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Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Titel: Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Maier , Hanna Maier
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sprachen unser komisches Schulenglisch, spuckten in die Themse, stritten uns von ganzem Herzen, liebten einander unendlich und gaben viel zu viel Geld aus.
    Doch es war nicht das Gleiche. Ich machte mein Handy nie aus oder legte es weg, weil ich immer auf Nachrichten von meiner Tochter wartete. Und die waren gut. Sie sei sehr lieb, habe Spaß, gehe schwimmen, esse Zuckermüsli, und vielleicht denke sie ja sogar manchmal an uns. Wir dachten jedenfalls ständig an sie. Sie fehlte uns schrecklich, und ständig sagten wir Sachen wie »Das wäre was für Sophie« oder »Das müssen wir für Sophie mitbringen«. Letztlich fiel die Wahl auf ein klimperndes Armband, das sie mit ihren kleinen Armen wild hin und her schlagen würde. Ich zahlte zehn Pfund für den pseudoindischen Ramsch. Einfach weil ich sie liebte.
    Auf der Rückreise bin ich ganz aufgedreht. Die Erinnerungen an die letzten vier Tage sind wie ausgelöscht, als ich in Sophies Augen sehe, wie sie uns wiedererkennt. Eigentlich hätte sie schlafen müssen, aber sie ist so aus dem Häuschen, dass sie noch zwei Stunden wach bleibt und uns in ihrer Plappersprache alles erzählt. Meine Eltern sind schwer begeistert von diesem unkomplizierten und tollen Kind und fragen, wohin wir als Nächstes fliegen. Vielleicht doch mal nach Kapstadt? Ich bin sehr stolz auf uns alle, damit hatte ich nicht gerechnet. Sophie wieder bei uns zu haben gibt auch Oscar und mir ein neues, sicheres Gefühl. Sophie gehört eben zu uns, und ohne sie geht es nicht mehr.
    Als wir zurück nach Leipzig kamen, war alles so leicht. Wir machten ein paar kindergartenfreie Tage, weil wir möglichst viel Zeit zu dritt verbringen wollten. Drei Tage nachdem wir zurück waren, geschah etwas Wunderbares. Sophie lief. Plötzlich schien sie eine neue wichtige Erkenntnis gewonnen zu haben und hielt ihr Gleichgewicht wie eine Eins. Es war ein magischer Augenblick, und mir stockte tatsächlich der Atem. Sophie kann nun auf eigenen Beinen durchs Leben gehen, und wir sind dabei. Das habe ich schon immer gewollt.

ABSCHIEDSMAHL
    SOPHIE WIRD ZUM FAST FOOD VERFÜHRT, UND IHRE FRÜHER KURZ GEHALTENE MUTTER ZEIGT SICH GELASSEN
    Meine studentische Tochter wartet schon am Eingang zur Universität. Wie unlängst angekündigt, hat die Tagesmutter für diesen Montag ihren Laden geschlossen, deshalb bin ich zu 8   :   45   Uhr einbestellt, um die Dame Sophie in Empfang zu nehmen und sie zu betüddeln, solange ihre Mutter im Hörsaal noch klüger wird. Also ungefähr bis mittags.
    Als ich aus der Straßenbahn steige, sitzt Sophie in ihrem Wagen, Hanna steht mit wehendem Blondhaar daneben. Die Nacht verlief gut und störungsfrei, höre ich, das Kind ist abgefrühstückt und hat eine saubere Windel bekommen – einer kleinen Erlebnistour mit der zuständigen Oma steht nichts im Wege. Küsschen links, Küsschen rechts – tschüss, Hanna, viel Vergnügen! Und los geht’s.
    Es ist heute zu kalt für einen Spielplatzgang und noch ein bisschen zu früh, um sich in beheizten Geschäften herumzudrücken. Deshalb schiebe ich Sophie in ihrem Wagen direkt ins Herz der Finsternis: zu McDonald’s. Dort bestelle ich einen McMuffin Bacon & Egg, eine Kreation aus Aufbackbrötchen, Käfigei und Industrieschinken. Zusammen mit dem Kaffee kostet der politisch inkorrekte Spaß 1,99   Euro. Kannste nicht meckern, wie der Brandenburger sagt. Weil ich weiß, dass Sophie nicht tatenlos danebensitzen wird, während ich esse, kaufe ich ihr ein Croissant. Ich hebe Sophie aus dem Wagen, hole einen Kinderhochsitz, setze uns beide an einen kleinen Tisch. Und dann schmausen wir. Heiß, fettig, salzig, süß – so schmeckt das Böse. Geil.
    Als Hanna und ihre Schwester noch klein waren, war McDonald’s unter pädagogischen Gesichtspunkten ein Tabu. Fuhren wir mit unserem Opel Corsa an einem dieser gelb-roten Plastikschuppen mit angeschlossenem Indoorspielplatz vorüber, wurde auf dem Rücksitz ein gurrendes Murren angestimmt. Man müsse mal pullern, ward aus Kindermündern zu hören, Hunger und Durst verspüre man auch. Ich als kluge Mutter hatte darauf nur eine Antwort. »Nein.« Dann setzte ich die Fahrt fort.
    War der Schuppen am Horizont verschwunden, hielt ich noch einen kleinen Vortrag des Inhalts, dass in derlei Läden »Dreck« verkauft werde, den wir uns nicht herablassen würden, in den Mund zu nehmen. Erschrocken schwiegen die Töchter. Vermutlich dachten sie wehmütig an den Kindergeburtstag ihrer Kitafreundin Elisa zurück. Den hatten

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