagt hätten – festlegen wollte sich jedoch offenkundig keine. Die Reaktionen wären durchweg positiv und sie würden sich melden – mehr hatte der Mann nicht zu berichten.
    Ich war – offen gestanden – ein wenig erstaunt. Dieser Mensch, erfolgreich, Goldene Platten an der Wand, bestens bekannt mit großen Künstlern, vermochte es nicht, etwas Greifbares aus diesen Gesprächen mitzunehmen? Er war gezwungen, Türklinken zu putzen und zu hoffen, dass sich eine Plattenfirma für seine Projekte interessierte – im Grunde genau so, wie ich es auch musste. War das etwa die Realität?
    Der Produzent schien meine Gedanken lesen zu können und erklärte, dass dies völlig normal sei. Irgendwann klappe es mit einem Projekt und das reiche schließlich.
    Ich fuhr an diesem Abend mit gemischten Gefühlen nach Hause und dachte darüber nach, was eigentlich passieren würde, wenn nicht Unheilig das Projekt sein würde, das die Plattenfirmen haben wollten.
    Mir wurde in diesem Moment klar, dass es dem Produzenten gar nicht um Unheilig ging. Es drehte sich alles nur um ihn selbst. Er wollte ein Projekt unterbringen. Ganz egal, welches.

Dream On
    Die Erkenntnisse, die ich in Hamburg gewinnen konnte, beschäftigten mich in der Folgezeit ununterbrochen. Ich überlegte, was mit Unheilig passieren würde, wenn der Produzent nun einen Plattenvertrag für ein anderes Projekt bekommen würde. Ich hatte mich eigentlich gefreut, dass wir womöglich ein besseres Label für Unheilig hätten finden können, und merkte plötzlich, dass es alleine in der Hand des Produzenten lag, welches seiner Projekte er gerade voranbringen, wollte. Ich versuchte, diese Gedanken aus meinem Kopf zu verdrängen und beschloss, erst einmal abzuwarten. Vielleicht würde es ja doch noch eine positive Reaktion vonseiten einer Plattenfirma geben. Vielleicht …
    In diesen Tagen rief Markus an und erzählte mir, dass er gerne ein Album mit Depeche-Mode-Nummern machen würde, und fragte, ob ich mitmachen wollte. Er meinte, er würde gerne mit dem Lied »Dream on« beginnen, und da zu diesem Zeitpunkt nicht feststand, was mit Unheilig überhaupt werden würde, wäre es für mich doch eine gute Gelegenheit, etwas anderes zu machen.
    Ich stimmte zu und rief sofort den Produzenten an, um ihm mitzuteilen, dass ich aus besagten Gründen für ein paar Tage nicht zu ihm kommen könnte. Seine Reaktion kam mir

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