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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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oder weint, und außer ihr hat sonst keiner geredet, und ich dachte, »au nein, was denn nun schon wieder?« Ich bin wie ein Wirbelwind aus dem Bett gesprungen und in das Wohnzimmer gelaufen, aber es war alles in Ordnung, sie hat telefoniert, deswegen hat sonst keiner geredet, und sie hat gelächelt. Wie sie fertig
war, sagte sie, »das war Chrissie, wir schlafen heute Nacht bei ihr.«
    Franssien war schon weg, zur Arbeit gegangen, aber sie hatte uns aus einem Café Frühstück geholt, Kroassongs, und meines war mit Schokolade drin, echt lecker. Mum hat gesagt, dass Franssien mir ein Buch dagelassen hat, damit ich was über Rom lesen kann, es hieß Krasse Kaiser und war aus einer Reihe die Geile Geschichte hieß. Ich hatte sogar schon mal eins davon gelesen, über Heinrich den Achten, das war echt interessant, vor allem, wie Heinrichs Koch ihn vergiften wollte und Heinrich ihn in seinem eigenen Topf gekocht hat. Dann hat es gepoltert, weil Jemima aufgewacht ist, ihr Kroassong hieß Crema, und sie hat sich das ganze Gesicht mit gelber Creme verschmiert, und wie Mum sie gebadet hat, hab ich noch ein bisschen in den Krassen Kaisern gelesen, die Geschichte vom Kaiser Caligula.
    Dann hat Mum gesagt, »also dann, Lesongfong, sehen wir uns Rom an.« Rom ist anders als alle anderen Städte, die ich je gesehen hab. Die Straßen sind total eng, wie Gassen, und sie führen immer wieder im Kreis rum, wie in einem Labyrinth, und Mum hat gesagt, manchmal verlaufen sich sogar die Römer da drin, obwohl wir uns nur zweimal verlaufen haben. Man muss auf den Verkehr aufpassen, besonders die Motorräder, die ganz plötzlich um die Kurve geschossen kommen, das dürfte es gar nicht geben, das müsste verboten sein. Wenn man eins kommen hört, muss man sofort mit dem Rücken zur Wand stehen bleiben, und wir mussten Jemima ganz oft festhalten. Die Häuser sind angemalt, die meisten orange, und die Farbe ist ganz fleckig, deswegen dachte ich, »die sind alt und dreckig«, dabei sollen die so sein, das ist Absicht, sie sind wirklich wunderschön und viel schöner als die Häuser bei uns im verregneten England, die alle gleich aussehen, hat Mum gesagt.

    Zuerst haben wir uns einen Platz angeguckt, der Piatza Nawona heißt, der ist lang und schmal, weil er im alten Rom ein Stadion für Wagenrennen war, aber jetzt gibt es da bloß noch Brunnen. Die sind echt berühmt, und an dem größten sind wir ein bisschen stehen geblieben und haben zugeguckt, wie er tropft. Mum hat gesagt, »ist es hier nicht herrlich?«, und sie hat so gestrahlt, dass ich schon Angst hatte, sie platzt vor Freude. Ich dachte, »das ist gut, wahrscheinlich wird sie jetzt ewig lange nicht mehr traurig.« In dem Brunnen hocken vier dicke Männer, und Mum hat gesagt, sie sind Flüsse, was ich nicht ganz verstanden hab, der eine hat sich den Arm vor die Augen gehalten, wie wenn ihm gleich einer ein Ei an den Kopf schmeißt, und Mum hat gesagt, »über den gibts eine interessante Geschichte, Lawrence«, aber die hat sie mir nie erzählt, weil Jemima über das Geländer geklettert ist, das so niedrig war, dass da jeder drüber gekommen wäre, sogar ne Katze, sie hätten es viel höher machen müssen, so hoch wie einen richtigen Zaun. Deswegen mussten wir sie einfangen, damit sie nicht in den Brunnen steigt. Ich glaub, sie wollte die Hand in den Fisch stecken, in den das ganze Brunnenwasser reinfließt, denn es fließt dem Fisch genau ins Maul, wie in einen großen Abfluss, und ich dachte, »da hast du aber Glück gehabt, Jemima, dass wir dich da rausgeholt haben, sonst wärst du vielleicht noch reingefallen und für immer verschwunden.«
    Danach haben wir uns noch was angeguckt, das hieß das Panteon, das hat ein riesengroßes Loch im Dach, aber es ist nicht kaputt. Die Römer haben es extra so gebaut, und wenn es regnet, fällt der Regen einfach durch und läuft durch kleine Löcher im Boden ab, es ist eins der berühmtesten Bauwerke der Welt. Wir haben uns auf eine Bank gesetzt, und wie ich durch das Loch geguckt hab, konnte ich fliegende Vögel sehen, und Mum hat gesagt, das sind Möwen, weil Rom in der Nähe vom Meer liegt. Ich hab
Mum gefragt, ob Kaiser Caligula wohl mal in dem Panteon war, und sie hat gesagt, »kann gut sein.« Ich glaub schon, dass es ihm gefallen hätte, weil keiner irgendwo draufsteigen konnte, es gab ja nur Wände, und deswegen konnte auch keiner runtergucken und seine Glatze sehen, und er musste keinen hinrichten lassen.
    Nach dem Mittagessen sind wir

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