Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
wieder über neue Projekte aus. Phosphor sollte nun endlich am 27. Februar 2001 – also mit einem Jahr Verzögerung – erscheinen. Die zweite Singleauskopplung »Komm zu mir« war danach geplant, was jedoch kaum jemanden wirklich interessierte. Die Querelen zwischen den einzelnen Parteien nahmen immer größere Ausmaße an und meine Musik schien für sie immer mehr in den Hintergrund zu rücken.
In der Zwischenzeit hatte ich schon wieder neue Lieder geschrieben, die ich für das zweite Unheilig-Album sammelte, und freute mich letztendlich doch darüber, dass der Veröffentlichungstermin meiner ersten Platte nun unmittelbar bevorstand. Und als der lang ersehnte Tag endlich gekommen war, war ich der festen Überzeugung, dass etwas Besonderes passieren müsste.
Aber es passierte gar nichts. Man erklärte mir, dass erst die folgenden Wochen Aufschluss über den Erfolg des Albums geben würden. Ich hatte ein paar Interviews per Mail zu bearbeiten und musste zu verschiedenen Radiosendern fahren, die ein Gespräch mit mir führen wollten. In diesen Momenten hatte ich immerhin das Gefühl, dass sich etwas bewegte.
Im Grunde jedoch lief nichts so, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. In meinen Träumen und Gedanken hatte ich stets das Bild gehabt, dass sich mein Leben mit Erscheinen meiner ersten Platte spürbar verändern würde. Ich musste jedoch erkennen, dass es im Grunde kaum jemanden interessierte, ob ich Musik machte oder nicht. Ich war einer von vielen und ging in dieser Masse einfach unter. Ich hatte Jahre darauf hingearbeitet, ein Album zu machen, und durfte nun zu meinem Leidwesen erfahren, dass dieses Ziel in der Praxis so gut wie nichts bedeutete.
Ein Debakel. Alle meine Träume, die ich in diese Platte gelegt hatte, schienen plötzlich wieder so weit weg zu sein. Bei der Plattenfirma wurde ein Meeting nach dem anderen abgehalten, ohne je etwas Konstruktives oder Konkretes dabei zu erreichen. Meine Enttäuschung wuchs von Tag zu Tag. Ich war zum Spielball in einem Gerangel aus menschlicher Unzulänglichkeit, Eitelkeit und Engstirnigkeit geworden. Und dabei war Phosphor erschienen. Mein erste Platte! Aber keiner bekam es mit.
Phantasia
Einzig Markus und der Produzent schienen noch einigermaßen Ruhe und Überblick zu bewahren, war doch an fast jeder anderen Baustelle lediglich Chaos vorzufinden. Diesen beiden schickte ich die neuen Lieder zu und ihr Feedback war durchweg positiv. In der Zeit fing ich auch an, noch mehr mit dem Produzenten zusammenzuarbeiten. Er spielte mir Demos von Bands vor und wir diskutierten, was man daraus machen könnte. Ich fühlte mich natürlich geschmeichelt, dass er meine Meinung hören wollte, da ich doch eigentlich ein recht unbeschriebenes Blatt war.
Ich merkte, dass wir musikalisch gut zueinanderpassten und ein ähnliches musikalisches Grundverständnis besaßen. Ich hatte mir einen gebrauchten Computer gekauft, mit dem ich nun dieselben Programme anwenden konnte wie er, und so fing ich an, Songs für ihn zu programmieren.
Mein Konto war mittlerweile völlig leer geräumt. Ich hatte viel Geld in mein Equipment gesteckt, da ich durch meine Arbeit beim Produzenten der Meinung war, vielleicht auf diesem Wege Geld verdienen zu können. Daher fuhr ich fast jeden Tag zu ihm und arbeitete in seinem Studio an unzähligen Projekten. Ab und an brachte ich auch ein neues Unheilig-Lied mit, das allerdings stets in einer Schublade landete, weil überhaupt nicht feststand, wie es mit mir und der Band weitergehen sollte.
Der Produzent vertrat die Ansicht, wir sollten mit dem zweiten Album warten, da er nicht sicher war, ob unsere Plattenfirma noch die richtige wäre. Schließlich sollte es beim nächsten Album besser ablaufen als bei Phosphor, und aus diesem Grund würde er sich lieber noch etwas zurückhalten.
Zu dieser Zeit freundete ich mich mit dem Produzenten etwas an und in den folgenden Wochen erarbeiteten wir viele Projekte und ich schrieb auch das eine oder andere Lied für ihn. Ich lernte Künstler kennen, die mit ihm zusammenarbeiteten – manche waren noch recht unbekannt, andere wiederum echte Stars.
Für mich als jungen unerfahrenen Musiker war es von unschätzbarem Wert, Einblick in diese Welt zu bekommen. Für meine Arbeit bekam ich nichts, aber um Geld ging es mir ja eigentlich auch nicht. Es genügte vollkommen, mit Künstlern zu arbeiten, die ich sonst nur von Postern und Titelseiten kannte. Zu jener Zeit schienen unzählige hochkarätige Stars mit dem
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