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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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würden dich garantiert innerhalb von fünf Minuten in den Wahnsinn treiben«, aber Chrissie sagte, »nein, nein, ich liebe Kinder, und ich würde zu gern Lawrence und Jemima ein bisschen besser kennenlernen.«
    Dann sind alle nach Hause gegangen, Franssien und Mum haben gespült, Jemima und ich haben beim Abtrocknen geholfen und überhaupt nichts kaputtgemacht. Wir haben die Betten aufgedeckt, Franssien hat gesagt, sie schläft auf den Polstern vom Sofa, und Mum hat gesagt, »wir können dir doch unmöglich dein Bett wegnehmen«, aber das haben wir dann doch gemacht, weil wir ja sonst nirgends hinkonnten. Mum und Jemima sind sofort eingeschlafen, ich konnte sie atmen hören, aber ich konnte überhaupt nicht schlafen, ich
weiß auch nicht, warum. Autos sind vorbeigefahren, und manchmal haben Glocken gebimmelt, und die Gedanken in meinem Kopf haben ganz laut gesurrt und nicht wieder aufgehört. Ich dachte an die Autofahrt und die Giraffenfrau und Mum im Bett und an das Frühstück und ihre Gähnstimme. Irgendwann ist mir das Rumgeliege langweilig geworden, und ich bin aufgestanden und ans Fenster gegangen. In der Wohnung gegenüber waren Leute, die haben eine Party gefeiert und Wein getrunken. Ich hab sie ein bisschen beobachtet und gedacht, »ist das nicht seltsam, ist das nicht komisch?«, ich dachte, »was würden wohl Tommy Clarke und Ritchie Matthews und Mr. Simmons aus der Schule sagen, wenn sie wüssten, dass ich gar nicht mit einer Grippe zu Hause im Bett liege, sondern dass ich hier am Fenster stehe und mir in Rom eine Party angucke.«

Zweites Kapitel
    K aiser Caligula hatte eine Glatze, er hatte fast keine Haare auf dem Kopf, bloß am Körper, da war er sehr haarig. Er hatte Angst, dass die Leute ihn auslachen, deswegen hat er eines Tages ein neues Gesetz gemacht, in dem stand, dass keiner mehr über Ziegen reden durfte, weil Ziegen genauso haarig waren wie er, und keiner durfte oben über ihm drüberstehen und auf ihn runtergucken, und wer das trotzdem macht, wird hingerichtet. Caligula konnte jeden hinrichten lassen, der brauchte keinen Prozess oder so, wenn er die Straße runtergegangen ist, konnte er einfach mit dem Finger auf irgendwen zeigen und sagen, »der gefällt mir nicht«, und dann wurde er hingerichtet. Deswegen hatten alle Leute Angst vor ihm.
    Irgendwann hat einer zu Kaiser Caligula gesagt, er müsste mal einen Krieg führen, obwohl er noch nie einen geführt hatte. Caligula sagte, »in Ordnung.« Er ist mit seiner Armee bis nach Germanien marschiert und hat ein paar Schlachten geschlagen, aber die waren überhaupt nicht echt, nur vorgetäuscht, weil Caligula Angst hatte, dass er getötet wird, deswegen hat er seine eigenen Soldaten gezwungen, sich als Feinde zu verkleiden, und gegen sie gekämpft, weil er wusste, dann kann ihm nichts passieren.
    Danach ist er mit seiner Armee zum Ärmelkanal marschiert, gegenüber von England. England war schon viele
Jahre vorher von Julius Cäsar erobert worden, aber nicht richtig, deswegen konnte Caligula es noch mal erobern, wenn er Lust dazu hatte. Er hat seine Armee runter an den Strand geschickt und seine geladenen Pfeilschleudern und Steinschleudern in einer langen Reihe aufstellen lassen, und seine Soldaten haben sich gewundert, »was er wohl vorhat?«, sie dachten, »ob er England erobern will?« Da schrie Caligula plötzlich mit lauter Stimme, »ich befehle euch, Muscheln zu sammeln.«
    Die Soldaten dachten, »das ist seltsam«, sie dachten, »wieso befiehlt er uns so was?«, aber keiner sagte was, weil sie alle Angst vor ihm hatten, sie dachten, »wir müssen vorsichtig sein, sonst wird er wütend, und dann macht er irgendwas furchtbar Schlimmes.« Also haben sie gehorcht. Sie haben Muscheln gesammelt und sie in ihre Helme getan, bis die Helme voll waren. Wie sie fertig waren, sagte Caligula, »gut gemacht, Soldaten, das ist unsere Kriegsbeute, sie gehört uns, ein großer Sieg über das Meer.« Dann hat er ihnen Goldstücke gegeben, und sie haben sie genommen und nichts gesagt und so getan, wie wenn das alles ganz normal ist. Dann sind Caligula und seine Armee wieder zurück nach Rom marschiert und haben eine große Siegesfeier gemacht.
    Wie ich am Morgen aufgewacht bin, war Mum weg, bloß Jemima war noch da, falsch rum im Bett wie immer, sie ist schlimm, wenn sie schläft, weil sie sich immer dreht, wie ein Feuerkreisel, sie ist eine Strampelliese. Ich konnte Mums Stimme hören, sie klang irgendwie komisch, und ich wusste nicht, ob sie lacht

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