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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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und dann kam auch schon gleich Franssien raus, die lachen musste, wie sie uns in Ugos Käselaster gesehen hat. Franssien war aus Frankreich, sie hatte graue Krissellöckchen wie Zuckerwatte, und ich fand, sie war eine Katze, eine liebe Katze mit einem langen, dünnen, weißen Schwanz. Sie hat uns alle auf die Backe geküsst, und wie Ugo fast alles alleine reingetragen hat und Mum ihm Geld geben wollte, einen orangenen Euroschein, und er mit der Hand gewedelt hat, wie wenn er eine Fliege verscheucht, und »nein nein« gesagt hat, da hat Franssien ihn auch geküsst.
    Der Lift war echt klein, deswegen mussten wir ganz oft rauf und runter fahren, bis wir alles in Franssiens Wohnung hatten, die auch echt klein war. Wir haben alles neben der
Tür an der Wand aufgestapelt, so dass man kaum vorbeikonnte, ohne was runterzuschmeißen. Aber mein erster Gedanke war, »was für viele Töpfe«, denn sie hatte total viele Töpfe, manche winzig klein, manche größer als Jemima, die waren mit Mustern bemalt, und Franssien hat erzählt, dass sie die aus Afrika mitgebracht hat. Mum hat sich entschuldigt, dass wir so viel Gepäck haben, wir hätten nicht so viele Sachen mitnehmen sollen, sie sagte, »keine Angst, wir suchen uns sofort ein Hotel.« Aber Franssien sagte, nein nein, sie muss sich entschuldigen, dass ihre Wohnung so klein ist, es war wie ein Entschuldigungswettkampf. Sie sagte, sie wünscht sich, die Wohnung wäre größer, dann könnten wir ganz lange bleiben, aber wir müssten auf jeden Fall bei ihr übernachten, und außerdem hätte sie Mums Freunde von früher zum Essen eingeladen. Ich war froh, dass Mum den Entschuldigungswettkampf verloren hat, ich dachte, »Gott sei Dank«, weil ich nämlich echt müde war, ich wollte unsere Sachen nicht wieder mit dem Lift nach unten fahren, und ich konnte das Essen riechen, es hat echt lecker gerochen.
    Mum war aufgeregt, wie sie gehört hat, dass ihre Freunde von früher kommen, und sie hat gesagt, »aber das war doch wirklich nicht nötig, Franssien«, sie sagte, »und wen hast du eingeladen? Beppo womöglich auch?« Von Beppo hatte ich noch nie was gehört, ich dachte, »komischer Name«, und ich hab gefragt, »wer ist Beppo?«, und Mum hat gesagt, »nur ein alter Freund«, aber Franssien hat ein Gesicht gemacht, wie wenn sie grade aus Versehen was Ekliges gegessen hat, einen Käfer zum Beispiel, und ich dachte, »ich glaub, Franssien Katze kann diesen Beppo nicht leiden.« Sie sagte, »nein, leider nicht, ich hab ihn auch schon seit Jahren nicht mehr gesehen«, und Jemima sagte, »Beppo Beppo, kriegst was auf den Popo«, und da mussten wir alle lachen, am meisten Franssien, sie hat so gelacht, dass ihr ein bisschen
Spucke aus dem Mund gekommen ist, die musste sie mit den Fingern abwischen.
    Dann hat Franssien gesagt, dass Mum ihr unbedingt erzählen muss, was es alles Neues gibt, und sie hat viele kleine Häppchen hingestellt. Ich dachte, »die sehen aber gut aus«, Salami und Pizzas, die so klein wie Geldstücke waren, bloß konnte ich leider kaum was davon essen, weil wir dauernd wegen Jemima aufstehen mussten, die unbedingt mit den Töpfen spielen wollte, sie aufeinanderstapeln oder nach einem bestimmten Muster aufstellen. Ich dachte, »au nein, das gibt eine Katastrophe, die macht sie kaputt, und dann schickt uns Franssien doch noch in ein Hotel.« Mum hat zu ihr gesagt, »Lamikin, bitte, du hast mich gehört, lass das sein«, aber Jemima hat nicht zugehört, sie hört nie zu, sie wird bloß wütend und sagt, »lass mich in Ruhe.« Wir wollten die Töpfe oben auf die Regale stellen, aber das ging nicht, weil da überall schon welche drauf standen. Franssien hat gesagt, »ist nicht so schlimm, wenn sie kaputtgehen«, aber dann hatte ich eine gute Idee, ich sagte, »im Badezimmer sind doch nur ein paar Töpfe, die holen wir raus und sperren Jemima da drin ein, dann kann sie nichts mehr anstellen.« Aber das fand Mum gar nicht gut, sie sagte, »also bitte, Lawrence«, und ich dachte, »das wird dir noch leidtun, dass du nicht auf mich gehört hast, Mum. Warts nur ab.« Und dann hats geklingelt.
    Es war der Erste von Mums Freunden von früher, er hieß Gus und war groß und dünn und hatte komische Haare, wie ein dicker Bindfaden, und die Frisur hieß Pferdeschwanz, dabei war er gar nicht wie ein Pferd, ich fand, er war ein Hund mit einem ausgefransten Schwanz. Mum war echt überrascht, wie sie ihn gesehen hat, sie sagte, »mein Gott, Gus, ich hätte nie gedacht, dass du immer

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