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Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition)

Titel: Als Oma bist du ja ganz nett: Wie meine Mutter ein Enkelkind bekam (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Maier , Hanna Maier
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Komponenten orderte, merkte man an: Hier kannte sich jemand richtig gut aus. Und ja, das McMuffin Bacon & Egg und der Milchkaffee mundeten hervorragend, Fett und Cholesterin machten aus mir eine glückliche Frau. Und seit diesem Morgen, an dem ich hungrig und gejetlagt in einem gelb-roten Plastikschuppen um Nahrung winselte, schmeckt mir das Zeug.
    An all das denke ich zurück, während ich also mit Sophie bei McDonald’s sitze. Stück für Stück schiebt sich meine Enkelin das warme Croissant in den Mund. Mhm, schön buttrig, denke ich, und ganz weit weg von den wertvollen Vollkornbreis und den Sesamkringeln, die das Biobusiness für Kleinkinder wie dich bereithält. Während ich einer schwer verkaterten und gepiercten Clubgängerin am Nebentisch beim Frühstücken zusehe, frage ich mich, ob das, was ich hier mit Sophie mache, überhaupt erlaubt ist. Werden da nicht gerade ein paar Synapsen ganz ungut Richtung Fast Food verschraubt? Und was ist mit den Enzymen, der ganzen Verdauung und den jungfräulichen Geschmacksknospen? Verderbe ich dieses Kind gerade mit Industriefraß – während meine eigenen Kinder einst nicht mal hoffen durften, einen McDonald’s jemals von innen zu sehen? Ich beschließe, Hanna nichts von unserem Ausflug zu erzählen. Sehr praktisch, so ein Enkelkind, das noch nicht sprechen kann.
    Kurz nach zwölf hat Hanna Vorlesungspause. Sophie freut sich, ihre Mama zu sehen. Ich erzähle ein bisschen von unserem Vormittag: dass wir im Park laufen geübt haben, dass Sophies Wasserflasche fast leer ist, derlei. Kein Wort von McDreck. Hanna schlägt vor, in der Mensa mittagessen zu gehen – Sophie liebe das. Nun denn, warum eigentlich nicht?
    In der Mensa schlägt uns ein höllischer Lärm entgegen. Tausende, wirklich Tausende junge Menschen sitzen an langen Tischen und essen, was die Kelle gibt. Ich nehme das vegane Essen, eine Art Reis mit Scheiß. Hanna wählt Pizza. Und dann stellt sie noch ein drittes Essen auf ihr Tablett. Auf dem Rand des Plastiktellers steht »Unser Kinderteller«. Darauf lagert ein käserunzliger Nudelauflauf, die Tomatensauce bildet schon einen Film. Das ist Sophies Studentenkind-Freiessen.
    Wir verdrücken uns mit unseren Speisen in die hinterste Mensaecke, die für Eltern und Kinder reserviert ist. Das Essen schmeckt gar nicht mal so grauenhaft für eine Großküche, finde ich. Nur Sophie isst nicht. Sooft ich auch versuche, ihr ein paar Nudeln in den Mund zu schieben, wirft sie den Kopf zur Seite. So drückt eine Einjährige ihre Abneigung gegen mieses Convenience aus. Recht hat sie, denke ich. Und dann sage ich zu Hanna: »Hab ich ganz vergessen zu erzählen: Wir waren heute Morgen bei McDonald’s frühstücken. Geil, sag ich dir!« Meine Tochter, die mütterliche Hüterin des Vollkornbreis, stutzt erst und lacht dann. »Ach, Mama!«, sagt sie. Und es klingt kein bisschen streng. Glück gehabt!

ERZIEHUNG
    EINE EINJÄHRIGE ZETTELT EINE U-BAHN-SCHLÄGEREI AN, UND DIE MUTTER SCHAFFT ÖFFENTLICHKEIT FÜR DIESES PROBLEM
    Sophie ist langsam alt genug, dass man sagen könnte: Es ist an der Zeit, sie zu erziehen. Sie beginnt, einen eigenen Willen zu entwickeln, will nur jene Schuhe und nicht diese tragen, und mit dem Essen ist das auch so eine Sache.
    Damals in der Schule hatte ich einen Pädagogikkurs, in dem ich gelernt habe, dass man nicht autoritär und auch nicht Laisser-faire vorgehen soll. Was bleibt, ist das demokratische Modell. Was heißt das denn, bitte? Konsensbildung mit einer Einjährigen? Diskursiv die sinnvollste Lösung finden mit Sophie, die sich nicht mal auf die Geschichte eines Buches konzentrieren kann? Abstimmungen, wenn sie noch nicht mal bis drei zählen kann? Ich beschreibe meinen Erziehungsstil gerne so: Ich schaue, wie ich durchkomme. Diese Taktik läuft bis jetzt ganz gut. Denn gerade bei Müttern ist davon auszugehen, dass sie die beste Mutter sein wollen. Das ist ideelle Demokratie. Und dass sie sich auch für die beste Mutter halten. Das wiederum ist Monarchie, ich allein bin die Königin. Denn so gut wie ich kennt keiner meine Tochter. Und solange sie mich liebt, mir ab und zu einen Kuss gibt und »Mama« sagt, scheint es ja ganz gut zu funktionieren. Und genau in dem Moment, wenn ich diesen Gedanken zu Ende gedacht habe, fällt mir noch etwas aus meinem Pädagogikkurs ein: Kinder lieben ihre Eltern bedingungslos. Immer. Egal, wie sehr die Eltern es verbocken, wie unglaublich übel sie zu ihren Kindern sind, Kinder haben in Bezug auf ihre

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