Als Mutter verschwand
ausziehen â die Absätze sind schon ganz abgelaufen. Und diese staubigen Sommersachen. Ich will nicht mehr so heruntergekommen aussehen â ich erkenne mich ja selbst nicht mehr wieder. Mein Kopf fühlt sich an, als ob er gleich platzt. Komm, Liebes, lass mich dich in den Arm nehmen. Ich werde jetzt gehen. Leg deinen Kopf einen Moment auf meinen SchoÃ. Ruh dich ein bisschen aus. Sei meinetwegen nicht traurig. Ich war so viele Tage meines Lebens so glücklich, weil ich dich hatte.
Oh, hier bist du.
Als ich dich in deinem Haus in Komso gesucht habe, war das Holztor zum Strand kaputt und die Tür zum Zimmer abgeschlossen; da war wohl schon lange niemand mehr. Warum hast du die Zimmertür abgeschlossen, die Küchentür aber sperrangelweit offen gelassen? Der Seewind hatte sie so oft auf- und zugeweht, dass sie halb zertrümmert war.
Warum liegst du denn im Krankenhaus? Und was macht der Arzt da? Er behandelt dich nicht, er stellt dir nur dumme Fragen. Er fragt dich immer wieder, wie du heiÃt. Warum tut er das? Und warum sagst duâs ihm nicht? Du brauchst doch nur zu sagen: »Eun-Gyu Lee.« Warum antwortest du nicht, lässt ihn immer wieder fragen? Also wirklich, warum tut der Arzt das? Jetzt hält er dir ein Spielzeugboot hin und fragt: »Wissen Sie, was das ist?« Soll das ein Witz sein? Ein Boot natürlich! Was soll die Frage? Aber das Seltsamste bist du. Warum antwortest du nicht? Ach, du weiÃt es wirklich nicht? Willst du sagen, du hast vergessen, wie du heiÃt? Du weiÃt nicht, dass das ein Spielzeugboot ist? Im Ernst?
Der Arzt fragt wieder: »Wie alt sind Sie?«
»Hundert!«
»Nein, sagen Sie mir bitte, wie alt Sie sind.«
»Zweihundert!«
Du bist wirklich störrisch. Warum sagst du, du bist zweihundert? Du bist fünf Jahre jünger als ich, also bist du â¦? Jetzt fragt dich der Arzt wieder, wie du heiÃt.
»Shin Gu!«
»Denken Sie bitte nach.«
»Baek Il Sup!«
Shin Gu und Baek Il Sup? Die Schauspieler, die ich so mag?
»Bitte lassen Sie das. Denken Sie nach und sagen Sie uns, wie Sie heiÃen.«
Du schniefst. Was geht hier vor? Warum bist du hier, und warum stellen sie dir so dumme Fragen? Warum weinst du, warum kannst du diese leichten Fragen nicht beantworten? Ich habe dich noch nie weinen sehen. Ich war doch immer die, die geweint hat. Du hast mich so oft weinen sehen, aber ich dich noch nie.
»Kommen Sie, letzter Versuch: Wie heiÃen Sie!«
Du sagst nichts.
»Einmal noch!«
»So-Nyo Park!«
Aber das ist nicht dein Name, es ist meiner! Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als du mich gefragt hast, wie ich heiÃe. Alles, was mit dir zu tun hat, ist in mein Herz eingebettet wie ein Kiesel in ein Kieselfeld, wie ein Erdkorn in Erde, wie ein Spinnenfaden in ein Spinnennetz. Damals war ich jung. Ich glaube, als ich jung war, habe ich nie gedacht: Jetzt bin ich jung. Aber wenn ich jetzt an unsere erste Begegnung denke, habe ich vor Augen, wie jung ich war. Eines Nachmittags war ich auf dem Heimweg von der Mühle an der neuen StraÃe, bin durch den Staub getrottet, auf dem Kopf meine silbrige Schüssel voll Mehl. Die Schüssel hatte mir mein Schwager Kyun geschenkt. Da war mein Schritt noch schnell. Ich wollte nach Hause, um aus dem Mehl Nudeln zu machen und Nudelsuppe für die Kinder zu kochen. Die Mühle war auf der anderen Seite der Brücke, vier, fünf Ri von unserem Haus. Von der Mehlschüssel auf meinem Kopf stand mir der Schweià auf der Stirn. Du bist auf dem Fahrrad an mir vorbeigefahren, hast dann am StraÃenrand gehalten und »Entschuldigung!« gerufen.
Ich bin schnell weitergegangen und habe stur geradeaus geguckt. Weil ich die Schüssel mit erhobenen Armen festhalten musste, hatte ich Angst, dass der Chogori, den ich zu Pluderhosen trug, meine Brüste nicht richtig bedeckte.
»Geben Sie mir die Schüssel. Ich nehme sie auf dem Fahrrad mit.«
»Woher soll ich wissen, dass ich Ihnen vertrauen kann?«, sagte ich, ging aber schon langsamer. Die Schüssel war so schwer! Es hat sich angefühlt, als ob sie mir den Schädel zerquetscht. Obwohl ich das zusammengerollte Handtuch zwischen Kopf und Schüssel gelegt hatte, war mir, als ob meine Stirn und meine Nasenwurzel gleich einknicken würden.
»Mein Gepäckträger ist doch leer. Wo wohnen Sie denn?«
»In dem Dorf auf der anderen Seite der
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