Als Musik meine Sprache wurde - Die offizielle Autobiografie (German Edition)
wie wir den Bulli nannten, und waren auf dem Weg zu diesem Festival. Der Regen und die Kälte machten die Reise ziemlich ungemütlich, da unser Bus hinten, wo im Grunde alle saßen, naturgemäß keine Heizung hatte.
Dort angekommen, kamen wir prompt in eine Polizeikontrolle. Beim Öffnen des Transporters kullerten unzählige Bier- und Schnapsflaschen auf die Straße, was die Polizisten nicht so witzig fanden wie ein paar meiner Band-Kollegen. Wir mussten alle unsere Papiere herauskramen und wurden einzeln überprüft, was mir ziemlich unangenehm war.
Ich musste erkennen, dass wir alle über einen Kamm geschert worden waren, obwohl ich nichts getrunken hatte. Der Bus muss wie eine Kneipe gestunken haben und ich empfand es als ein kleines Wunder, dass die Polizei uns tatsächlich weiterfahren ließ. Ich kam mir irgendwie vor wie ein Penner.
Als unsere Fahrt zu Ende war, erklärte ich den Jungs, dass es so nicht weitergehen konnte und die Sauferei für mich eigentlich nicht zu akzeptieren war. »Ey, Alter, das ist Rock ’n’ Roll«, war die Antwort, begleitet von lautem, verständnislosem Gelächter. Und dann gaben sie mir noch zu verstehen, dass ich mich bloß nicht so anstellen sollte, schließlich machten sie den ganzen Job hier für lau. Darauf hatte ich natürlich nichts mehr zu entgegnen.
Ich spürte, dass meine Worte nicht gerade zur guten Stimmung beigetragen hatten, und beschloss, vorerst mit den Angewohnheiten meiner Band zu leben. Wir checkten in ein günstiges Hotel ein und ich ging zeitig auf mein Zimmer, da unser Auftritt bereits auf den folgenden Vormittag angesetzt war.
Am Morgen durfte ich dann erfahren, dass ein Mitglied meiner Band am Abend zuvor derart betrunken war, dass er die Bar nicht mehr verlassen wollte und die Polizei gerufen werden musste. Die Beamten hätten den laut schreienden Menschen dann auf sein Zimmer begleitet, das Hotel würde allerdings dankenswerterweise auf eine Anzeige verzichten.
Die anderen fanden diese Geschichte unheimlich lustig – ich nicht. Als der Kollege irgendwann breit grinsend und mit Sonnenbrille bewehrt zum Frühstück kam, fühlte ich nur noch Scham und erklärte dem Rest der Band, dass ich so nicht weitermachen würde. Schließlich werfe das ein schlechtes Licht auf Unheilig und ich vertrat auch die Meinung, dass man so nicht zur Arbeit kommen konnte. Zumindest jenseits der Künstlerbühnen dieser Welt schien so etwas kaum möglich zu sein.
Wir waren nicht The Who und ich wollte nicht den Eindruck erwecken, dass Unheilig eine Band sein wollte, die besoffen in Hotels randalierte.
Nun, der Auftritt lief zu meinem Erstaunen sehr gut. Alle spielten eine ordentliche Show und bis auf das Wetter lief alles perfekt. Selbst unser angetrunkenes Band-Mitglied bekam seinen Part auf die Reihe. Nach sechs Kannen Kaffee war er wieder einigermaßen nüchtern geworden – ich allerdings hatte während des gesamten Gigs Angst, dass er einfach umfallen oder sich verspielen könnte. Als der Auftritt vorbei war, führte ich das Thema noch einmal an und die Jungs versprachen, dass so etwas nicht mehr vorkommen würde. Ich nahm sie alle beim Wort und vergaß die ganze Geschichte wieder.
Das 2. Gebot mit Band
Mein zweites Album – Das 2. Gebot – sollte nach unseren Erfahrungen bei den Livekonzerten mit der kompletten Band aufgenommen werden. Markus kontaktierte den Produzenten und teilte ihm mit, welche fünf Lieder er nun bearbeiten sollte: »Maschine«, »Gib mir mehr«, »Krieg der Engel«, »Mona Lisa« und »One on the dead«. Dem Produzenten passte es natürlich nicht in den Kram, dass wir ihm nun sagen konnten, welche der Songs er machen musste. Oder durfte. Mir war das allerdings ziemlich egal, schließlich hatte er in der Vergan genheit genug Vorteile durch Unheilig gehabt, und daher war es mir gleichgültig, wie er sich dabei fühlte.
Ich konzentrierte mich mit der Band zusammen auf die Songs »Eva«, »Zinnsoldat«, »Rache«, »Herzland«, »Mann im Mond«, »Sternenschiff« und »Damian«. Diese Lieder wollten wir in aller Ruhe als Gruppe produzieren. Die Band war außerdem bereit, die Gitarren zu den Liedern beizusteuern, die der Produzent machen sollte, was mich allerdings schon wieder ärgerte, da er erneut Stoff geliefert bekam, ohne dafür auch nur einen Finger krümmen zu müssen.
Andererseits war ich froh, dass auf diesem Weg alles gut produziert werden konnte, und wechselte in den folgenden Wochen von einem Studio ins andere. Ich sang die
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