Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
allerdings komisch vor. Er war erstaunlich einsilbig und beendete das Gespräch schneller als gewohnt. Ich machte mir aber keine weiteren Gedanken und fing damit an, den Depeche-Mode-Song zu programmieren und zu remixen, was sehr gut klappte. Ich spielte alle Melodien ein, die mir einfielen, und arrangierte das ganze in zwei Tagen. Ich schickte Markus das Demo zu und er war sofort beigeistert. Am folgenden Tag stand ich auch schon wieder bei dem Produzenten im Studio, worauf dieser kurz und knapp anmerkte, dass ich nicht – ohne ihn zu fragen – Lieder programmieren oder produzieren könnte. Schließlich hätte ich einen Vertrag mit ihm, der alles Musikalische regelte, und deshalb müsste ich ihn vorher schon um Erlaubnis fragen. Ich verstand gar nichts und bat ihn, das Problem mit Markus zu klären, da dieser mir schließlich diesen Job angeboten hatte.
Wenig später hatten die beiden dann wohl vereinbart, dass der Produzent das Lied mit mir zusammen machen sollte. Und so arbeiteten wir in den folgenden Tagen gemeinsam an »Dream on«. Also, wenn man es genau nimmt, nutzte er meine eingespielten Ideen und Instrumente und stellte das Lied ohne viel eigenes Zutun fertig.
Ich arbeitete mit, spürte aber, dass irgendetwas falsch lief. Ich konnte es noch nicht richtig einordnen oder erklären. Ich behielt meine Gedanken für mich und ließ mir nichts anmerken. Ich fühlte mich in nahezu jeder Situation von dem Produzenten überfahren. Fast so, als wenn man mir etwas weggenommen hätte, aber ich kannte eben die vertraglichen Zusammenhänge nicht. Noch nicht!
Aber das sollte sich schon bald ändern. Nur wenig später traf ich mich mit Markus und der fragte mich, ob ich es eigentlich als normal empfinden würde, dass ich für die vielen Stunden, die ich bei dem Produzenten arbeiten würde, keine Bezahlung bekäme – noch nicht einmal eine Vergütung für meine Fahrtkosten. Es könnte doch nicht sein, dass ich alles, was ich für den Produzenten erledigte, kostenlos machen würde. Das Depeche-Mode-Cover hätte er gerne mit mir alleine gemacht, aber das sei nicht gegangen, da ich einen Vertrag bei dem Produzenten hatte. Somit würde das Lied nun bei einer Plattenfirma veröffentlicht, die ihn als Produzenten erwähnte, obwohl eigentlich ich die ganze Arbeit gemacht hätte. Und zudem bekäme der Produzent auch noch Geld von der Plattenfirma für die Produktion dieses Songs.
Seiner Meinung nach – so führte Markus weiter aus, könne es nicht sein, dass ich die Arbeit machen würde und ein anderer dafür kassiere. Ich müsste meine Einstellung in dieser Hinsicht unbedingt ändern, da ich ansonsten niemals auf eigenen Füßen stehen könnte. Ich hätte einen Vertag unterschrieben, der klar zu meinem Nachteil sei, und das ließe sich wohl leider in den nächsten Jahren auch nicht ändern – so lange nicht, wie dieser Vertrag noch laufe.
Aber ich müsste wenigstens etwas für meine Arbeitsleistung verlangen. Außerdem sollte ich mit meiner Familie über diese Probleme reden und sie nach deren Meinung fragen. Und dann könnte man sich wieder zusammensetzen ...
Ich war platt. Eine klare, deutliche Ansage. Ich muss Markus ungläubig angestarrt haben. Sagen konnte ich in diesem Augenblick nicht viel. Markus hatte mir den Spiegel vorgehalten – und er hatte einfach recht. Da gab es nichts zu diskutieren und auch nichts zu beschönigen. Daraufhin bat ich ihn, offiziell mein Management zu übernehmen, was er dann auch unverzüglich tat. Dann verabschiedete ich mich von ihm und zog mich zurück.
Ich ließ die zurückliegenden Monate und Momente noch einmal an mir vorbeiziehen. Ich dachte über alles nach und stieß dabei immer wieder auf einen bestimmten Punkt. Es war nur ein Satz, den Markus einmal fallen gelassen hatte, und der ließ mich nicht mehr los: »Dieser Vertrag ist klar zu deinem Nachteil!« Alles, was ich machte, gehörte nicht mir. Kein Lied, kein Remix. Einfach nichts.
Was in aller Welt hatte ich da nur unterschrieben? Mir wurde klar, dass ich Clint damals nicht so hätte drängen sollen. Der hatte mir oft genug gesagt, dass so ein Vertrag immer etwas dauern würde. Mir aber war das damals unwichtig gewesen – ich wollte einfach um jeden Preis mit diesem Produzenten arbeiten. Und so bin ich an diesem Abend aus meiner Fantasiewelt aufgewacht und ich schlug hart auf den Boden der Tatsachen auf.
Ich hatte meine Kreativität und meine Seele verkauft, um einen Plattenvertrag zu bekommen. Aber alles, was
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