Als unser Kunde tot umfiel
brauchen. Im Gegenteil, das zeigt, dass Sie Situationen realistisch einschätzen können – eine wichtige Fähigkeit für einen Chef.
Zurück zum Feierabendgespräch
„Hast du nicht irgendein Tipp für mich, was ich beim nächsten Mal anders machen könnte?“, fragte mich Klaus. „Was bereitet dir denn die meisten Probleme?“, wollte ich wissen, um ihm nicht einen Monolog über irgendwelche Managementsysteme halten zu müssen. „Am meisten stört mich, dass ich immer kurz vor Abgabetermin ins Rotieren gerate. Andere Sachen müssen dann oft liegen bleiben, obwohl sie für mich nicht weniger wichtig sind. Hinzu kommt, dass ich mich bei Aufgaben, die ich nicht so gerne mache, zu gerne ablenken lasse. Auf einmal kümmere ich mich um Sachen, die ich unbedingt noch erledigen muss. Ich weiß das, aber ich tappe immer wieder in dieselbe Falle. Das Ende vom Lied ist dann, dass ich für die ungeliebten Aufgaben doppelt so viel Zeit brauche wie eigentlich nötig. Das ist für mich dann natürlich doppelte Bestrafung.“ Ich war überrascht, dass Klaus einen so klaren Blick auf die Dinge hatte. „Wie geht es dir, wenn du eine Aufgabe erledigt hast?“, wollte ich von ihm wissen. „Es kommt ganz darauf an, ob das Ergebnis für mich ein Erfolg war oder nicht. Wenn ja, bin ich immer sehr zufrieden und es geht mir auch gut.“ „Was meinst du genau mit gut?“, bohrte ich nach. „Vorher, wenn die Aufgabe noch zu erledigen ist, bin ich wie ein Getriebener und nachher fühle ich mich wie befreit, kann wieder an andere Dinge denken.“ „Na gut“, sagte ich, „was hältst du dann von folgenden Ideen?
Schreibe wiederkehrende Tätigkeiten auf und unterteile sie danach, ob du sie gerne machst oder ob sie dir eher Kopfschmerzen bereiten. Mache dir besonders für die ungeliebten Tätigkeiten einen konkreten Zeitplan. Rechne bewusst längere Bearbeitungszeiten ein, damit gleichst du die Ablenkungszeiten aus. Das nimmt dir den Stress, kurz vor Abgabetermin noch nicht fertig zu sein. Die Schwierigkeit wird sein, die ungeliebten Dinge nicht beiseite zu schieben, sondern genauso durchzuziehen wie alle anderen.
Nach einer erfolgreich erledigten Aufgabe nicht gleich in die nächste zu rennen, ist eine weitere Schwierigkeit. Gönne es dir, den Augenblick des Erfolgs zu genießen. Meistens reicht es schon, sich klarzumachen, dass man es geschafft hat, um diese Situation bewusst zu erleben.“
Klaus schaute mich an. „Das hört sich nicht schlecht an, ist aber sicher auch nicht einfach.“
Mir fallen Veränderungen auch schwer“, sagte ich, „daher finde ich es immer besser, Verhaltensänderungen so zu gestalten, dass ich mich nicht komplett verbiegen muss.“ „Das hört sich gut an“, sagte Klaus. „Auf die zukünftigen Aufgaben, die unser Leben nicht mehr zur Hölle machen“, sagte ich und erhob mein Glas.
7. „Lassen Sie es, ich kümmere mich selber darum ...“ Held oder Betreuer?
Selbstverständnis als Führungskraft – und was die Mitarbeiter über Sie denken sollen
„Sei einfach du selbst“, ist für Führungskräfte nicht immer eine zielführende Devise. Mit neuen Rollen kommen andere Erwartungen auf Sie zu. Hier erfahren Sie, wie Sie Ihre Führungsrolle klären – und so wahrgenommen werden, wie Sie es möchten.
„Oh, gleich kommt der Alte wieder, dann wird die Atmosphäre wieder total gruselig“, sagte Frau Hubert, Leiterin des Kundendienstes und meine Kollegin. Ich setzte mich im Meetingraum zu ihr. „Was hältst du denn von dem neuen Chef?“, wollte sie von mir wissen. „Na ja, es geht so“, antwortete ich ihr nicht ganz wahrheitsgemäß. Denn sein Führungsstil war in Wirklichkeit eine totale Katastrophe. Aber ich wollte mich dem allgemeinen Genörgel nicht anschließen. Obwohl unser neuer Chef erst vor gut sechs Monaten seinen Posten übernommen hatte, hatte er schon viel verbrannte Erde hinterlassen. „Jetzt sagen Sie doch schon“, ließ Frau Hubert nicht locker, „der kommt hierher und schmeißt so mir nichts dir nichts die kompletten Strukturen um, ohne vorher mit uns darüber zu reden. Und ganz ehrlich: Es weiß doch keiner hier, wer er ist oder was er mit dem Bereich noch vorhat. Ich möchte auch einmal wissen, wie der unsere bevorstehenden Beurteilungen machen möchte. Kein Mensch hat eine Ahnung, was er von uns erwartet.“ Ich sagte es nicht, aber sie hatte vollkommen recht. Ich nickte nur, um mich nicht in eine Diskussion zu verstricken. Dann kam Herr Wirtz, der Geschäftsführer des
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