Als wir eingeschneit waren
Freundinnen
radeln.
Doch war der Wind so stark, daß
Leena und Ritva ihre Fahrräder schieben mußten. Die Hühner waren draußen und
trippelten im Garten umher.
Da kam ein gewaltiger Windstoß.
Der warf die Stalltür ins Schloß, so daß sich auch das andere Scharnier löste
und die Tür auf den Hof fiel. Sie wäre beinahe auf den Hahn gefallen, doch der
schrie laut und rannte mit flatternden Flügeln über den Rasen. Gleichzeitig
wirbelten zwei Decken, die Mama über zwei Stühle gelegt hatte, hoch in die
Luft. Die eine segelte hinter die Stachelbeersträucher auf ein Huhn, das gerade
hier scharrte. Wir hörten nur noch sein halbersticktes Gackern. Die andere
Decke blieb auf dem Dach des Hühnerhauses hängen.
Arne und ich standen einfach da
und guckten. Denn alles geschah gleichzeitig. Der Hahn krähte weiter, Rulle
bellte, und aus dem Stall hörten wir lautes Stampfen und das Wiehern von
Blesse. Das Pferd hatte wohl Angst bekommen, als die Tür mit solchem Krach auf
den Hof fiel.
»Mama«, rief ich. Dann rief ich
»Papa«, denn es wäre besser gewesen, wenn Papa zu Hause geblieben wäre und sich
um den Stall gekümmert hätte, bevor er ganz und gar davonwehte. Aber Papa war
wohl irgendwo weit weg an der Landstraße beschäftigt. Mama kam herausgestürzt.
»O du große Welt«, schrie sie
und zog die Decke hinter dem Stachelbeerstrauch hervor.
Sie konnte ja nicht wissen, daß
ein Huhn darunter lag. Deshalb erschrak sie gewaltig, als plötzlich etwas
Weißes laut gackernd auf sie zugeflattert kam.
»O du große Welt«, schrie sie
noch einmal. Dann rief sie: »Arne, schließ die Tür zum Hühnerhaus, damit die
Hühner nicht wegwehen!«
»Aber die Hühner sind ja
draußen«, rief ich.
»Richtig«, rief Mama. »Mach die
Tür wieder auf und scheuche die Hühner hinein. «
Und als Mama den Kopf wendete
und nach Arne sah, erblickte sie die andere Decke auf dem Hühnerhausdach.
»Tiimo, Tiimo«, schrie sie. »Komm,
hilf mir die Decke holen!«
Ich lief hinzu und half ihr
zuerst einmal, die Decke hinter dem Stachelbeerstrauch hervorzuziehen. Dann
rannte Mama weg und legte die Decke auf die Veranda, während ich die Leiter
hinter dem Stall hervorholte.
Arne versuchte inzwischen, die
Hühner in den Hühnerhof zu jagen. Der Sturm war jetzt fast so stark wie in der
Nacht.
Mama hielt die Leiter fest, und
ich kletterte vorsichtig zum Hühnerhausdach hinauf. Zum
Glück hatte sich die Decke nur
ein wenig festgehakt. Vorsichtig nahm ich sie, aber gerade da kam ein Windstoß.
Die Decke blähte sich auf wie ein Segel und flog davon und ich mit.
Ich hörte, wie Mama aufschrie,
als ich durch die Luft segelte. Aber ich landete auf der Decke und tat mir
überhaupt nicht weh.
»Du hättest ja zu Tode stürzen
können«, sagte Mama böse.
Aber das war wohl nur deshalb,
weil sie Angst bekommen hatte. Wir halfen ihr, die Decke ordentlich
zusammenzulegen, aber als wir auf die Veranda kamen, war die andere Decke
wieder verschwunden.
»Arne«, rief Mama, »hast du die
andere Decke genommen?«
»Nein, aber nun habe ich bald
alle Hühner im Hühnerhof«, antwortete Arne. »Nun muß ich sie nur noch ins
Hühnerhaus reinbekommen.«
Inzwischen war ich um die
Hausecke gelaufen. Und da fand ich die Decke. Sie war kaum schmutzig. Mama nahm
beide Decken und trug sie in die Küche.
Der Sturm wurde stärker und
stärker. Es brauste aus dem Wald. Es heulte von den Telefondrähten. Es stürmte
um alle Hausecken.
Mama hatte eine Leine von der
Hausecke zum Stall und dann zu einem Baum gespannt. Über diese Leine hatte sie
Wolldecken und Bettdecken gehängt.
Aber jetzt kam der Sturm und
hob die Decken eine nach der anderen wie Luftballons in die Höhe. Sie segelten
davon. Einige wurden auf den Weg geweht. Eine flog direkt in den Bach. Und eine
noch weiter weg.
»O du große Welt«, rief Mama
immer wieder, während wir umherliefen und versuchten, alles zusammenzuraffen.
Arne und ich ergriffen jeder
ein Ende von einer Decke. Aber als wir sie Zusammenlegen wollten, wurde sie
vollständig vom Wind aufgeblasen, und wir schafften es nicht, sie zu halten.
Wir wurden weggeweht, quer über das Erdbeerbeet, und Arne fiel hin und schlug
sich sein Knie an einen Stein. Das wurde eine große Wunde, und Mama mußte im
Haus ein Pflaster holen und es daraufkleben.
»Jetzt fliegen auch die Kissen
weg«, rief sie plötzlich.
Da liefen wir hin und halfen
ihr. Sonst wären die Kissen wohl bis hinunter ins Dorf geweht worden.
Als wir gerade mit
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