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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Kneale
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zu mir gekommen, sie hatte bis dahin noch gar nichts gesagt, deswegen war sie jetzt wohl an der Reihe. Sie war nicht fies, sie hat gesagt, »hau lieber keine kleinen Kinder, hm?«, und dann hat sie mich ein bisschen angelächelt. Aber Mum stand genau daneben, und sie hat ein stinksaures Gesicht gemacht und gesagt, »das hab ich Lawrence schon klargemacht, Franssien.« Von da an gings noch mehr bergab, Franssien hat Mum mit zusammengekniffenen Augen angeguckt und gesagt, »was hab ich dir eigentlich getan, Hannah? Warum redest du nicht mit mir, warum behandelst du mich so?«, ich dachte, »au nein, was passiert jetzt, was sagt sie nun?«, aber dann kam alles anders, wie ich gedacht hab, denn Mum hat plötzlich total gelacht, wie wenn sie das lustig findet, und mit lauter Stimme gesagt, »ich weiß überhaupt nicht, was du meinst.« Aber das hat kein bisschen was genützt, weil Franssien nämlich gesagt hat, »Herrgott noch mal«, und dann haben sie sich bloß noch angeguckt, aber mit Augen wie Strahlenpistolen. Da bin ich auf einmal wütend geworden und hab gesagt, »hört auf damit, das ist ja schrecklich«, und das hat tatsächlich funktioniert, sie haben mich beide angeguckt, wie wenn es ihnen leidtut.
    Hinterher sind wir durch die Gräber zurückgegangen, und Mum ist total langsam gegangen, bis Klaudio und Tschintzia und Gabrielle und Franssien einen Riesenvorsprung hatten. Ich dachte, »au nein, jetzt schimpft sie mich aus, da hat sie nur drauf gewartet«, aber sie hat nicht geschimpft, sie hat mit einer ganz leisen Stimme geredet, wie wenn sie müde ist. Sie hat gesagt, ich muss verstehen, dass es nicht leicht für Gabrielle ist, weil wir bei ihnen wohnen und ihre Wohnung so klein ist, sie hat gesagt, ich soll mir mal vorstellen, wie es mir geht, wenn lauter fremde Leute bei uns im Wohnzimmer schlafen und ich nicht fernsehen
kann, wann ich will. Also hab ich gesagt, »ja, Mum, es tut mir auch leid«, aber insgeheim war ich immer noch froh, dass ich an seinem Ohr rumgemacht hab. Wie wir in die Autos eingestiegen sind, hat er mich angeguckt, und der Blick hieß, »warte nur, ich krieg dich noch«, aber das war mir egal. Mein Blick, mit dem ich ihn angeguckt hab, war nämlich besser, der hieß, »du kannst mir überhaupt nichts, Gabrielle Garkeintier, weil du viel zu klein bist, pass auf, sonst mach ich dir den Caligula.«
     
    Papst Bonifatius VIII. war der achte Bonifatius, er war groß und hatte eine laute Stimme, und wie er Papst geworden ist, hat er sich gedacht, »ich werde der gefürchtetste Papst aller Zeiten.« Wenn ihn irgendwer geärgert hat, hat er gesagt, »entweder du machst, was ich sage, oder ich verpetz dich beim lieben Gott, dann kommst du in die Hölle.« Und das hat gewirkt. Alle hatten Angst vor ihm, er hat die ganzen Könige von England und Frankreich usw. usw. rumkommandiert, er war wie ein Kaiser.
    Eines Tages sind seine ganzen Brüder und Schwestern und Onkel und Tanten zu Besuch gekommen und haben gesagt, »Bonifatius, bitte hilf uns, wir haben kein Dach überm Kopf, wir sind verzweifelt.« Bonifatius dachte, »ach Gott, ich muss meinen armen Verwandten helfen.« Also hat er ihnen jede Menge Ländereien und Städte verschafft, die hat er mit seinem Papstgeld gekauft oder von seiner Armee erobern lassen, und seine Verwandten wurden Fürsten und Fürstinnen und hatten wunderschöne Paläste. Aber das hat nicht gereicht, weil er noch mehr arme Verwandte hatte, die auch kein Dach überm Kopf hatten. Bonifatius dachte, »au nein, jetzt sind ja kaum noch Ländereien und Städte übrig, was soll ich bloß machen?«
    Dann hatte er eine Idee. Es gab eine sehr berühmte Familie, die Colonnas, die waren stinkreich, weil sie auch schon
oft Papst gewesen waren, sie hatten jede Menge Ländereien und Städte, und Bonifatius dachte, »genau die Richtigen.« Aber wie er angefangen hat, ihnen ihre Ländereien und Städte wegzunehmen, sind die Colonnas total wütend geworden und haben gesagt, »eigentlich dürftest du gar nicht Papst sein, Bonifatius, du hast geschummelt.« Also genau wie bei Papst Stephan, der Formosus ausgegraben hat. Da ist Bonifatius natürlich auch total wütend geworden, er hat gedacht, »ich hasse diese Colonnas, die haben so viele Ländereien und Städte, und meine armen Verwandten haben kein Dach überm Kopf, die müssen ihre ganzen Sachen in einem großen Karren mit sich rumfahren.« Er hat gesagt, »ich erkläre euch den Krieg, Colonnas, aber das wird kein normaler Krieg, das wird

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